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Waldbau

Zukunftsfähige Wälder brauchen Zeit

Waldzukunft
Stephan Herbert Fuchs
am Montag, 23.12.2019 - 08:18

WBV Bamberg: Diskussion in Steinfeld über die Zukunft des Waldes

Steinfeld/Lks. Bamberg - Alle sind guten Willens, doch wirklich weiter hilft das keinem. Ein wenig Resignation war schon zu spüren bei der Diskussions- und Informationsveranstaltung mit dem Titel „Hat unser Wald noch Zukunft?“, die von der Waldbesitzervereinigung Bamberg in Steinfeld veranstaltet wurde.

Die Analyse ist einfach: die Temperaturen waren in den beiden zurückliegenden Jahren zu hoch, die Niederschläge zu gering. In der Folge ist es in relativ kurzer Zeit viel wärmer und gleichzeitig viel trockener geworden. Das haut die stärkste Fichte um, möchte man sagen, und tatsächlich wird die Situation von den Waldbesitzern aktuell als katastrophal eingeschätzt.

Vor zwei Jahren war die Welt noch in Ordnung, sagte Forstoberrat Gregor Schießl, Abteilungsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft in Bamberg. „Nun aber schaut es böse aus um die Zukunft des Waldes.“ Schießl sprach von starken Schäden an den Nadelhölzern, von großflächigem Absterben der Kiefernbestände, von einem streckenweisen Komplettausfall der Tannenbestände, von dramatischem Absterben der Buchenwälder und von starken Schäden an Laubhölzern. Fichten zum Beispiel, seien einfach vertrocknet, da habe es gar keinen Käfer mehr gebraucht, so der Fachmann.

Aus Einnahmen werden Ausgaben

Schießl machte eine einfache Rechnung auf: Ein Kleinwaldbesitzer mit 3,6 ha Fläche, bei dem die Hälfte vom Borkenkäfer betroffen ist, sei nun gezwungen, das Holz aufzuarbeiten, zu verwerten und die Fläche zu räumen. Nimmt man 540 Festmeter Schadholz an, koste die Aufarbeitung rund 5400 €. Bei 2,50 € pro benötigter Pflanze komme man trotz staatlicher Förderung von 1,10 €/Pflanze auf 7560 €. Macht alles in allem fast 13 000 € an Kosten, um die Schadenssituation zu beheben. Früher hätte der Waldbesitzer für die gleiche Holzmenge eine stattliche fünfstellige Summe bekommen.

„Da ist noch mehr Unterstützung notwendig“, sagte der Landtagsabgeordnete Holger Dremel aus Scheßlitz. Er rief dazu auf, die besondere Situation Oberfrankens immer wieder nach München zu tragen. Der Wald habe Zukunft, aber es würden noch große Anstrengungen notwendig sein. Ein weiteres Problem sah die Vorsitzende der WBV Bamberg, Angelika Morgenroth, in der Gesellschaft. Viele Menschen würden Waldbesitzer völlig zu Unrecht als die Schuldigen ausmachen. Dabei seien es gerade die Waldbesitzer, die große Leistungen für die Gesellschaft erbringen.

„Wir brauchen halt etwas Zeit, um zukunftsfähige Wälder zu schaffen“, so Andreas Hahn von der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft. Der Wald werde nicht sterben, aber er werde sich verändern, und zwar in Richtung lichte, südländische Wälder. Eine Baumart ganz ohne Schädlinge werde es aber auch in Zukunft nicht geben. Holz sei der Rohstoff des nächsten Jahrtausends, machte der Steinfelder Revierleiter Michael Bug den Waldbesitzern Hoffnung. Grund dafür ist, dass Holz der einzige Rohstoff ist, der nachwächst.

Weniger dramatisch sah Muhidin Seho vom Bayerischen Amt für Waldgenetik in Teisendorf die Situation. Klimatolerante Baumarten müssten ganz schnell her. Im Zusammenspiel mit heimischen Baumarten würden sie künftig das Rückgrat des Waldes der Zukunft bilden. Ähnlich wie auf dem Aktienparkett empfahl Seho den Waldbesitzern, das Risiko auf mehrere Baumarten zu verteilen.