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Waldbau

Das Wetter wird immer extremer

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Externer Autor
am Freitag, 16.11.2018 - 09:17

Das Forum „Waldkontroversen“ an der Universität Bayreuth zeichnet ein düsteres Bild von den Auswirkungen des Klimawandels.

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Eines steht fest: Der Wald wird ein anderer werden. Die Veränderungen scheinen vor dem Hintergrund des Klimawandels das einzige Beständige zu sein. Dieses Bild zeichnete das 2. Forum „Waldkontroversen“, das die Campus-Akademie für Weiterbildung, das Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung und der Ökologisch-Botanische Garten an der Universität Bayreuth veranstaltet haben.
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Konkrete Ergebnisse, wie der Wald der Zukunft mit dem Klimawandel zurechtkommen kann, stellte Christian Ammer, Professor für Waldbau und Waldökologie an der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen den rund 120 Vertretern der Staatlichen Forstverwaltung, des Privatwaldes, der Jagd und des Naturschutzes vor. Je unterschiedlicher die Baumarten und ihre Ansprüche sind, umso eher sind positive Effekte zu erwarten, das heißt, umso besser können die Bäume trockene Phasen tolerieren. Die Begründung von Mischbeständen bezeichnete der Waldprofessor als eine Option, um den Klimawandel zumindest etwas abzufedern. Ammer nannte dabei die Große Küstentanne, die Schwarzkiefer, die Douglasie und die Roteiche als zu empfehlende Arten, für die einiges spreche.
Was die Bestandsbehandlung angeht, so setzt der Fachmann auf Durchforstung. Je stärker durchforstet wird, umso mehr Wasser komme in den Boden. Ammer sprach von kräftigen, aber nicht zu starken Durchforstungen, die das Trockenstressrisiko gerade in Fichtenbeständen wirkungsvoll begrenzen könnten. Er stellte aber auch klar, dass die genannten Optionen die Symptome des Klimawandels lediglich lindern, die Ursachen aber nicht bekämpfen können. „Hier sind wir vielmehr in unserer Rolle als Konsumenten gefordert“, so Ammer.
Der Klimawandel ist längst im Gange, das stellte einmal mehr Johannes Lüers von der Abteilung Mikrometeorologie an der Universität Bayreuth klar. Alle Messreihen zeigten seit Mitte der 1980er Jahre einen Knick nach oben, auch in Oberfranken. Seitdem gebe es immer mehr heiße Tage und immer weniger kalte Tage, Oberfranken werde wärmer, und zwar zu allen Jahreszeiten. Dazu kommt es nach den Worten des Wissenschaftlers, dass Starkregenereignisse sowohl an Häufigkeit, als auch an Intensität zunehmen und dass es schon lange keinen einzigen Monat mehr mit Dauerfrost gegeben hat.
Das wiederum führe zu neuen Schädlingen und Baumkrankheiten, so Ralf Petercord von der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft. Insekten reagierten etwa durch eine schnellere Generationenfolge, durch ein erhöhtes Vermehrungspotenzial, durch eine Zunahme der Aggressivität und durch die Änderung der Verbreitungsgebiete auf den Klimawandel. „Es gibt keine Baumart ohne Risiko“, sagte Petercord. Klare Gewinner des Klimawandels seien schon jetzt der Eichenprozessionsspinner oder etwa der Schwammspinner. Sogenannte Jahrhundertsommer kämen jetzt schon alle drei bis fünf Jahre, zeichnete Petercord ein düsteres Bild. „Extreme werden extremer“, sagte er. Für den Wissenschaftler stand deshalb auch fest: „Wir werden die Fichte über kurz oder lang auf einer ganz großen Fläche verlieren.“ Stephan Herbert Fuchs