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Sommertour

Weinbau: Die Würfel sind gefallen

Wein-Sommertour Engelmann
Dr. Gabriele Brendel
am Mittwoch, 16.09.2020 - 09:24

Sommertour des Bezirkstagspräsidenten führt zu zwei Weingut-Übernehmern.

Unter dem Motto „Aufbruch – Struktureller Wandel in der fränkischen Weinwirtschaft“ stand die diesjährige Sommertour des Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel. Begleitet wurde er von den Fachberatern für Kellerwirtschaft Hermann Mengler und Jochen Körber sowie Weinbaupräsident Artur Steinmann und Weinkönigin Carolin Meyer. Mit den Weingütern Leininger (Eibelstadt) und Rainer Sauer (Eschern- dorf, Landkreis Kitzingen) wurden zwei Betriebe besucht, bei denen die Stabsübergabe an die nächste Generation bevorsteht.

Strukturwandel:Wachsen oder weichen

Wein-Sommertour Weinkeller Sauer

Es ist eine grundlegende Veränderung der weinbaulichen Betriebsstrukturen erkennbar: Die Zahl der Kleinbetriebe geht stetig zurück, die großen Betriebe wachsen. Dabei konnte bei den Weingütern über zehn Hektar der größte Zuwachs verzeichnet werden.

In den 70er Jahren war der reine Weinbaubetrieb noch die Ausnahme und der fränkische Mischbetrieb Standard. Aus dieser Zeit stammt die hohe Anzahl der Kleinstbetriebe mit weniger als einem Hektar Weinberge. Diese meist nicht im Haupterwerb bewirtschafteten Rebflächen wurden meist bei einer Erzeugergemeinschaft oder Genossenschaft abgeliefert. Gab es im Jahr 2000 noch zehn solcher Zusammenschlüsse mit 4300 Mitgliedern, so sind es heute nur noch fünf Zusammenschlüsse mit rund 2800 Mitgliedern.

Das Alter der Weinbergsbesitzer und die teilweise nicht vorhandene Bereitschaft der nächsten Generation die Arbeit in den Weinbergen weiterzuführen, sind unter anderem Gründe für diese Veränderungen. Bei vielen Betrieben stellt sich aktuell die Frage: Wachsen oder weichen? Bei den beiden Betrieben, die Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel auf seiner Weinbauinformationsfahrt besucht hat, sind die Würfel bereits gefallen.

Ein Schreibtisch-Job ist unvorstellbar

In Eibelstadt bereitet sich Florian Engelmann (26) auf die Betriebsübernahme vor. Beruflich hatte er zunächst andere Pläne und studierte Betriebswirtschaft. „Früher hat mich der Betrieb eher abgeschreckt. Heute liebe ich ihn und kann mir gar nicht vorstellen, einen Schreibtischjob zu machen.“ Durch den Fersenbruch seines Vaters zu Beginn der Weinlese 2015 musste er aushelfen und den Betrieb führen.
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten entschied der Sohn schließlich, in das Weingut einzusteigen und es in etwa fünf Jahren zu übernehmen.Ein Meilenstein für die betriebliche Entwicklung war für ihn die Aufnahme bei der Winzergruppierung Frank & Frei. Die Weinbergsfläche möchte Engelmann auf 15 ha vergrößern. Er will eines Tages zu den besten Erzeugern Frankens gehören.
Daniel Sauer (37) vom Weingut Rainer Sauer wird den elterlichen Betrieb bereits im kommenden Jahr übernehmen. Nach Praktika im Ausland und seinem Geisenheimer Studium ist der Diplom-Oenologe 2006 als Kellermeister im Familienweingut eingestiegen. Im Jahr 2011 wurde er von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft als „Jungwinzer des Jahres“ ausgezeichnet. 2008 fing Daniel Sauer auf einer Teilfläche mit der Bewirtschaftung nach den Richtlinien des biodynamischen Weinbaus an, mittlerweile hat sich dies auf der Gesamtfläche durchgesetzt.
Nach Renovierungsarbeiten erstrahlt das Weingut in neuem Glanz. „Es geht sicher anders weiter nach der Übergabe, aber das ist gut so“, erklärt Vater Rainer Sauer.