
Schritt für Schritt in Richtung noch mehr Nachhaltigkeit: Auf 1,5 ha rund um die Hofstelle baut Familie Drechsler in Nürnberg-Almoshof Gewächshausgemüse an. Weitere 1,5 ha Freilandfläche sind verpachtet. Im Winter sind die Häuser mit allen Arten von Salaten belegt, unter anderem mit Rucola, Feldsalat und Babyleaf-Salaten. Im Sommer dienen sie der Zucchini-, Tomaten-, Paprika-, Auberginen- und Bohnenproduktion.
Vor allem die Kalthausfläche bietet der Familie die Chance, mit ihrem Gemüse die zeitliche Angebotslücke zwischen den Warmhausprodukten und der Freilandproduktion der Kollegen zu füllen. Zucchini können zum Beispiel bereits im März im Kalthaus gepflanzt werden.
Nach einem mehrjährigen Anbau in Substraten ist die Familie wieder zum Anbau im Boden zurückgekehrt. Das könnte ein Schritt Richtung Bio-Produktion sein, mit dem Melanie und Thomas Drechsler bereits liebäugeln. Dazu passt auch, dass statt Mulchfolie meist Stroh verwendet wird. Es vermeidet den Kunststoffeinsatz und fördert zudem Bodenstruktur und Bodenleben. Ein 6000 m²-Flächentausch hatte es 2018 möglich gemacht, die Folien- und Gewächshausfläche um sechs weitere Folienhäuser (je 500 m²) zu erhöhen. Beheizbar, mit Erdgas, sind insgesamt 1,2 ha.
Eine Investition steht an

Im Salatanbau möchte Thomas Drechsler demnächst testen, ob weiße Mulchfolie durch ihre Lichtreflektion zu höherem Ertrag führt. Ein größeres Lichtangebot könnte auch die Wirkung der Turbulatoren verstärken, mit denen alle heizbaren Häuser inzwischen ausgestattet sind. Die Geräte wirbeln warme Luft und CO² nach unten, fördern so die Assimilation, helfen Heizkosten sparen und ermöglichen den Anbau trockener zu halten und damit den Ausfall zu verringern.
Am besten wäre es, wenn die dafür notwendige Energie aus einer Solaranlage zur Eigenstromgewinnung käme. Familie Drechsler wird diese Investition demnächst angehen. Ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und CO²-neutraler Produktion. Auch beim chemischen Pflanzenschutz versucht Thomas Drechsler zu reduzieren, wo es nur geht. Um möglichst wenig zu riskieren, testet er in einem separaten Gewächshaus andere Bekämpfungsmöglichkeiten aus, auch den Einsatz von organischen Düngern, wie von Hornspänen.
Ausgleich in der Pferdehaltung
Den Ausgleich zu ihrem Gemüsebaualltag finden Melanie und Thomas Drechsler, wie schon Generationen vor ihnen, in der Pferdehaltung. Zwölf Kaltblüter (Noriker, Süddeutsches und Polnisches Kaltblut) gehören zurzeit zum Betrieb und sind längst zu seinem zweiten Standbein geworden. Mit Kutschfahrten und Teilnahme an Festumzügen sollten eigentlich nur die Kosten für Futter, Hufschmied, Tierarzt und eine Hilfskraft hereinkommen. Inzwischen hat das Betriebsleiterpaar sein Angebot mit Elan und Begeisterung erweitert: Buchbar sind zum Beispiel Planwagenfahrten, mit anschließendem Kuchen- oder Brotzeitbuffet im 2020 erbauten Kutscherstüberl. Für den Sommer steht auch ein Ofen für Flammkuchen oder Pizza bereit. Interessierten Gästen zeigen Drechslers zusätzlich gerne ihren Betrieb. Sie nutzen die Gelegenheit, den manchmal etwas naturfernen Großstädtern Einblick in die Höhen und Tiefen des Gemüsebaus zu geben.