Heilbronn/Lks. Ansbach - Will Landwirtschaftsminister Cem Özdemir die Nutztierhaltung in Deutschland abschaffen? Diese Frage stellen sich angesichts steigender und immer kurzfristig geänderter Auflagen viele Tierhalter. Zusammen mit der Schweinehalterin Nadine Krieg aus Adelshofen-Haardt und dem Putenmäster Simon Herrmann aus Volkertsweiler richtete Ansbachs BBV-Kreisobmann Reinhold Meyer auf dem Hof von Andreas und Ilona Zeh in Heilbronn bei Feuchtwangen einen Appell an die verantwortlichen Agrarpolitiker, den Landwirten mehr Planungssicherheit zu geben.
„Es fehlt nicht an der Bereitschaft von uns Landwirten, das von der Gesellschaft gewünschte Tierwohl zu steigern“, sagte er. Aber verschiedene Anforderungen seien schlicht unmöglich zu erfüllen. Die verpönte Anbindehaltung ist auf dem Hof der Familie Zeh längst vorbei. 2010 wurde ein neuer Laufstall gebaut. Um künftig jeder Kuh mehr Platz einzuräumen und Bewegung in einem Laufhof zu ermöglichen, wurde vor drei Jahren ein Stallumbau geplant. Doch infolge von Corona haben sich die Baupreise von einer halben auf eine ganze Million Euro verdoppelt. Ilona Zeh sagt dazu, dass angesichts solcher Summen eine Gewähr gegeben sein müsste, dass ein neues Stallsystem dann auch 20 Jahre genutzt werden dürfe.
Tendenz zur Betriebsaufgabe nimmt zu
Dass sich die Zahl der Schweinehalter in den vergangenen zwölf Jahren halbierte, ist hinlänglich bekannt. Doch nach den neuesten Vorgaben aus Berlin könnte sich die Tendenz zu Betriebsaufgaben erneut beschleunigen. Nach langer Zeit nicht kostendeckender Preise haben sich diese zwar erholt, doch kamen neue Probleme hinzu.
Wie Nadine Krieg aus Adelshofen berichtet, hat der Ukrainekrieg die Futterpreise derart ansteigen lassen, dass Abnehmer der Ferkel die Schweinemast aufgegeben haben und ihr Getreide verkauften. Nadine Krieg und ihr Vater haben deshalb einen leeren Stall gepachtet und mästen nun die erzeugten Ferkel selbst. Doch mittlerweile hat Nadine Krieg Zweifel und weiß nicht, wie es weitergehen soll, wenn den Tieren fast doppelt so viel Platz wie bisher eingeräumt werden soll und ihr noch mehr Steine in den Weg gelegt werden.
Putenmäster Simon Herrmann steht zwar nicht vor der Herausforderung, umbauen zu müssen. Doch nach den Vorgaben aus Berlin müssten die Tierzahlen um ein Drittel reduziert werden. Herrmann hat zwar nichts dagegen, den Tieren mehr Platz einzuräumen, doch müsse dies auch im Einklang mit der Nachfrage nach deutschem Fleisch erfolgen. Der Junglandwirt sorgt sich, dass Deutschland dem Beispiel Österreichs folgen könnte, wo nach einer Reduktion der Besatzdichte der Selbstversorgungsgrad auf 30 % sank.
Enttäuschung über aktuelle Agrarpolitik
Wie Reinhold Meyer feststellt, sei die Enttäuschung und Frustration über die Agrarpolitik nicht nur bei den Tierhaltern groß. Die Auflagen in Roten Gebieten und entlang von Gewässern sowie das Düngeverbot für Wintergerste und Zwischenfrüchte im Herbst stoße auf Unverständnis. Alles in allem stelle sich die Frage nach einer ausreichenden Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln.