Mitte April hat die Haupternte am Spargelhof der Familie Amberg im unterfränkischen Weinort Michelbach (Lks. Aschaffenburg) begonnen. Aus dem nahegelegenen Hessen, Alzenau und dem Kahlgrund kommt die Kundschaft in einem Umkreis von 30 km zum Einkaufen in den Hofladen. Neben dem hauseigenen grünen und weißen Spargel steht auch ein überschaubares Sortiment an heimischen Weinen, Spirituosen, Whiskey, Käse, Kochkäse, Eier, Kartoffeln, Sauce Hollandaise und ab Mai Erdbeeren aus der Region im Angebot. Auf Wunsch gibt es auch geschälten Spargel. In einer Stunde schält die Maschine bis zu 2500 Stangen, die einzeln von flinken Händen eingelegt werden müssen.
Vor circa 40 Jahren hatten Hans und Gerlinde Amberg mit dem Spargelanbau begonnen. Ihre Haupteinnahmequelle war zuvor die Schweinemast. Als die Einnahmen daraus sanken, hatten sich die Eltern des heutigen Betriebsbesitzer Michael Amberg nach einer Alternative umgeschaut. Zur damaligen Zeit war der Spargelanbau in Michelbach schon etabliert. Aufgrund der zunehmenden Nachfrage wurde die Fläche schrittweise größer.
Aus einst einem halben Hektar sind bis heute 4 ha Spargelanbaufläche geworden, wovon 1 ha dieses Jahr neu angelegt wurde. Angebaut werden derzeit in Michelbach die Sorten Ramires, Backlim, ein Grünspargel namens Xenolim, Prius und Frühlim. Die Wurzeln können bis zu 2 m tief in das Erdreich hineinwachsen. In Deutschland beschränkt sich der Anbau auf circa 20 bis 30 Sorten. Die einjährigen Spargelsetzlinge kauft Familie Amberg schon von jeher bei der Firma Sterk in Großlangheim bei Kitzingen.

Der Spargelhof Amberg in Michelbach.
Pilzbefall ist ein Hauptproblem
Im dritten Anbaujahr kann mit der ersten reduzierten Erntemenge begonnen werden. Im vierten Jahr wird der Spargel voll geerntet. Insgesamt kann eine Plantage, je nach Pflege, bis zu zehn Jahre beerntet werden. Danach darf auf dem gleichen Feld zwanzig Jahre kein Spargel angebaut werden, damit bodenbürtige Krankheiten verschwinden. Erst danach ist eine Wiederbepflanzung möglich.
Wenn der Spargel herauswächst ist das Hauptproblem der Pilzbefall, auch Stemphylium und Spargelrost genannt. Mittlerweile werden dagegen zur Hälfte Bekämpfungsmittel eingesetzt, die auch beim biologischen Anbau erlaubt sind, zum Beispiel Kupfermittel oder Kumar. Die anderen Spritzmittel wirken systemisch.
Nach der Ernte wird der Spargel bis zum Herbst viermal mit Fungiziden behandelt, damit das Laub gesund bleibt und wieder genug Kraft für die Erträge im nächsten Jahr einlagern kann. In der ersten Saison werden bei Ambergs nur 4 bis 5 t der Jungspargel pro Hektar abgeerntet, und dann die darauffolgenden Jahre 8 bis 10 t. Je älter die Spargelfelder sind, um so weniger Ertrag bringen sie.
Normalerweise helfen jedes Jahr die gleichen fünf oder sechs polnischen Stammkräfte. Wegen der Angst vor Corona und der Tatsache, dass zuhause besser bezahlte Jobs gefunden wurden, sind dieses Jahr nur drei gekommen. Zwei weitere Erntehelfer aus Rumänien konnten durch eine Vermittlungsagentur gefunden werden. Sie wohnen während der Spargelerntezeit im Haus der Familie Amberg, die im Keller eine Wohnung ausgebaut haben.
Erntehelfer in Arbeitsquarantäne
Alle Erntehelfer mussten bevor sie nach Deutschland einreisen konnten, einen maximal 48 Stunden alten PCR-Test vorweisen. Anschließend durften sie beim Spargelhof Amberg in Arbeitsquarantäne gehen, sprich sie durften fünf Tage lang nur Acker und Hof betreten. Bei erneuter Negativtestung dürfen sie dann einkaufen gehen und sich frei, ohne Ortsbegrenzung in Deutschland bewegen. „Das funktioniert eigentlich recht gut und ist recht praktikabel“, sagt Michael Amberg.
Von Vorteil wäre, wenn die Helfer und Helferinnen, die zur Ernte kommen, gleich geimpft würden. Denn ein Coronaausbruch wäre schon ein großes Problem. Dann sei die ganze „Mannschaft“ betroffen und muss in Quarantäne. „Durch Corona ist der Bürokratieaufwand deutlich gestiegen und schwieriger geworden“, sagt Michael Amberg.

Seit in Polen die Löhne gestiegen sind und es dort genügend Arbeit gibt, sei es schwierig, genügend Spargelerntehelfer zu bekommen. In Deutschland wolle niemand mehr sieben Tage die Woche diese schwere Arbeit auf dem Feld verrichten. Mit Deutschen als Erntehelfer haben Ambergs nicht sehr gute Erfahrungen gemacht, als sie gesetzlich verpflichtet waren, Arbeitslose zu beschäftigen. „Es waren bisher ganz wenige deutsche Erntehelfer dabei, die durchgehalten haben. Viele haben schon nach drei Tagen aufgegeben“.
Spargelerzeuger Michael Amberg geht in der Saison 2021 davon aus, dass nur bis zu 50 % der sonst jährlich verkauften Erntemenge an die regionale Gastronomie abgesetzt werden kann, die versuche das Geschäft durch „Essen to go“ zu halten.
Positiv zu vermerken sei, dass die Privatkunden vermehrt den Weg zum Hofladen finden. „Im letzten Jahr, als die Gastronomie ganz zu war, haben die Privatkunden den Verkaufsverlust zu 100 % ausgeglichen“ sagt Amberg, der für das laufende Jahr noch keine Prognose abgeben will.