Heroldsbach/ Lks. Forchheim „Landwirtschaft ist ein ständiger Prozess der Veränderung“, stellte Hans Müller fest, der ehemalige Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbandes. Oberfrankens BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif, Geschäftsführer Werner Nützel und Kreisbäuerin Rosi Kraus hatten zu einem Festakt 75 Jahre Bayerischer Bauernverband und einem ökumenischen Erntedankgottesdienst in die Hirtenbachhalle Heroldsbach eingeladen.

In einem Blick zurück ging Müller auf die Nachkriegsjahre ein. Angefangen 1945 mit der Zwangsbewirtschaftung zur Ernährungssicherung bis hin zur Gründung des Einheitsverbandes BBV als Zeichen der Geschlossenheit. „Wir Bauern haben die Basis für die EU geschaffen“, folgerte er und nannte in den weiteren Jahren die Produktivitätssteigerung und die soziale Flankierung des Strukturwandels. Es folgten Herausforderungen wie Milchquote, Wiedervereinigung, die EU-Politik zur Marktöffnung, BSE und weitere Aufgaben. 2004 kam die EU-Erweiterung Osteuropa hinzu und 2012 eine stärkere Umweltorientierung der Direktzahlungen und Programme. Verstärkt wurde in der zunehmenden Öffentlichkeitsarbeit die Qualität der Lebensmittel hervorgehoben.
„Der Nutzwert der BBV-Mitgliedschaft rückte in den Vordergrund, die Erweiterung der BBV-Dienstleistungen und die BBV-Strukturveränderung: Kompetenz aus einer Hand“, zählte er vor den Gästen auf und sagte: „Veränderungsprozesse sind nicht neu.“ Ökonomie, Soziales und die Ökologie mit dem Ziel der Nachhaltigkeit müsse man im Blick behalten. In der heutigen Situation mit Zeiten vielfacher Veränderungen in Tierhaltung, Waldbewirtschaftung, Energie und Ackerbau bestünden neue Herausforderungen.
Nur wenige Landwirte im neuen Bundestag
Er fragte: „Wo ist die zukunftsorientierte, angewandte Agrarwissenschaft in Deutschland? Wo ist das Vorausdenken in der Wissenschaft?“ Er bedauerte, dass nur wenige Landwirte im neuen Bundestag seien. Von den Medien erwarte er ein breites Blickfeld für das Handeln unserer Gesellschaft.
Müller beobachte Zersplitterungstendenzen und die wirtschaftliche Belastung bäuerlicher Familien, die Arbeitsbelastung und den sozialen und emotionalen Druck. „Was ist für die Zukunft bedeutsam?“, fragte er. „Betriebliche Weiterentwicklung ja, aber müssen wir nicht darauf achten, dass wir eine starke Familie haben?“
Über die Schöpfung sprechen
In einem ökumenischen Gottesdienst gingen die beiden Seelsorger, die musikalisch von dem Musikverein Heroldsbach begleitet wurden, auf den Sonnengesang des Heiligen Franziskus ein.
An praktischen Beispielen lenkten sie den Fokus auf die Natur und nachhaltiges Handeln. Sie sagten: „Die Schöpfung ist es Wert, dass man darüber spricht.“ Dazu Hans Müller am Schluss, gewandt an die Gäste: „Unser Land braucht Sie – Ihre Stärke und Ihre Vielfalt.“