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Regionaltypische Kernobstsorten

Sortenvielfalt erhalten

Bei der Broschürenvorstellung „Es gibt sie noch“:  (v. l.) Christian Salomon, Alexander Vorbeck, Steffen Kahl, Claudia Papachrissanthou.
Doris Pfaff
am Donnerstag, 22.12.2022 - 07:41

Regierung von Unterfranken stellt neues Projekt vor

Mömbris/Lks. Aschaffenburg In der Region Untermain/ Spessart sind etwa 40 bis 50 regionaltypische Kernobstsorten bekannt, darunter einige seltene Lokalsorten, zum Beispiel Feldkahler Sämling, Haferkrüpsbirne oder Trennfurter Renette. Einige dieser erhaltenswerten Sorten sind in der Broschüre „Es gibt sie noch – Regionaltypische Kernobstsorten im Raum Bayerischen Untermain & Spessart“ erstmals pomolgisch beschrieben.

Die 100 Seiten umfassende Broschüre, verfasst vom Pomologen Steffen Kahl, ist jüngst in Mömbris vorgestellt worden. Zirka 50 Gäste kamen dazu an die Mikrobaumschule der Schlaraffenburger Streuobstagentur, deren Geschäftsführer Alexander Vorbeck ist. Die Broschüre, in der auch zahlreiche empfehlens- und erhaltenswerte Streuobstsorten aufgelistet sind, ist das Ergebnis eines Biodiversitätsprojektes, das die Regierung von Unterfranken (RUF) und die Streuobstagentur seit 2019 entwickeln.

Seltene Sorte: Dunkelroter Steinbacher

Claudia Papachrissanthou, stellvertretende Landrätin des Kreises Aschaffenburg, dankte den Verantwortlichen für ihren „Einsatz um die Kulturlandschaft.“ Papachrissanthou erzählte, sie esse leidenschaftlich gern den dunkelroten Steinbacher, – der laut der Broschüre eine relativ seltene Apfelsorte ist, die noch im Kahlgrund, Kleinostheim, Aschaffenburg und im Odenwald vorkommt. Für ihn „als Lohrer“ sei es „selbstverständlich, einen Lohrer Rambour zu besitzen,“ bekannte RUF-Biodiversitätsbeauftragter Christian Salomon.

Im Rahmen des Projekts seien Tausende Bäume untersucht, Experten befragt, Literatur ausgewertet und genetische Untersuchungen durchgeführt worden, schilderte Salomon. So ließen sich bereits 230 verschiedene Apfel- und Birnensorten für die Region belegen und Erhaltungsmaßnahmen für bedeutsame und gefährdete Sorten einleiten. Dazu zählen Erhaltungsschnitte, Vermehrung über Reiser und Konzepte für Erhaltungspflanzungen.

Sortenliste dient als Arbeitshilfe

Folglich sei das Heft nicht nur die Zusammenfassung und die Sortenliste aus dem Projekt, sondern auch eine Arbeitshilfe für motivierte Streuobstakteure, so Salomon, der weiteren Mitstreitern dankte: Dem Äbbelwoi-Stammtisch Schöllkrippen, den Kreisverbänden für Gartenbau und Landespflege Aschaffenburg und Miltenberg, dem Naturpark Spessart sowie dem Obstkulturpark Bayerischer Untermain. Die Kosten des Projekts, das mit Biodiversitäts-Sondermitteln aus dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert wurde, bezifferte Salomon auf 143.000 €.

In der Mikrobaumschule seien in den letzten beiden Jahren über 750 Obstbäume mit Regionalsorten veredelt worden, darunter etwa der Alzenauer Roter Rambur und der Heimbacher Wilder, um sie auf Dauer zu erhalten, informierte Steffen Kahl. Die Sortenbroschüre „Es gibt sie noch – Regionaltypische Kernobstsorten im Raum Bayerischen Untermain & Spessart“ ist kostenlos erhältlich über die Naturschutzbehörden, die Gartenbauverbände und die Schlaraffenburger Streuobstagentur. Fachstellen und Organisationen können die Broschüre bei der Regierung bestellen (christian.salomon@reg-ufr.bayern.de). Im PDF-Format gibt es die Broschüre auf der Homepage www.obstsorten-untermain.de).