Wehmütig blickte Klaus Helmreich auf eine verwaiste Schweinebucht. Auf seinem Hof lebten einmal 65 bis 70 Muttersauen. „Von Februar bis Juni dieses Jahres ferkelten die letzten Tiere ab, bevor sie geschlachtet wurden“, berichtete der Vollerwerbslandwirt aus dem Bad Staffelsteiner Ortsteil Unterzettlitz bei einem Pressegespräch des BBV-Kreisverbandes Lichtenfels. Der enorme Preisverfall hat ihn zum Abbau des Bestandes gezwungen. Er hält derzeit nur noch 300 Mastschweine.
Aktuell bekommt der 61-Jährige für seine Schweine nur 1,24 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht – so wenig wie noch nie. „Um die Unkosten zu decken, sollte der Preis nicht unter 1,80 Euro liegen“, finden auch Kreisbäuerin Marion Warmuth, Kreisobmann Michael Bienlein, dessen Stellvertreter Lothar Teuchgräber, und BBV-Kreisgeschäftsführer Hans-Joachim Rebelein. Ihrer Ansicht nach müssten die Preise auch den jeweiligen Kostensteigerungen angepasst werden.
Helmreich, der zusammen mit seinem Sohn Patrick eine GbR betreibt, hat noch mit einem anderen Problem zu kämpfen: den gestiegenen Anforderungen an das Tierwohl. Um den Haltungsformen 3 oder 4, die vom Einzelhandel immer mehr gefordert werden, zu entsprechen, müsste er ein höheres Platzangebot für die Tiere schaffen. Dadurch soll den Tieren die Möglichkeit gegeben werden, arttypische Verhaltensweisen besser auszuleben. „Im Innenort mit seiner dichten Bebauung ist eine Erweiterung schwierig. Schließlich müssen, um Geruchsemissionen zu vermeiden, bestimmte Abstände zur Wohnbebauung eingehalten werden“, berichtete Helmreich.
Der Bau eines Stalles im Außenbereich ist für den Landwirt, der vor 40 Jahren den elterlichen Betrieb übernommen hatte, finanziell nicht zu schultern. Ein Abferkelstall mit Außenklima sei zudem sehr energieaufwendig. Schließlich liebten Ferkel Temperaturen von 30 bis 35 Grad. „Eine Fußbodenheizung ist für viele kleine Betriebe wirtschaftlich nicht machbar“, klinkte sich Rebelein mit ein. Als Hauptgrund für den Einbruch bei den Preisen führte er die Afrikanische Schweinepest an, die den Export aus Deutschland in wichtige Absatzmärkte wie Asien einbrechen und den Preis abstürzen ließ.
Rückläufiger Trend bei Schweinehaltern
„War’s das mit der bayerischen Bratwurst?“, lautete die Überschrift auf einer Pressemitteilung des BBV-Kreisverbandes. Bei den Akteuren ging die Angst um, dass es zukünftig im Landkreis Lichtenfels kein Fleisch mehr aus heimischer Produktion gebe. Rebelein sprach den rückläufigen Trend bei den Schweinehaltern im Freistaat an, von dem auch der Landkreis Lichtenfels nicht verschont geblieben sei. „1990 gab es noch 257 Betriebe, 2020 waren es nur noch elf. Das ist ein Rückgang von fast 96 Prozent.“
Die Zahl der Schweine hat sich in diesem Zeitraum von 26.160 auf 10.720 Stück mehr als halbiert. „2020 gab es nur noch 435 Muttersauen. 30 Jahre zuvor waren es noch 2616. Das entspricht einem Rückgang von 83,37 Prozent“, rechnete der Experte vor. Wo soll das Schweinefleisch herkommen, wenn hierzulande immer weniger produziert wird? Rebelein rechnet mit Importen aus Spanien und Polen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Wie sieht Helmreich die Zukunft seines Betriebes? Wenn der Preis weiterhin so bleibe, werde er keine neuen Tiere mehr kaufen, erklärte der Landwirt. „Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Der 61-Jährige hofft Metzger zu finden, die sich auf ein kostendeckendes Niveau einlassen. Aber eines ist für ihn klar: „Um Geld zu verbraten, mache ich es nicht.“