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Entwicklung

Schweinehalter in der Zwickmühle

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Fritz Arnold
am Montag, 15.02.2021 - 13:34

Die Schweinehaltung ist derzeit in Deutschland ein Minusgeschäft. Die Afrikanische Schweinepest verschärfte die Lage nochmals dramatisch.

Obernzenn/Lks. Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Triesdorf/Lks. Ansbach Ob Ferkelerzeugung oder Schweinemast – die Schweinehaltung ist derzeit ein Minusgeschäft. Trotzdem sind die Betriebsinhaber auf aktuelle Informationen angewiesen. Statt bisher getrennt für Ferkelerzeuger und Mäster als Präsenzveranstaltungen in Obernzenn und Triesdorf, hielt nun das Fachzentrum Schweinezucht und -haltung Ansbach die Tagung online ab. Mit 120 war die Teilnehmerzahl eher größer als bei den Veranstaltungen vor Ort.

Friedrich Steinacker als Fachlicher Leiter des Fachzentrums ging eingangs auf den Corona bedingten Einbruch der Schweinepreise ein, als Schlachthöfe kurzfristig schließen mussten. Verschärft wurde die Lage durch die in Brandenburg aufgetretene Afrikanischen Schweinepest (ASP). Denn Deutschland gilt somit nicht mehr als ASP-freie Zone und hat erhebliche Handelsbeschränkungen auferlegt bekommen. In der Folge brach der Schweinepreis auf ein noch nie dagewesenes Niveau ein.

Landwirt steht vor Dilemma

Der Landwirt steht somit vor dem Dilemma, seine Kosten nicht decken zu können, gleichzeitig aber Geld für mehr Tierwohl investieren zu sollen. Bei aller Bereitschaft der Landwirte, mehr für Tierwohl zu tun, lasse dies vielfach aber die Finanzlage in den in Existenznöte geratenen Betrieben nicht zu.

Antworten, wie es in der Schweinehaltung weitergehen soll, versuchte Peter Rahbauer vom bayerischen Landwirtschaftsministerium als Referent zu geben. Nach seinen Worten treffe die neue Tierschutznutztierhaltungsverordnung mit ihren großen Veränderungen die Ferkelerzeuger besonders hart. Im Deckzentrum sind künftig fünf Quadratmeter pro Tier zur Gruppenbildung gefordert. Weil die Ferkelerzeugung meist an der Hofstelle erfolgt, seien häufig Baumaßnahmen nötig. Doch bei Genehmigungsverfahren aufgrund des erhöhten Platzbedarfs stünden die Vorhaben oft an Grenzen. Zudem entstehen durch die Umbaumaßnahmen erhebliche Investitionskosten, die der Markt derzeit nicht honoriert.
Es gebe zwar Fördermittel, die den Landwirten die Umstellung erleichtern sollen, doch würden nicht alle Ferkelerzeuger trotz der Förderung die Umbaumaßnahmen tätigen können. Als Folge erwartet Rahbauer einen enormen Wandel in der Schweinehaltung.

Für den Ernstfall vorbereiten

Dr. Ralf Zechmeister, Leiter des Veterinäramtes Ansbach, informierte über die Afrikanische Schweinepest (ASP). Da das ASP- Virus innerhalb kürzester Zeit weit verschleppt werden kann, empfiehlt Dr. Zechmeister, sich jetzt schon für den Ernstfall vorzubereiten. Die Biosicherheit sei dabei ein entscheidender Faktor. Zusätzlich sollten Betriebe an der freiwilligen ASP-Statusuntersuchung teilnehmen. Falls die ASP in Bayern ankommt und der Betrieb in das gefährdete Gebiet falle, könnten die Tiere mit einer Statusuntersuchung wesentlich schneller vermarktet werden. Die Kosten einer freiwilligen Statusuntersuchung richten sich nach dem Tierbestand. Bei 800 Mastschweinen entstehen dem Betrieb ca. 330 € an Kosten. Die Teilnahme werde in Bayern durch die Tierseuchenkasse bezuschusst.

In einem weiteren Referat zeigte Norbert Schneider vom Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur an der Landesanstalt für Landwirtschaft die Nährstoffproblematik der Betriebe auf, die durch die neue Düngeverordnung mit ihren Verschärfungen entstehen.

Einen Erklärfilm zur Afrikanischen Schweinepest sehen Sie hier:

Erhöhten Anforderungen an Lagerkapazität

Die überarbeiteten Gebietskulissen für Nitrat (rote Gebiete) und Phosphor (gelbe Gebiete) führten zu neuen Beschränkungen bei der Ausbringung von Gülle und erhöhten Anforderungen an die Lagerkapazität. Laut Norbert Schneider werde mancher Betrieb gezwungen sein, Gülle zu separieren oder neuen Lagerraum für Gülle zu bauen. Weitere Möglichkeiten wären, Gülle abzugeben, eine bestehende Güllegrube zu pachten oder den Tierbestand zu verringern.

Als eine interessante Alternative bezeichnete er Erdbecken, die kostengünstig seien und für die Baugenehmigungen schneller zu bekommen wären. Ein Erdbecken könne auch leicht wieder zurückgebaut werden.

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