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Unternehmertag

Schweinehalter: Die Lage ist katastrophal

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Fritz Arnold
am Montag, 21.02.2022 - 16:38

Das AELF Ansbach und die LLA Triesdorf laden zum Unternehmertag für Schweinehalter. Investitionen für mehr Tierwohl müssen sich auch lohnen.

Ansbach - Die Schweinehalter sind in einer schlimmen Lage. Selbst beste Betriebe haben Mühe, die Kosten zu decken bei Erlösen von 1,23 € pro Kilo Schlachtgewicht und dies bei überproportional gestiegenen Futter- und Energiekosten. Auch wenn so mancher Landwirt mit der Betriebsaufgabe liebäugelt, fand doch der Unternehmertag für Schweinehalter als Onlineveranstaltung, zu der das Amt für Landwirtschaft Ansbach und die Lehranstalten Triesdorf eingeladen hatten, großen Zuspruch.

Über 200 Besucher verfolgten das von Friedrich Steinacker zusammengestellte Programm. Im Leitthema ging es um das Tierwohl und die Verbraucherakzeptanz.

Dr. Clemens Dirscherl referierte über das Verbraucherverhalten und stellte das Qualitätsfleischprogramm „Wertschätze“ von Kaufland vor. Auch wenn dabei den Tierhaltern unter dem Strich kaum ein Mehrerlös bleibt, bleibe die Frage, ob die Verbraucher in genügender Anzahl bereit seien, einen etwas höheren Preis zu zahlen, hieß es auf der Veranstaltung. Die Partnerbetriebe verpflichten sich unter anderem dazu, den Tieren 40 Prozent mehr Platz anzubieten als gesetzlich vorgeschrieben ist.

Viel Platz und frische Außenluft

Bei der Veranstaltung berichtete dann als einer der Partnerbetriebe Michael Schwierz aus Treuchtlingen über seine Erfahrungen. Er bewirtschaftet einen Jalousienstall, der den Tieren viel Platz und frische Außenluft bietet. Das 60 m lange Stallgebäude ist 13 m breit, hat ein versetztes Pultdach mit offenem First und Windschutznetze.

Als Vorteile nannte der Landwirt eine einfachere Bauweise und die Außenklimareize. Nachteilig ist nach seinen Angaben die hohe Staubbelastung vor allem im Winter, da nicht gewaschen werden kann. Zudem müssen die Güllekanäle regelmäßig gespült werden. Auch gehe im Winter die Leistung etwas zurück.

Für Michael Schwierz war die Entscheidung, in solch einen Stall zu investieren, nicht einfach. Ihm ging es darum, mit einer zukunftsorientierten Vermarktung und einer vertraglichen Abnahme eine gewisse Sicherheit zu schaffen. Dabei lag zu diesem Zeitpunkt der Preis mit 1,90 €/kg Schlachtgewicht deutlich höher. Unter den vereinbarten Haltungsbedingungen bekommt der Landwirt derzeit bei Lieferung über die EG Franken-Schwaben einen Tierwohlbonus in Höhe von 12 € pro Schwein, einen Futterbonus für GVO-freie Fütterung von 14 € und einen Bonus aus der Initiative Tierwohl in Höhe von 5,28 €/Schwein. Zudem erhält der Betrieb 1,40 €/Kilo Schlachtgewicht anstelle des aktuellen Marktpreises von 1,23 €. Hiermit werde im Wesentlichen der Mehraufwand ausgeglichen.

Fütterung ohne Gentechnik

Zu den Bedingungen bei dem Programm zählen unter anderem die Einstallung von deutschen Ferkeln, Kontrollen nach QS, Außenklimareiz, 40 % mehr Platz, Fütterung ohne Gentechnik und die Bereitstellung von zusätzlichem Beschäftigungsmaterial. Dies geschieht mit Stroh in Raufen und mit Pellets aus Luzerne in Futterautomaten.

Wie die Diskussion bei der Tagung zeigt, hängt die Zukunft einer solchen Tierhaltung von mehreren Kriterien ab. Fraglich sei vor allem, in welchem Ausmaß die Verbraucher bereit sind, Fleisch aus der Haltungsstufe 3 zu kaufen. Denn derzeit seien mehr Landwirte bereit, Schweine zu den genannten Bedingungen zu halten, als der Lebensmitteleinzelhandel absetzen kann.

Für Friedrich Steinacker als Fachberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ansbach müsse sich die vorhandene Bereitschaft der Landwirte, mehr Tierwohl in die Ställe zu bringen, auch lohnen. Denn ohne Geld zu verdienen, werden und können Schweinehalter nicht bereit sein, in mehr Tierwohl zu investieren.

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