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Vermarktung

Rehfleisch genießen - Klima schützen

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Lorenz Märtl
am Donnerstag, 10.11.2022 - 08:03

Das Projekt „Wild auf Wald“ soll die Verarbeitung und den Absatz des wertvollen Fleisches für die Jäger erleichtern.

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Im Rahmen der Initiative Zukunftswald betreut das Landwirtschaftsamt Roth-Weißenburg „Waldumbauprojekte“, um den Wald sicherer für den Klimawandel umzubauen. Die Erfolgsbilanz der mittlerweile zahlreichen Maßnahmen kann sich sehen lassen, wird aber erst durch die tatkräftige Unterstützung der Jägerschaft möglich. Denn nur mit einer angepassten Rehwilddichte wachsen die Pflanzungen ohne Zaun in die Höhe.

Unter dem Motto „Rehfleisch genießen - Klima schützen“ wurde nun in Gustenfelden mit einer Rehbratwurstverkostung der Auftakt zum ersten gemeinsamen Wildfleisch-Vermarktungsprojekt dieser Art in Mittelfranken gemacht.

Ausgezeichnete Zusammenarbeit aller Akteure

Als „einmalig“ bezeichnete dabei der Bereichsleiter Forsten des AELF, Dr. Steffen Taeger, die Zusammenarbeit aller Akteure, denen oft ein Interessenkonflikt zwischen Forst und Jagd unterstellt wird. Da die Bedeutung der Jagd für den Wald auf Grund des dringend notwendigen Waldumbaus steigt, soll mit dem Wildbretvermarktungsprojekt „Wild auf Wald“ durch die Vernetzung der Akteure die Jägerschaft unterstützt werden.

Ziel ist es, ein Label mit Wiedererkennungswert zu etablieren und die Verarbeitung und den Absatz des wertvollen Fleisches für die Jäger, die dieses Projekt unterstützen, einfacher zu gestalten. Taeger machte deutlich, dass dies ohne Zusammenarbeit aller Akteure nicht machbar wäre.

Auch Felix Fröhlich, 1. Bürgermeister von Rohr, Karl Fischer, Leiter der Hegegemeinschaft Schwabachtal, Nina Macher, forstliche Projektkraft der Initiative Zukunftswald am AELF Roth-Weißenburg, Peter Reiss, Oberbürgermeister der Stadt Schwabach, Hans Walter, Amtsleiter des AELF Roth-Weißenburg, Peter Helmstetter, Revierleiter Abendberg am AELF Roth-Weißenburg, Klaus Dechet, Landwirt und Vorstand der Jagdgenossenschaft Prünst I haben das Projekt von Anfang an unterstützt. Sie freuten sich auf die leckere Rehbratwurst, die Jürgen Roßkopf kreiert hat. Der Landwirt und Metzgermeister sorgt auch für den Verkauf in der Metzgerei im Genussort Gustenfelden.

Verbiss darf nicht überhand nehmen

Dr. Ralf Straußberger, als Waldbesitzer und Jäger aktiv am Projekt beteiligt, zeigte als Waldreferent des BUND Naturschutz auf, mit welchen Problemen der heimische Wald in Zeiten des Klimawandels konfrontiert ist und welche Chancen der Waldumbau bietet.

Ein besonderes Augenmerk müsse man deshalb darauf legen, dass die nächste Waldgeneration besser an Hitze, Trockenheit und Stürme angepasst sei. Wer beim Gang durch die Kiefernwälder einen Blick auf den Waldboden werfe, sehe neben Heidelbeeren, Brombeeren und anderen Pflanzen keine Waldverjüngung, keine klimatoleranten Baumarten, aber stattdessen stark von Rehen zusammengefressene Bäumchen. Und dies bedeute „oben“ stirbt der Wald und „unten“ wächst nichts nach.

Deswegen sei 2011 in der Gemeinde Rohr der Startschuss für das größte Waldumbauprojekt im Privatwald in Bayern gefallen. Seitdem wurden weit über 1 Mio. Buchen gepflanzt, zusätzlich zur Naturverjüngung aus Eichen und anderen Mischbaumarten, weg von einer Anpflanzung im Kleinzaun hin zu einer großflächigen Erneuerung.

Verabschieden musste man sich dabei von hohen Rehwildbeständen. In der Hegegemeinschaft Schwabachtal hat man deswegen den Abschuss seit 15 Jahren etwa verdoppelt. „Weil nun mehr Rehe erlegt werden, muss man diese auch sinnvoll verwerten“. Das Vermarktungsprojekt bringe lokale und regionale Wirtschaftskreisläufe voran. Lorenz Märtl