Stark eingeschränkter Pflanzenschutz
Vorsitzender ist Klaus Siegelin aus Tiefenklein bei Küps im Nachbarlandkreis Kronach. „Uns Rapsbauern ist in den zurückliegenden Jahren vieles genommen worden in Sachen Pflanzenschutz“, begründet er den regelrechten Einbruch.
Der Pflanzenschutz mit Insektiziden ist stark eingeschränkt und die neonicotinoide Beize ist seit längerem nicht mehr zulässig. Dadurch ist der Schutz gegen Erdfloh und Kohlfliege nicht mehr gegeben. Für die Zukunft hat Siegelin schlimmste Befürchtungen. Durch die Düngeverordnung könnte dem Rapsanbau in Oberfranken endgültig der Garaus gemacht werden. „Wenn keine Herbstdüngung mehr möglich ist, dann gehen die Pflanzen hungrig in den Winter“, so der Vorsitzende, der daran erinnert, dass die Rapssaat in der Regel schon unmittelbar nach der Ernte ab dem 20. August beginnt. Doch damit nicht genug: Auch die Frühjahrsdüngung soll den Rapsanbauern mit der Düngeverordnung noch verboten werden.
Düngung stark reglementiert
Davon sind nicht nur Flächen in den „roten Gebieten“ betroffen: Die Frühjahrsgabe wird durch unstimmige Bedingungen erschwert, sodass eine rechtzeitige Düngung oft nicht möglich ist. „Das ist dann der Fall, wenn das Frühjahr lange nass und kalt ist, dabei kann man bei morgendlichem Bodenfrost komplett bodenschonend arbeiten. Im Tagesverlauf kann der Boden den Dünger die Nährstoffe aufnehmen“, erklärte Kreisobmann Löwinger. Unterversorgte Pflanzen bringen dann auch weniger Ertrag und sind anfälliger für Krankheiten.
Falsche Richtung
Die Entwicklungen gehen hier in falsche Richtungen, weil Entscheidungen nicht mit Sachverstand getroffen werden.„Eigentlich müsste man doch alles dafür tun, dass die Pflanze nicht verhungert“, sagte Löwinger. Gerade in der jetzigen Zeit, in der wieder von der Notwendigkeit nationaler Versorgung gesprochen werde, könne es sich doch niemand leisten, die Nahrungsmittelproduktion wieder zurückzufahren. Doch fachliches Wissen zähle scheinbar nichts mehr.
Gut geeignet für den Standort
Grundsätzlich komme Raps sehr gut mit den Anbaubedingungen in Oberfranken zurecht, sagte Tobias Wunner, der Geschäftsführer des Erzeugerverbandes. Raps sei in vielen Betrieben noch Bestandteil der vielgliedrigen Fruchtfolge. Durch die tiefe Durchwurzelung des Bodens sorge er für eine gute Durchlüftung und Lockerung. Im Wechsel mit dem Getreideanbau habe Raps große Vorteile als Vorfrucht: die biologische Aktivität des Bodens wird gefördert, der Verbleib von Wurzeln und Stroh auf den Äckern rege zur Humusbildung an und führe zur Erholung des Ackers.
Wichtiges Pflanzenöl
Doch was geschieht eigentlich mit dem Raps aus Oberfranken? Raps sei ein hochwertiges Eiweißfutter, das in der Lage ist, Sojaschrot 1 : 1 zu ersetzen, so Klaus Siegelin. Fast noch wichtiger sei das Rapsöl. Etwa zwei Drittel des gepressten Öls gehe in die Erzeugung von Biodiesel, der Rest werde zu Speiseöl verarbeitet. Die Rapssaat hat einen Ölgehalt von rund 40 %.
Damit ist das Öl weltweit eines der wichtigsten Pflanzenöle hinter Palm- und Sojaöl. Deutschlandweit wird Raps auf rund 1,3 Mio. ha angebaut. Davon werden etwa 4 Mio. t Körnerraps geerntet. Auch die Verwendung ist vielseitig: Der Großteil des Rapsöls wird zu Biodiesel verarbeitet und spart so über 50 % der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen ein. Neben der Verwendung als technisches Öl wird Rapsöl auch in der Lebensmittelherstellung genutzt und in der wohl bekanntesten Form als Speiseöl angeboten.
Anbau geht zurück
An den einzelnen Kulturen auf oberfränkischen Äckern hat Raps nach Angaben des Bauernverbandes nur noch einen Anteil von rund 5 %. Zum Vergleich: Winterweizen und Silomais liegen mit jeweils 17 % Anteil vorne. Aufgeteilt nach Landkreisen wird im Bamberger Land noch am meisten Raps (knapp 2900 ha) angebaut, gefolgt von Hof (1950 ha) und Bayreuth (1170 ha). Am wenigsten Raps ist in den Landkreisen Kronach (240 ha) und Forchheim (320 ha) zu finden.