Simonshof - Es ist ein Vorfall, der durchaus brisant ist: In der Rhön sollen nach Rissen mehrere Wolfshybride abgeschossen werden. Das hat das bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) am Donnerstag, 15.12.2022, mitgeteilt. Wie es in der Mitteilung heißt, konnten bei der genetischen Untersuchung von Proben eines Nutztierrisses im Landkreis Rhön-Grabfeld neben Spuren der standorttreuen Wölfin GW1422f, die in der Vergangenheit immer wieder aufgefallen war, auch Gensequenzen ihrer Nachkommenschaft ermittelt werden. Bei dem Riss waren drei Schafe getötet worden.
An dem Riss ist heikel, dass es sich bei den Jungtieren der Wölfin um Wolfshybride, also Wolfshunde, handelt. Die Tiere sind also aus einer Verbindung zwischen der Wölfin und einem Hund entstanden. Aus Thüringen ist bekannt, dass sich die Wölfin im Frühjahr mit einem Haushund verpaart hat. Nach Einschätzung des Kompetenzzentrums Wolf im Thüringer Umweltministerium handelt es sich bei den Nachkommen eindeutig um Hybriden. Eine Fotofallenaufnahme von Anfang August in Thüringen zeigte fünf Welpen. Bereits im August teilte das Kompetenzzentrum mit, dass die Hybriden aus der Verpaarung der Wölfin mit einem Haushund hervorgegangen sind. Für die Tiere sei die letale Entnahme, also der Abschuss vorgesehen.
Wolfshybride zum Abschuss freigegeben
Die bundesrechtliche Rechtslage ist in derartigen Fällen eindeutig: Gemäß § 45 Absatz 3 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) müssen Hybride entnommen werden. Wie es auf der Internetseite des Bundesumweltministeriums heißt, können insbesondere Wolfshybriden zu Problemen und Konflikten führen. So könne die wolfstypische Vorsicht bei den Hybriden weniger ausgeprägt sein. Das könne zu Konflikten mit Menschen führen.
Wolfshunde: LfU hat Schritte für den Abschuss eingeleitet
Das Ministerium schreibt: „Wenn es bereits zu Hybridisierungen gekommen ist, gilt es daher, alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um eine weitere Ausbreitung von Haushundgenen in der Wolfspopulation zu verhindern.“ Hybride sollten so schnell wie möglich „aus der Natur entnommen“, also abgeschossen werden.
Der WWF verweist auf seiner Internetseite darauf, dass es keine wissenschaftlichen Belege für die These gebe, dass Wolfshybriden für Menschen besonders gefährlich seien. Sehr wohl bedenklich seien Mischlinge aus Wolf und Hund aus Artenschutzsicht. Wolfshybriden würden die Genetik der Wolfspopulation verwässern, schreibt der WWF, und können langfristig zum Verschwinden der Art führen. Eine italienische Studie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass in Italien die dort als Wölfe eingestuften Tiere zu 60 Prozent Hunde-DNA hätten und somit keine „echten“ Wölfe seinen.
Für die Maßnahme ist in Bayern das LfU zuständig. Erforderliche Schritte seien eingeleitet worden, teilte das Landesamt am Donnerstag weiter mit. Nur vom LfU beauftragte Personen dürfen die Entnahme demnach vornehmen.
Das LfU rät allen Hundehaltern ihre Tiere in der Nähe von Weidetieren anzuleinen und Nutztierhaltern der Region, ihre Tiere vor Übergriffen durch den Wolf z. B. mit einer wolfsabweisenden Zäunung zu schützen. Der Ort des Ereignisses liegt innerhalb der Kulisse der „Förderrichtlinie Investition Herdenschutz Wolf“. Nutztierhalter, deren Flächen innerhalb der Förderkulisse liegen, können Investitionen für die Einrichtung wolfsabweisender Zäune gefördert bekommen. Anträge sind bei den zuständigen Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu stellen.
Ein Artikel auf Basis einer Pressemitteilung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, einer Mitteilung der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf und mit Informationen des Bundesumweltministeriums.