Meeder/Lks. Coburg - „Brot, Milch und Fleisch wachsen nicht im Supermarkt. Leider aber hat es die Landwirtschaft verpasst, den Verbraucher auf den Weg der Modernisierung mitzunehmen.“ Das sagte Coburgs neue Kreisbäuerin Kathrin Bauer am Landfrauentag in der „Fabrik“. Sie will mehr Alltagskompetenzen – nicht nur in Projektwochen, sondern kontinuierlich als Schulfach – gelehrt wissen. Bauer gab ihr Debüt, und die Landfrauen waren sich wohl einig: Die Landfrauen haben Zukunft, wenn junge Frauen sich engagieren und ihr Plädoyer für die Landwirtschaft mit solch einer Freude und Leidenschaft weitergeben.
„Landwirtschaft“, so Bauer, „ist die Mitte der Gesellschaft. Sie versorgt mit dem wichtigsten – mit Nahrung.“ Umso wichtiger sei es, aufzuklären über Herkunft, Lagerung und Zubereitung, über regionale Produkte, über die Landwirtschaft in all ihren Facetten. „Wir Landwirte sichern die Biodiversität, schützen das Klima, erhalten die Kulturlandschaft und produzieren das, was jeden Tag auf den Tisch kommt.“ In diesem Sinne plädierte Bauer auch für eine gesunde und ausgewogene Ernährung, zu der für sie auch tierische Produkte gehören. Hauptsache regional und Wahlfreiheit, fordert sie.
Das griff dann auch die Landesbäuerin Christine Singer in ihrem Referat auf: „Gesunde Ernährung braucht einfach Fleisch mit allen seinen Nährstoffen.“ Für solche Aussagen allerdings musste Singer schon Shitstorms einstecken. Sie steht dazu.
Mit uns leben die Dörfer
„Mit uns leben die Dörfer“, so Singer, sei ein Motto, das für die Landfrauen besser nicht formuliert hätte werden können. Die Landfrauen sind es, die die Dörfer in ihrer sozialen und kulturellen Entwicklung prägen, die mit Leidenschaft ihr Wissen weitergeben, sich um die Familie und die Gemeinschaft kümmern. All das erfordere eine gute Mischung aus Toleranz und Selbstbewusstsein. „Wir haben noch so viel anderes zu bieten, als guten Kuchen zu backen und gut zu kochen“, ermutigte Singer die Landfrauen, sich weiterhin für Dörfer und Gesellschaft einzusetzen.
Für ihr ehrenamtliches Engagement wurden langjährige Ortsbäuerinnen geehrt, darunter Elisabeth Stammberger aus Dörfles-Esbach, die 40 Jahre dem Ortsverband vorsteht, und Helene Backert, die 35 Jahre in Horb den Landfrauen vorsteht. Nur: „Der Nachwuchs ist schon ein Problem“, hebt Elisabeth Stammberger die Schultern und blickt trotzdem optimistisch nach vorn: „Die neue Kreisbäuerin zeigt, dass es durchaus junge Frauen gibt, die sich engagieren und für ihren Berufsstand einsetzen.“
Ehrungen aktiver Ortsbäuerinnen zum Landfrauentag 2023
45 Jahre: Rosalinde Hoffmann, Bad Rodach
40 Jahre: Elisabeth Stammberger, Dörfels-Esbach
35 Jahre: Helene Backert, Horb
30 Jahre: Elisabeth Heinlein, Altenhof, Heidi Schulz, Bischwind, Doris Buff, Elsa Hartleb, Dagmar, Meeder, Carola Güntzel, Mirsdorf, Gerlinde Bätz, Welsberg
15 Jahre: Georgine Lindner, Friesendorf, Inge Fischer , Gleußen, Martina Steiner, Großwalbur, Andrea Truckenbrodt, Herbartsdorf, Olinde Truckenbrodt, Kipfendorf, Simone Zapf, Kleingarnstadt, Ursula Kraus, Lempertshausen, Kerstin Hofmann, Neida, Evelyn Schramm, Schottenstein, Brigitte Luthardt, Spittelstein, Edith Fleischmann, Weidhausen.