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Markt

Pandemie trifft die Schweinebauern hart

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Stephan Stöckel
am Dienstag, 02.02.2021 - 17:28

Seit fast einem Jahr befinden sich die Schweinepreise im Sinkflug. Stefan Scheler kam mit einem blauen Auge davon.

Die Corona-Krise trifft die Schweinebauern hart: Die Preise befinden sich seit fast einem Jahr im Sinkflug und in ihren Ställen stauen sich die Tiere. Einer der Betroffenen ist Stefan Scheler aus dem Großheirather Ortsteil Buchenrod im Landkreis Coburg. Ihn hat die Krise bislang nur mit halber Wucht getroffen. Schlaflose Nächte wegen dem Schweinestau hatte er bislang noch nicht. „Ich bin mit einem blauen Auge davongekommen. Im Schlachthof in Hof, wo meine Tiere geschlachtet werden, gab es noch keine größeren Corona-Ausbrüche“, sagt der 45-jährige, in dessen Stall 1200 Tiere stehen.

Die sinkenden Schweinpreise gingen aber auch an seinem Betrieb nicht spurlos vorüber. Die Einnahmen in der Schweinemast hätten sich im vergangenen Jahr halbiert, erzählt der Schweinemäster. Aufgrund der Coronakrise hatte man das alljährliche Stallgespräch der BBV-Kreisverbände Coburg und Lichtenfels in Form einer Videokonferenz abgehalten. Per Live-Stream verfolgten die Journalisten seine Ausführungen bei einem Rundgang durch seinen Stall. Die Kreisobmänner Michael Bienlein (Lichtenfels) und Martin Florschütz (Coburg), dessen Stellvertreter Wolfgang Schultheiß, die Kreisbäuerinnen Heidi Bauersachs (Coburg) und Marion Warmuth (Lichtenfels) sowie BBV-Geschäftsführer Hans-Jürgen Rebelein nahmen an der virtuellen Veranstaltung teil.

Talfahrt der Schweinepreise beschleunigt

Anhand eines Diagramms erläuterte Scheler den Rückgang der Preise für ein Kilogramm Schweinefleisch von 2,02 € im Dezember 2019 auf derzeit 1,19 €. Der Ausbruch der afrikanischen Schweinepest in Brandenburg und Sachsen im Herbst vergangenen Jahres hatte die Talfahrt der Schweinepreise noch einmal beschleunigt. Die Folge: Mehrere ostasiatische Länder hatten die Einfuhr von deutschem Schweinefleisch unterbunden. Hoffnungsfroh stimmte Scheler die Tatsache, dass seit ein paar Tagen wieder Schweinefleisch aus ASP-freien Regionen Deutschlands nach Thailand geliefert werden kann. Der Landwirt würde es begrüßen, wenn solche Vereinbarungen auch mit anderen asiatischen Ländern zustande kommen würden.

Scheler beklagte, dass bei den Corona-Hilfspaketen der Bundesregierung die Landwirte vergessen worden seien. Da er mit seiner auf dem Dach des Stalles installierten Photovoltaik-Anlage und dem Verkauf von Marktfrüchten Einnahmen erziele, gehe er derzeit bei den Hilfen leer aus. Dies müsse geändert werden, fordert Scheler.

Der vom Schweinestau verschont gebliebene Landwirt kennt Kollegen, denen seit drei Wochen nichts abgenommen wurde. Für deren Tiere, die über der üblichen Schwankungsbreite zwischen 85 und 102 kg lägen, würden nur noch 65 ct pro Kilogramm Schweinefleisch gezahlt. „Das ist ein großer Verlust für die Schweinehalter“, betonte er.

Regionaleres Einkaufsverhalten gewünscht

„Wir wären heute dankbar, wenn es kleinere Schlachthöfe, wie den in Coburg noch geben würde. Damit könnten wir die Ausfälle in größeren Betrieben abfedern“, meinte Rebelein. Von den Verbrauchern wünscht sich der Geschäftsführer ein qualitätsbewussteres und regionaleres Einkaufsverhalten.

Um die Klimaziele zu erreichen, werde die Regierung auf kurz oder lang den Umbau konventioneller Ställe zu Offenställen mit Außenklima beschließen, ist sich Scheler sicher. Sollte es dazu kommen, schließt er nicht aus, die Schweinemast aufzugeben. „Mit über 40 Jahren will ich mir und meiner Familie kein neues Darlehen mit einer Laufzeit von 25 Jahren antun“, stellte er klar. Bis es einmal so weit sein werde, wolle er seinen Tieren weiterhin ein gutes Stallklima bieten.

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