Stöcken, Oberlangheim/Lks. Lichtenfels - Bei der politischen Schlachtschüssel des BBV-Kreisverbandes Lichtenfels im Gasthof „Zum Löwen“ in Oberlangheim wurden nicht nur Blut- und Leberwürste aufgetischt, sondern auch Probleme aus der Rubrik „Wenn der Amtsschimmel wiehert“. Was den Bauern im Landkreis Lichtenfels Zeit, Nerven und Geld kostet, das erfuhren MdL Jürgen Baumgärtner, Landrat Christian Meißner und Bürgermeister Andreas Hügerich aus erster Hand.
Vollerwerbslandwirt Simon Holl, der im Lichtenfelser Ortsteil Stöcken einen landwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaftet, zeigte den Politikern und den BBV-Vertretern die von Wildschweinen umgepflügte Wiese seines Nachbarn. Auch Holl hat Grünlandflächen, die immer wieder von Schwarzkitteln heimgesucht werden. „Leider liegt das Grünland in einem FFH-Gebiet. Eine Nachsaat muss ich mir genehmigen lassen. Das Saatgut wird ebenfalls vorgegeben“, klagte der Landwirt sein Leid.
Einschränkung durch Walzperiode
Was für die anwesenden Landwirte noch schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass sie das angesäte Gras nur bis zum 15. März anwalzen dürfen. Bei einer CC-Kontrolle drohe eine Sanktion. Eine Verlängerung der Walzperiode, wie von manchen Experten angedacht, bringe nichts, so der einhellige Tenor. Die Wildschweine würden sich einen feuchten Kehricht um solche Zeitfenster scheren, betonte Kreisobmann Michael Bienlein, der von höherer Gewalt sprach. „Wenn die Tiere im Juni zuschlagen, dann muss der Landwirt auch zu dieser Zeit walzen dürfen“, forderte er. Baumgärtner und Meißner versicherten, sich für eine pragmatische Lösung einzusetzen.
Nitratprobe vom Sprengmittelräumplatz
Stellvertretender Kreisobmann Lothar Teuchgräber hatte für die Politiker eine spezielle Stoffprobe mitgebracht: Ein Glas Sickerwasser vom Sprengmittelräumplatz bei Rattelsdorf, in dessen unmittelbarer Nähe sich eine Nitratmessstelle befindet. Dort wurde eine überhöhte Nitratbelastung festgestellt. Sie führt dazu, dass Teile des Landkreises Lichtenfels als rotes Gebiet eingestuft werden. Für Bienlein sind nicht die Landwirte die Verursacher, sondern der Räumplatz und eine eingelagerte Mülldeponie.
Um Restschadstoffe im Boden des einstigen Räumplatzes zu eliminieren, wurden 2500 Tonnen Kompost eingebracht, was Teuchgräber zu der Feststellung veranlasste: „Wenn das Wasserwirtschaftsamt sagt, der Kompost habe keinen Einfluss auf die Messstelle, dann fragen wir uns, warum wir 15 Kilometer weiter 20 Prozent weniger düngen dürfen?“ Baumgärtner riet dazu, eine Petition einzureichen, damit er den Vorgang offiziell machen könne.