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Wasserversorgung

Niedrige Grundwasserstände: Bayern geht das Wasser aus

Feld-Beregnung
Ludwiga Friedl
Ludwiga Friedl
am Donnerstag, 16.03.2023 - 17:09

In Franken ist Wasser traditionell knapp. Dass es diesen Winter genau so viel geregnet hat wie in Südbayern, ist auch kein Trost, denn den Süden hat nun getroffen, was Nordbayern bereits kennt - zu geringe Niederschläge.

Für Franken sind die Niederschlagsmengen diesen Winter im grünen Bereich, südlich der Donau stehen die Messpegel überwiegend im (kritischen) gelben Bereich. Und das, obgleich es diesen Winter in Nord- und Südbayern fast gleich viel geregnet hat. Im Durchschnitt meldeten die Regenmesser für den Norden mit durchschnittlich 224 mm nur 4 mm mehr als für den Süden.

Winter war zu warm, zu trocken und schneearm

„Zu warm, zu trocken und schneearm“ heißt es deshalb im Niedrigwasser-Lagebericht Bayern: 61 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen weisen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen 71 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation.

Nach einem erneut zu trockenen Kalenderjahr 2022 fielen im Vergleich zum Referenzzeitraum 1971-2000, vor allem im südlichen sowie südwestlichen Bayern, die Niederschläge in den Wintermonaten Dezember 2022 bis Februar 2023 zu gering aus. Somit konnte die Niedrigwassersituation im oberen Grundwasserstockwerk bisher nicht nachhaltig ausgeglichen werden. Wie Thomas Keller, der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach erklärt, wären dazu ergiebige Schneefälle günstig, bei denen das Wasser langsam in tiefere Schichten einsickert.

Jura und Sansteinkeuper in Nordbayern besonders betroffen

Derzeit werden lediglich im östlichen Unterfranken sowie in Teilen Oberfrankens, der Oberpfalz sowie Niederbayerns durchschnittliche Grundwasserstände und Quellschüttungen registriert. Diese beschränken sich jedoch im Wesentlichen auf die schnell regenerierenden Grundwasservorkommen entlang der Fließgewässer, sowie auf die Grundwasservorkommen mit geringer Überdeckung.

Besonders von Niedrigwasser betroffen sind aktuell in Nordbayern der fränkische Jura, der fränkische Sandsteinkeuper und z.T. die Grundwasservorkommen entlang der Flüsse (Quartär). In Südbayern sind besonders das Tertiär bzw. die Obere Süßwassermolasse sowie weite Bereiche des Alpenvorlands mit Schwerpunkt Münchner Schotterebene betroffen.

Da in vielen Bereichen Bayerns die Grundwasserstände natürlicherweise im Jahresverlauf während der Frühjahrsmonate weiter absinken, sei, bezogen auf das Grundwasser, die aktuelle Ausgangsposition für das weitere Jahr 2023 als ungünstig einzustufen, heißt es unter www.nid.bayern.de.

Jährliches Defizit von 16% in der Grundwasserneubildung

Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein mittleres jährliches Defizit von 16% auf. Durch die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020, 2022) könne dieses Defizit nicht durch einzelne regenreiche Monate langfristig ausgeglichen werden. Insbesondere (Stark-) Niederschläge in hoher Menge und kurzer Dauer fließen auf ausgetrockneten Böden teilweise direkt wieder an der Oberfläche ab.

In Kombination mit der hohen Pflanzenverdunstung im Sommerhalbjahr (Mai-Oktober) stehen die Niederschläge für eine Auffüllung der Grundwasservorräte daher nur zu einem vergleichsweise geringen Anteil zur Verfügung. Für eine Verbesserung der Situation, auch in fließgewässerfernen Grundwasservorkommen, sei zumindest ein außergewöhnlich niederschlagsreiches Frühjahr 2023 von Nöten.

Bereits seit 2015 Defizite

Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen beträgt derzeit rd. 71%. Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind Messstellen des Jura, des mittelfränkischen Sandsteinkeupers sowie des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau.

„Die Menge an gefallenem Niederschlag in der Region Ost-Oberfranken entspricht in den vergangenen Monaten insgesamt in etwa dem langjährigen Durchschnitt. Dabei ist im Frankenwald in den vergangenen drei Monaten leicht überdurchschnittlich Niederschlag gefallen, während im Fichtelgebirge und auch im östlichen Landkreis Hof auch teilweise unterdurchschnittliche Werte gemessen wurden“. Das berichtet Christian Weiß, der Pressesprecher des Wasserwirtschaftsamtes Hof.

Bodenfeuchte als weiterer Indikator

Ein weiterer Indikator der aktuellen Situation sei die „Bodenfeuchte“. Die Bodenfeuchtezustand der obersten Bodenschicht (bis ca. 25 cm) wird durch das Helmholtzzentrum für Umweltforschung für weite Teile Oberfrankens als „ungewöhnlich trocken“ eingeschätzt. In tieferen Bodenschichten (bis 1,80m) zeigen sich die Auswirkungen der Trockenheit im vergangenen Jahr weiter deutlich. Dort ergeben sich für weite Teile Ost- Oberfrankens deutliche Defizite.

Der im Winter gefallene Niederschlag konnte zur Grundwasserneubildung beitragen, wobei die großen Mengen an Niederschlägen, d.h. vor allem Schnee in den Mittelgebirgen – ausgeblieben sind. Hinsichtlich der Grundwasserneubildung ist seit nun mittlerweile rund 20 Jahren gegenüber dem langjährigen Mittel ein Defizit zu verzeichnen. Auch in diesem Winter konnten diese Defizite nicht ausgeglichen werden. Die Situation bleibt damit angespannt. Insbesondere in der Fränkischen Schweiz zeigen sich derzeit sehr niedrige Grundwasserstände (www.nid.bayern.de).

Trinkwasserversorgung noch gut aufgestellt

In den vergangenen Trockenjahren hat sich gezeigt, dass die Trinkwasserversorgung und insbesondere die größeren Wasserversorger zunächst gut aufgestellt sind. Vereinzelt haben sich lokal Schwierigkeiten nach längeren Trockenperioden ergeben, wenn das Trinkwasser überwiegend aus oberflächennahen Quellen gewonnen wird.

Für die langfristige und nachhaltige Versorgungssicherheit sei es daher wichtig, eine gesicherte Wasserversorgung über mehrere „Standbeine“ (d.h. voneinander unabhängige Wassergewinnungsanlagen) aufzustellen und die einzelnen Wasserversorgungsgebiete miteinander für den Notfall besser zu vernetzen. Mit unserem Trinkwasser als wichtigem Gut heißt es weiter sorgsam und sparsam umzugehen.

„Bayernweit gesehen hatten wir hinsichtlich des Niederschlages in unserer Region übrigens „Glück im Unglück“, in anderen Teilen Bayerns ist die Situation aktuell angespannter“, sagt Christian Weiß, der Pressesprecher des Wasserwirtschaftsamtes Hof. Thomas Keller pflichtet ihm bei und verweist darauf, dass die Herbstsaaten bisher gut aus dem Winter gekommen sind.