Estenfeld/Lks. Würzburg - Über 400 Frauen und eine Handvoll Männer, zudem eine Reihe von Ehrengästen aus Kommunalpolitik, von Behörden und Verbänden erlebten einen abwechslungsreichen, heiter-besinnlichen Festtag.
Politik ist unverständlich
Nach dem ökumenischen Eröffnungsgottesdienst dankte Kreisbäuerin Martina Wild den Anwesenden „für Ihre Treue in wechselvollen Zeiten“, in denen die Bauern weder die deutsche noch die europäische (Agrar-)Politik verständen, in denen sich die Bevölkerung zunehmend von der Landwirtschaft entferne, was zu Konflikten führe. An die Politik appellierte sie: „Bleiben Sie mit uns im Gespräch. Suchen Sie mit uns gemeinsam nach Lösungen für die heimische Landwirtschaft.“
Lust auf Landwirtschaft
Das Veranstaltungsmotto „Mit Mut die Region gestalten“ griff die Hauptreferentin Anne Körkel auf. Die gelernte Landwirtin und Agraringenieurin lebt im Baden-Württembergischen Ortenaukreis und mästet in einem mobilen Strohstall mit Auslauf inzwischen alle acht Wochen etwa 800 Hähnchen und vermarktet sie selbst. 2017 beim CeresAward in der Kategorie „Unternehmerin” ausgezeichnet, ist sie als selbst ernannte „Mutbotschafterin“ aktiv und will „Lust auf Landwirtschaft“ machen.
Wie weit ist die Landwirtschaft von der Gesellschaft entfernt?
Nach ihrem Mutmach-Referat moderierte Körkel eine Gesprächsrunde mit Kreisbäuerin Wild, Kreisobmann Michael Stolzenberger, der stellvertretenden Bezirksbäuerin Anette vom Berg-Erbar, BBV-Bezirksverbands-Geschäftsführer Eugen Köhler und Würzburgs Landrat Eberhard Nuß. Sie standen Rede und Antwort zu den Fragen, wie sie Heimat gestalten oder wie weit Landwirtschaft von der Gesellschaft entfernt sei.
Kreisbäuerin Wild untermauerte ihre Antwort „sehr weit“ mit einem aufschlussreichen Beispiel: So sei sie in einem Supermarkt angesprochen worden, ob sie Kalbfleisch empfehlen könne, für das kein Kälbchen habe sterben müssen. Kurioses berichtete auch der Kreisobmann von Verbrauchern, die meinten, importierte Ware müsste schon aufgrund des langen Transportwegs teurer sein als regionale.