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Landfrauentag

Mutig sein, Veränderungen wagen

Landfrauentag-Estenfeld-WÜ_LF
Sabine Dähn-Siegel
am Mittwoch, 18.03.2020 - 08:45

„Mutbotschafterin“ will den Bäuerinnen im Landkreis Würzburg Lust auf Landwirtschaft machen.

Estenfeld/Lks. Würzburg - Über 400 Frauen und eine Handvoll Männer, zudem eine Reihe von Ehrengästen aus Kommunalpolitik, von Behörden und Verbänden erlebten einen abwechslungsreichen, heiter-besinnlichen Festtag.

Politik ist unverständlich

Nach dem ökumenischen Eröffnungsgottesdienst dankte Kreisbäuerin Martina Wild den Anwesenden „für Ihre Treue in wechselvollen Zeiten“, in denen die Bauern weder die deutsche noch die europäische (Agrar-)Politik verständen, in denen sich die Bevölkerung zunehmend von der Landwirtschaft entferne, was zu Konflikten führe. An die Politik appellierte sie: „Bleiben Sie mit uns im Gespräch. Suchen Sie mit uns gemeinsam nach Lösungen für die heimische Landwirtschaft.“

Lust auf Landwirtschaft

Das Veranstaltungsmotto „Mit Mut die Region gestalten“ griff die Hauptreferentin Anne Körkel auf. Die gelernte Landwirtin und Agraringenieurin lebt im Baden-Württembergischen Ortenaukreis und mästet in einem mobilen Strohstall mit Auslauf inzwischen alle acht Wochen etwa 800 Hähnchen und vermarktet sie selbst. 2017 beim CeresAward in der Kategorie „Unternehmerin” ausgezeichnet, ist sie als selbst ernannte „Mutbotschafterin“ aktiv und will „Lust auf Landwirtschaft“ machen.

Ihr Credo: ein Alleinstellungsmerkmal finden und damit werben, Trends aufnehmen, Bodenhaftung behalten, Mut beweisen, keine Angst vor Veränderungen haben. Die Landwirtin hob hervor, dass Frauen voller Ideen und Konzepte seien und riet, diese „rauszulassen“.

Wie weit ist die Landwirtschaft von der Gesellschaft entfernt?

Nach ihrem Mutmach-Referat moderierte Körkel eine Gesprächsrunde mit Kreisbäuerin Wild, Kreisobmann Michael Stolzenberger, der stellvertretenden Bezirksbäuerin Anette vom Berg-Erbar, BBV-Bezirksverbands-Geschäftsführer Eugen Köhler und Würzburgs Landrat Eberhard Nuß. Sie standen Rede und Antwort zu den Fragen, wie sie Heimat gestalten oder wie weit Landwirtschaft von der Gesellschaft entfernt sei.

Kreisbäuerin Wild untermauerte ihre Antwort „sehr weit“ mit einem aufschlussreichen Beispiel: So sei sie in einem Supermarkt angesprochen worden, ob sie Kalbfleisch empfehlen könne, für das kein Kälbchen habe sterben müssen. Kurioses berichtete auch der Kreisobmann von Verbrauchern, die meinten, importierte Ware müsste schon aufgrund des langen Transportwegs teurer sein als regionale.

Die Zukunft mitgestalten

Mutmachende Antworten gab es auf die Frage nach der Zukunft der Landwirtschaft. „Die müssen wir mitgestalten und dafür Zeit investieren“, betonten Wild und Stolzenberger. Und Anette von Berg-Erbar war sich sicher: „Auch in 20 Jahren werden die Landfrauen das Zugpferd des Bauernverbands sein und die Region mitgestalten.“

Unterhaltung

Heitere Unterhaltung, bei der die stellvertretende Bezirksbäuerin von Berg-Erbar und BBV-Geschäftsführer Elmar Konrad als „Puppenersatz“ fungierten, bot der Bauchredner Sebastian Reich mit seiner Nilpferddame Amanda am Nachmittag.
Anschließend machten die Mitglieder von „Rollywood“, dem Verein für kreative Inklusion, auf ihre Aktivitäten aufmerksam und zeigten einen viel beklatschten Pflegnotstands-Rap auf der Bühne.