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Forum Triesdorf

Mehr Biomilch, aber auch Vegan

Milch
Fritz Arnold
am Montag, 31.05.2021 - 07:29

Biomilch könnte die 50-Cent-Grenze pro Liter überschreiten. Kaufkräftige Verbraucher wechseln zunehmend von Bio zu Vegan.

Triesdorf Positive Entwicklungen auf dem Milchmarkt aus der Sicht der Erzeuger in diesem Jahr sah in einer Online-Veranstaltung der Reihe „Forum Triesdorf“ Jürgen Geyer vom Verband der Milcherzeuger Bayern in Kempten. Bei Biomilch rechnet er damit, dass in diesem Jahr die 50-Cent-Grenze pro Liter überschritten werden könnte. Festzustellen sei aber auch, dass kaufkräftige und ernährungsbewusste Verbraucher von Bio zu Vegan wie beispielsweise „Hafermilch“ wechseln.

Bei der konventionellen Milch sei eine Entwicklung hin zu immer mehr regionalen Herkünften festzustellen. Neben Bergbauer, Alpen, Allgäu habe sich nun auch eine Marke Bayern/Franken etabliert. Hinzu kämen besondere Programme, die das Tierwohl, die Tiergesundheit, die Nachhaltigkeit und auch die Weidehaltung unterstreichen. Alles in allem sei aus Sicht der Erzeuger der Milchmarkt bei leicht gestiegenen Erlösen relativ gut gelaufen. Die Milchproduktion ging europaweit leicht zurück und nur in Irland und Polen waren Anstiege zu verzeichnen. Trotz zeitweiser Probleme infolge von Corona bei Grenzabfertigungen laufe der Export jetzt wieder fast normal.

Konsumenten geben mehr für Biolebensmittel aus

Beim Inlandsverbrauch habe sich der Absatzeinbruch in der Gastronomie durch stärkere Verkäufe im Lebensmitteleinzelhandel mehr als ausgeglichen. Dies habe auch damit zu tun, dass wegen Corona die Konsumenten daheimbleiben mussten und auch bereit waren, mehr für Lebensmittel und auch für Bio auszugeben. Der Geschäftsstellenleiter des Verbandes der Milcherzeuger Bayern in Kempten zeigte sich aber unsicher, ob dies so bleiben werde, wenn Urlaubsreisen wieder möglich sind und dafür Geld ausgegeben werde. Dann könnte er sich durchaus vorstellen, dass der Aufwärtstrend beim Biomilchabsatz wieder ins Stocken geraten könnte. Andererseits könnte dann Italien wieder mehr Milchprodukte abnehmen, nachdem voriges Jahr 13 % weniger Milch über die Alpen nach Süden geliefert wurden.

Lebensmitteleinzelhandel besitzt große Marktmacht

Auf Fragen aus der Zuhörerschaft über die Perspektiven für die Milchbauern sagte Jürgen Geyer, dass die Problematik weiter fortbestehe, dass die Kosten steigen und die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels groß sei, so dass Preisanpassungen nach oben schwierig bleiben. Zudem seien Stallneu- und -umbauten wegen der Genehmigungspraxis nicht einfach, aber wegen Tierwohlvorschriften nötig.

Reinhold Meyer, Milchbauer aus Binzwangen im Lks. Ansbach sagte: „Bei dem Vortrag von Jürgen Geyer wird einem erst richtig bewusst, wie stark die Milchproduktion von weltweiten Ereignissen abhängig ist. Zum anderen merkt man aber auch, dass die Discounter bei steigenden Preisen ihre Marktmacht wieder ausüben, um die Erzeugerpreise niedrig zu halten“. Aus Erzeugersicht werden viel zu viele Auflagen gemacht in Deutschland, denn der Verbraucher wird meistens auf den Preis schauen „und da haben wir Milchbauern es schwer, ein gerechtes Einkommen zu erreichen. Andere Ländern stellen viele Anforderungen nicht, wie zum Beispiel im Bereich des Tierwohls, bei der Anbindehaltung, gentechnikfreie Futtermittel, rote Gebiete oder Wasserschutz-Auflage, die bei uns die Erzeugungskosten erheblich verteuern.“

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