„Die neue Regelung ist praxisfremd“, sagte BBV-Geschäftsführer Hans Rebelein bei der öffentlichen Versammlung der BBV-Kreisverbände Coburg und Lichtenfels. Die strengeren Toleranzgrenzen, die seit 2020 bei Cross-Complicance-Kontrollen gelten, waren der Stein des Anstoßes. Bislang galt eine Messtoleranz von 1,25 des Flächenumfanges, jetzt beträgt sie ein Ar. Bei den in Oberfranken üblichen Flächengrößen zwischen drei und fünf Hektar gehe es bei den Abweichungen um Zentimeter. So genau könne man nicht arbeiten und so exakt könne auch nicht vermessen werden, kritisierte Rebelein.
1300 Feldstücke müssen überprüft werden
„Das ist höchst ärgerlich“, stimmte ihm Leitender Landwirtschaftsdirektor Harald Weber vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach zu. Das Amt müsse herausfinden, ob es in den vergangenen fünf Jahren, eventuell auch zehn Jahren, zu signifikanten Überzahlungen gekommen sei. Als Beispiel griff der Experte den Landkreis Coburg heraus, wo man rund 1300 Feldstücke rückwirkend überprüfen müsse. Komme man über die Auszahlungsgrenze von 250 €, müsse man auch noch das Geld bei den betroffenen Landwirten zurückholen. „Bei der festgelegten Grenze kommt zwar finanziell nicht viel heraus, aber es beschäftigt uns schon sehr.“
Verbraucher anfällig für ruinöse Handelspraktiken

Rund 80 Teilnehmer aus ganz Oberfranken hatten sich in die Videokonferenz eingewählt, um zu hören, was die Europaparlamentarierin aus Mittelfranken unter der Überschrift „From Farm To Fork – Vom Hof auf den Tisch“ zu sagen hatte. Die EU-Strategie für die Landwirtschaft ist Teil des Green Deals, mit dem die EU bis zum Jahr 2050 klimaneutral sein will. Mit Blick auf das große Ganze stellte Mortler fest: „Wenn wir ernsthaft etwas verändern wollen, dann müsste das Motto eigentlich ‚From Fork To Farm‘ (übersetzt: „Vom Tisch auf den Hof“) heißen.“ Allerdings gehe der Green Deal auf die anderen Akteure in der Lebensmittelkette kaum ein. Als Beispiel griff sie den Handel mit seinem ruinösen Preiswettbewerb auf, für den der Verbraucher sehr anfällig sei.
Dass auch die Bauern ihren Teil zur Klimaneutralität leisten können, steht für Mortler außer Frage. Sie entwarf die Vision einer energieautarken und CO2-neutralen Landwirtschaft. Auch zu den einzelnen Vorgaben, welche die EU-Strategie für die Landwirtschaft vorsieht, äußerte sich die Politikerin. Unter anderem soll bis zum Jahr 2030 der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln halbiert und die Menge an ausgebrachten Düngemitteln um 30 % reduziert werden.
Als wichtigen Faktor erachtete Mortler in diesem Zusammenhang den Einsatz von künstlicher Intelligenz: „Wenn ich mit ihrer Hilfe punktgenau dünge und Pflanzenschutzmittel ausbringe, dann ist das der Weg in eine gute Zukunft.“