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Traktor behindertengerecht umgebaut

Landwirt nach Unfall im Rollstuhl: So kann er seinen Traktor fahren

Trotz Querschnittlähmung beherrscht Benjamin Gemählich seinen speziell für ihn umgebauten Eicher, was er beim Eichertreffen in Affalterthal beim Einsatz auf dem Feld unter Beweis stellte.
Lorenz Märtl
am Montag, 18.09.2023 - 13:54

Beim Eicher-Treffen in Affalterthal war der querschnittsgelähmte Benni Gemählich mit seinem umgebauten Eicher "Turbo" am Start.

Affalterthal/Lks. Forchheim - In Bayern, ihrem Ursprungsland, werden Eicher-Traktoren schon lange nicht mehr gebaut, aber der Enthusiasmus der Besitzer und der zahlreichen Fans ist ungebrochen. Eine dieser Hochburgen ist der kleine Ort Affalterthal bei Egloffstein in der Fränkischen Schweiz. Das dortige Eicher-Treffen ist mittlerweile Kult und hat nach zweijähriger Pause die Erwartungen mehr als übertroffen: 230 Traktoren der Baujahre zwischen 1940 und 1991 lockten eine große Fangemeinde an. Das ganze Dorf war auf den Beinen und half den Mannen um Vorstand Dieter Porisch, den Ansturm zu meistern und allen Anforderungen gerecht zu werden.

Wenn er auf seinem umgebauten Eicher sitzt, dann ist Benjamin Gemählich, der nach einem schweren Arbeitsunfall Querschnittgelähmt ist, glücklich.

Ein Eicher 3072 Turbo, Baujahr 1987, war der Hingucker: Einen zweiten dieser Art wird es nicht geben, denn er ist so umgebaut, dass er von dem nach einem Arbeitsunfall querschnittsgelähmten Benni Gemählich (30) bedient werden kann. Trotz Handicap betreibt er seine kleine Landwirtschaft im Nebenerwerb weiter. Dass er als Zimmermann wohl nie mehr auf einen Dachstuhl steigen kann, war nach dem schweren Unfall klar – aber nicht mehr Bulldog fahren? Für den eingefleischten Affalterthaler Eicher-Freund undenkbar.

Familie ließ Traktor für Landwirt umbauen

Das wusste man auch in der Familie und man kam – als Benni noch im Krankenhaus lag - auf die Idee, den Eicher umbauen zu lassen. Sein Vater Simon nahm Kontakt mit einer Firma in Murnau auf, die den Oldtimer-Traktor entsprechend umbauen konnte. Wenn nun auf seinen Traktor will zieht er sich aus dem Rollstuhl auf die kleine Plattform, die sich an einer langen Stange am Führerhaus befindet, die ihn nach Knopfdruck nach oben befördert und er sich auf den Fahrersitz ziehen und starten kann.

Rund 230 Traktoren der Marke Eicher konnten in Affalterthal bestaunt werden.

Das macht er fast jeden Tag, wenn er abends nach der Arbeit im Büro des Zimmereibetriebs nach Hause kommt und die Landwirtschaft im Nebenerwerb, die er mit seinem Vater betreibt, seinen Einsatz fordert.. „Geht nicht“ gibt es für ihn nicht. Benni macht alles was ansteht, was er auch bei der Feldvorführung mit dem Säen unter Beweis stellte.

Traktorfahren ist trotz Handicap möglich

Den Traktor kann trotz des Umbaus auch der Vater bedienen. Für Benni gibt es zusätzliche Handhebel für Gas und Bremse, die Kupplung funktioniert per Hydraulikzylinder auf Knopfdruck. Am Ende ist er überglücklich, dass auch vor so vielen Besuchern sein Einsatz so gut geklappt hat, „denn für mich ist es sehr wichtig trotz des Handicaps wieder Bulldog fahren zu können.“

Insgesamt boten die Eicher-Freunde ein sehr umfangreiches Programm mit zahlreichen Feldvorführungen, bei denen alte Technik zum Einsatz kam, die immer noch bestens funktioniert. Einer der Höhepunkte, die Kartoffelernte, bei der ein alter Eicher mit einem Kartoffelroder dafür sorgte, dass frische Kartoffeln wie in alten Zeiten aufgelesen werden konnten.

Eicher-Freunde spenden viel Geld an Kinderonkologie

Für einen guten Zweck wurden 15 .00 Lose verkauft, kein Wunder, winkte doch als erster Preis ein restaurierter Eicher Tiger 2 im Wert von ca 10.000 €, über den sich Arno Kaul aus Äpfelbach freuen konnte. Für ihn war es der erste Eicher und er versprach, damit beim nächsten Treffen dabei zu sein. Der aus dem Losverkauf erlöste Betrag in Höhe von 21.000 € geht an die Kinderonkologie des Uniklinikums Erlangen. „Ein wahnsinnig schöner Tag ist zu Ende“, resümierte abschließend Vorstand Dieter Porisch, dessen Dank an alle ging, die zum Gelingen des Festes beitrugen.

Zukunftsvertrag für die Landwirtschaft - konkrete Hilfe für die Bauern oder nur Beruhigungspille?

Der Vertrag enthält viele Punkte die sehr wichtig sind, wenn wir Bauern in Bayern auch in Zukunft erfolgreich wirtschaften wollen. Das Papier macht Hoffnung, dass die Politik begriffen hat, wie es um die Landwirtschaft steht.
32% (203 Stimmen)
Es stehen viele konkrete Punkte im Papier. Nur scheinen die avisierten Hilfen hauptsächlich über Fördergelder, statt konkreter Gesetzesänderungen, zu geschehen. Ob das dann wirklich weniger Bürokratie bedeutet, bleibt abzuwarten.
21% (136 Stimmen)
Der Vertrag wird die Landwirtschaft leider nicht automatisch in eine stabilere Zukunft führen. Noch immer gibt es zu viele gesetzliche Vorgaben, auch auf EU-Ebene, die Landwirten das Leben schwer machen und an denen der Freistaat auch nicht rütteln kann.
47% (296 Stimmen)
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