Wunsiedel - Aufgrund der Coronakrise haben sich die Landfrauen des Kreisverbandes Wunsiedel schnell und zeitnah dazu entschlossen, ihren tradtionellen Landfrauentag abzusagen. Um einer breiten Öffentlichkeit die Landfrauenarbeit vorzustellen, und vor allem auch zur Agrarpolitik Stellung zu nehmen, trafen sich Kreisbäuerin Karin Reichel und ihre Stellvertreterin Christine Medick im Nachgang zu einem Pressegespräch.
Die Coronakrise entpuppe sich in unserem Land immer mehr zu einer der größten Herausforderungen seit dem 2. Weltkrieg. Gefragt sei in erster Linie eine lebensrettende Gesundheitsfürsorge, gefolgt von der tagtäglichen Versorgung mit Lebensmitteln.
Volksbegehren heute so nicht mehr denkbar
„Noch vor einem Jahr unterschrieben fast zwei Millionen Bürger in Bayern das Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Gleichzeitig verhallten die Argumente der Bauern und Bäuerinnen einer leistungsfähigen Landwirtschaft, Ernährungssicherheit und die Forderung nach Zukunftsperspektiven für die Höfe“, sagt Reichel.
Ohne Frage brauche man Blühflächen und extensive Bewirtschaftung für mehr Artenvielfalt und Naturschönheiten, doch Regale könne man damit nicht füllen. Kreisbäuerin Karin Reichel ist sich sicher, dass dieses Gesetz heute so nicht mehr durchgehen würde. „Während kaum jemand etwas davon mitbekommt, müssen unsere Landwirte nun beschlossene Verbote, Bewirtschaftungseinschränkungen und Auflagen erfüllen, die die Ernten verknappen und uns noch mehr vom Ausland abhängig machen“. Dass dies absolut zu kurz gedacht sei, werde leider erst in der aktuellen Krisensituation deutlich.
Düngeverordnung und Messstellen
„Dazu passt auch noch, dass im Schatten der Corona Krise die umstrittene Düngeverordnung, die auf fehlerhafte Meßstellenergebnisse beruht, vorgezogen durch den Bundesrat ging“, kritisiert die Kreisbäuerin. Während flächendeckend der Wirtschaft Hilfe angeboten werde, deckele man wieder einmal die Landwirtschaft, was mit Fairness nichts mehr zu tun habe.
Zwar versichere Agrarexperte Martin Schöffel, dass die regionale Landwirtschaft aufgrund guter Nitratwerte nicht davon betroffen sei, „beim Blick über den Tellerrand müssen hier für die deutsche Landwirtschaft faire Nachbesserungen erfolgen“ fordern die Beiden.
Für alle sichtbar gewesen seien auch die landesweiten Bauerndemonstrationen, die vor allem die jungen Bauern und Bäuerinnen, initiiert durch die Bewegung „Land schafft Verbindung“, auf die Straße trieben. Sie kämpfen für eine umsetzbare Agrarpolitik ohne Ideologien, für gesellschaftlichen Respekt und politische Verlässlichkeit.
Großen Unmut bereite das Mercosurabkommen, welches in Zukunft Lebensmittel ins Land lassen werde, die in keinster Weise mit deutschen Standards mithalten könnten. Insbesondere weist die Kreisbäuerin auf die Tierhaltung hin, die in dieser Weise in Deutschland niemals von der Gesellschaft akzeptiert werden würde.
Region gestalten
Thema beim abgesagten Landfrauentag wäre auch das Jahresmotto der Landfrauen „Region gestalten“ gewesen. Lebenswerte Städte und Dörfer, Arbeitsplätze, heimische bäuerliche Betriebe, Ehrenamt, politisches Engagement und vieles mehr gehöre dazu. Das bedeute aber auch, die Region vor Schaden zu bewahren.
„Die geplante HGÜ (Hochspannungs-Gleichstom-Übertragung) mitten durch die Region wird einen immensen Schaden an unserer Heimat hinterlassen“, sagen die Beiden. Deshalb ein ganz klares Nein zum SüdOstlink . „Wer hier glaubt „Aus den Augen aus dem Sinn“ hat nichts verstanden“ sagt Karin Reichel.
Jede Krise biete auch Chancen, darin sind sich KB Karin Reichel und ihre Stellvertreterin Christine Medick einig. Noch gebe es genügend landwirtschaftliche Betriebe, die heimische Gesellschaft zu ernähren. „Es liegt an jedem Einzelnen und an der Politik, diese zu stärken, den Wert einer leistungsfähigen Landwirtschaft zu erkennen und das zukünftig nicht nur in Zeiten von Corona“. Resümierend plädieren Reichel und Medick, dass man sich bei so elementar wichtigen Dingen wie Gesundheit, Energie und Ernährung nicht noch mehr vom Ausland abhängig machen sollte „Wir haben ein enormes Potential das es zu nutzen gilt“.