Kronach - Die Landwirte sehen sich Anfeindungen von Tierschützern ausgesetzt, leiden unter einer überbordenden Bürokratie und haben ihre liebe Not mit der Brüsseler Agrarpolitik. Da gerät so mancher unter ihnen ins Grübeln und fragt sich: „Werde ich überhaupt noch gebraucht?“ „Ja! Ihr seid wichtig!“, rief Walter Engeler, Leiter der Landwirtschaftlichen Familienberatung der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern den Teilnehmern des Kronacher Landfrauentages im Kronacher Schützenhaus zu.
Mit seinen Ausführungen rannte der Pfarrer aus Gerolfingen bei den 250 Zuhörern offene Türen ein. Der Redner ermunterte die Landfrauen und Bauern, sich Gehör zu verschaffen. „Ihr müsst den Menschen klarmachen, dass Sie Verständnis für die Landwirtschaft entwickeln müssen und nicht weltfremd daherreden und einfach Schuldzuweisungen vornehmen können“, sagte Engeler unter dem Beifall der Zuhörer.
Für ein gutes Miteinander
Der Geistliche aus Mittelfranken gab ihnen jede Menge Tipps mit an die Hand, wie ein gutes Miteinander in Familie und Dorf gelingen könne. Als besonders wichtig erachtete er es, zur Stärkung der eigenen Körperabwehr die Achtsamkeit zu trainieren. Wo kriege ich meine Kraft her? Wo sind meine körperlichen, materiellen und finanziellen Resourcen? Schmeckt mir das, was ich tue? Diese Fragen solle sich jeder täglich aufs Neue stellen.
Kreisbäuerin Marina Herr aus dem Küpser Ortsteil Schafhof erinnerte in ihrem Rückblick auf 75 Jahre Landfrauenarbeit im Landkreis Kronach an ihre Vorgängerinnen Margarete Welscher (1954 – 1967), Hilde Rentsch (1967 – 1982), Hanna Rita (1982 – 1997), Veronika Kestel (1997 – 2005) und Rosa Zehnter (2005 – 2022). Die Geschichte des 1981 gegründeten, aber nicht mehr existierenden Landfrauenchores ließ die Rednerin ebenfalls Revue passieren. „Er durfte sich als einziger Chor in Bayern Bäuerinnenchor nennen, weil alle Sängerinnen aktive Bäuerinnen waren“, hob Marina Herr hervor.
Landfrauen stärken die Dorfgemeinschaft
Der stellvertretende Landrat Gerhard Wunder lobte die Arbeit der Bäuerinnen für den ländlichen Raum: „Sie stärken die Dorfgemeinschaft und bringen Leben ins Dorf.“ Kronachs zweiter Bürgermeister Michael Zwingmann bescheinigte ihnen, nicht zu jammern, sondern anzupacken. Hauswirtschaftsoberrätin Tina Langenschaeidt vom AELF Coburg-Kulmbach bezeichnete die Bäuerinnen und Bauern, die hochwertige Lebensmittel produzierten, als „Grundpfeiler unseres Daseins“. Der Kronacher Pfarrer Thomas Teuchgräber schwärmte von der „Frauenpower vom Land“.
Mit fränkischen Volksweisen erfreute das Quartett „Die Kemmärä Kuckuck“ aus Kämmern im Landkreis Bamberg. Die Lacher auf ihrer Seite hatten Diana Hofman und stellvertretende Kreisbäuerin Sonja Böhner, die einen Sketch vortrugen. Letztere sang zum Abschluss a cappella das irische Segenslied „Möge die Straße uns zusammenführen“.