Gastwirte und Teichwirte mit Fischküche leiden unter der Schließung ihrer Lokale seit dem ersten Corona-Lockdown im März 2020. Auch der Gasthof Goldener Ochse der Familie Winkler in Alfershausen bei Thalmässing hat in dieser Zeit 60 % seines Umsatzes eingebüßt. Die Wirtsleute Marianne und Thomas Winkler und Sohn Christian berichten, wie sie immerhin 40 % des Vorjahres erwirtschaften konnten.
„Ein großer Vorteil ist, dass wir sehr vielseitig wirtschaften“, erklärt der gelernte Koch und Metzger Thomas Winkler (57). Das kann man wohl sagen, denn neben dem Gasthaus mit 30 Betten und zwei Ferienwohnungen halten Winklers 25 Weideochsen (Hereford) auf 5 ha Grünland, Schweine(35 Mastplätze) und Schafe (Heidschnucken).

Dazu bewirtschaften sie sieben Karpfenteiche mit insgesamt 2,5 ha und 9 ha Ackerland zur Erzeugung von eigenem Futtergetreide. Geschlachtet und gewurstet wird in eigenen, EU-zertifizierten Schlachträumen und vermarktet wird alles über die eigene Gaststätte und die Wirtshausmetzgerei.
„In diesem Jahr hat uns der Hotelbetrieb geholfen“, sagt Winkler. „Während der Woche konnten wir einen Teil der Zimmer an Monteure und Geschäftsreisende vermieten. Entscheidend war aber auch, dass wir sofort nach dem ersten Lockdown unsere Küche auf to go umgestellt haben, also auf Essen zum Mitnehmen. Damit konnten wir mit unseren Stammkunden in Kontakt bleiben und konnten unsere Mitarbeiter beschäftigen.“ Winklers mussten keinen ihrer sechs fest Angestellten entlassen. Einige waren zeitweise in Kurzarbeit.
Mit Schildern und Homepage geworben
Alfershausen liegt am Ostrand der Genussregion Fränkisches Seenland zwischen Weißenburg, Hilpoltstein und Greding. Um die 400 Einwohner des Dorfes Alfershausen sowie Durchreisende auf die neue Verkaufsform aufmerksam zu machen, kam vor das Gasthaus ein Schild mit den Speisen, die auf Bestellung abgeholt werden können. Ein zweites weist darauf hin, dass die Metzgerei geöffnet ist. Die Auswahl in der Vitrine ist verlockend.
Parallel dazu hat Sohn und Küchenchef Christian Winkler (31) die Homepage aufpoliert und ständig aktualisiert. „Hier mussten wir unseren Kunden signalisieren, dass wir etwas Besonderes zu bieten haben. So als Anreiz, um zu uns zu kommen und sich das Gericht abzuholen.“ Die Küche wurde auf to-go umprogrammiert. Rouladen vom Weideochsen wurden fix und fertig gebraten und mit der Soße in Vakuum-Beutel eingeschweißt. Dazu kamen Gulaschsuppe und Ochsengulasch, Braten vom Weideochsen, Reh-und Lammbraten sowie vor und Nachspeisen. Zudem wurde mehr Fleisch als sonst verwurstet und in Gläser zum Mitnehmen gefüllt.
Für den Karpfen neue Rezepte entwickelt
Eine besondere Spezialität ist inzwischen die Karpfenvorspeise für zwei Personen.
Gebackener Karpfen ist ideal zum Mitnehmen

„Das beste Gericht-to-go ist aber der halbe gebackene fränkische Karpfen“, hat Senior Thomas Winkler festgestellt. „Denn er ist in der Küche leicht zu verarbeiten und wenn die Leute nicht zu weit heimfahren müssen, kommt er dort auch noch warm an“, sagt er.„Andere holen ihn ab und essen ihn im Auto oder bei schönem Wetter auf einem Parkplatz in der Nähe. Nur direkt vor dem Gasthof ist das verboten.“ Als Vorsitzender der Gruppe „Fränkisches Seenland“ des Regionalbuffets Franken hat er einen guten Überblick über die Situation der Mitglieder dieser Interessengemeinschaft von Bauern und Gastwirten.
So verkaufen Gastwirte in der Nähe von Nürnberg fast so viel gebackene Karpfen to-go wie in einer normalen Saison. Das habe ihm zum Beispiel Elisabeth Kaiser vom Landhaus Kaiser in Abenberg bestätigt, zu der viele Stammkunden aus Schwabach kommen. Stefan Bär in Peppenhöchstadt im Aischgrund beliefert Gaststätten mit lebenden Karpfen. Er habe inzwischen seine gesamten Karpfen verkauft.