Kulmbach Die Trockenheit bescherte den oberfränkischen Braugerstenerzeugern eine schlechte Ernte. „2022 war ein schwieriges Braugerstenjahr mit meist unterdurchschnittlichen Erträgen und schwachen bis sehr schwachen Vollgerstengehalten bei teilweise hohen Eiweißwerten“, bilanzierte Landwirtschaftsoberrat Friedrich Ernst vom Landwirtschaftsamt (AELF) Bayreuth bei der Braugerstenschau des oberfränkischen Braugerstenvereins, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert.
Preis, Ertrag und Qualität müssen stimmen
Vorsitzender Hans Pezold zeigte sich bei der Veranstaltung im Mönchshof-Bräuhaus in Kulmbach hochzufrieden mit den Preisen, die vor der Ernte bei über 400 €/t lagen und danach nur leicht gesunken seien. Den Teilnehmern war bewusst, dass es mit einem hohen Preis allein nicht getan sei. „Ertrag und Qualität müssen ebenfalls stimmen“, betonte Dr. Markus Herz vom Institut für Pflanzenbau- und Pflanzenzüchtung an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising. Man müsse ertragsstabilere Sorten züchten und von Seiten der Wissenschaft Empfehlungen geben, wie man auch unter ungünstigen Bedingungen auf Ertragsniveau bleiben könne. Oder sich nach einer Alternativ umschauen.
Die Gerste für das heimische Bier stammt nämlich bislang überwiegend aus Sommerbeständen, die ihre liebe Not mit der Trockenheit haben. „Braugerste heißt nicht automatisch Sommerbraugerste. Es gibt seit einiger Zeit auch leistungsfähige Winterbraugersten“, betonte Pezold. Der Landwirt, der 2021 und 2022 selbst Winterbraugerste angebaut hatte, wusste nur Gutes zu berichten: „Zur Ernte 2021, als der große Regen begann, war die Wintergerste bereits gedroschen und ein Jahr später, als die große Trockenheit einsetzte, war sie in Ihrer Kornentwicklung soweit fortgeschritten, dass die Trockenheit nur noch geringe Auswirkungen auf Ertrag und Qualität hatte.“
Winterbraugerste hat gute Erträge gebracht
Auch Ernst, der stellvertretende oberfränkische BBV-Bezirkspräsident Michael Bienlein und Dr. Markus Herz sehen in der Wintergerste eine mögliche Absicherungsalternative. Letzterer schwärmte von einer ökologisch nachhaltigen Fruchtart, die in diesem Jahr gute Erträge gebracht habe. Eine ausreichende Nachfrage, um mehr davon anzubauen, sei, so Herz, ebenfalls vorhanden. Bei der Sommergerstenanbaufläche in Oberfranken ist laut Ernst ein leichter Anstieg um zehn Prozent auf 28194 ha zu verzeichnen. Als Grund nannte der Experte das Umschwenken einiger Landwirte von Silomais auf Gerste.
Der stellvertretende Kulmbacher Landrat Dieter Schaar zollte den Landwirten Respekt und Anerkennung für ihre Arbeit in schwierigen Zeiten. Pezold ließ die Geschichte des Vereins Revue passieren, den sein Vater Max vor 40 Jahren aus der Taufe gehoben hatte. Sein Stellvertreter MdL Martin Schöffel begrüßte, dass der Freistaat Bayern die Mehrgefahrenversicherung stärker bezuschussen will, betonte zugleich aber auch, dass die Bedingungen so ausgestaltet sein müssten, dass sie auch bei Ernteausfällen wirklich greifen könnten.
Verabschiedet und geehrt wurde Hermann Nothhaft, der seit 2008 einer von zwei Stellvertretern Pezolds gewesen war. Zu seinem Nachfolger wählte man Dr. Frithjof Thiele, der bei der Kulmbacher Brauerei die Abteilung Technologie und Qualitätswesen leitet, die dort zuvor Nothhaft geführt hatte. „Sie haben sich um die Förderung der Qualitätsbraugerste verdient gemacht“, lobte Schöffel Nothhaft. Pezold heftete ihm als Dank das Goldene Braugerstenkorn an.
Neue Sorte Amidala liegt an der Spitze
Unter den zur Braugerstenschau eingesandten 87 Mustern, die einer eingehenden Qualitätsprüfung unterzogen worden waren, lag die neuere Sorte Amidala (29 ) vor der altbewährten Solist (16 %) an der Spitze. Die Landwirte mit den besten Mustern wurden mit Urkunden und Preisen bedacht. Auf dem ersten Platz landete mit 23 Punkten für die Sorte Solist Günther Purucker aus Arzberg im Landkreis Wunsiedel. Dahinter folgten Florian Schneider aus Scheßlitz im Landkreis Bamberg (23 Punkte/Planet) und Klaus Bauer aus Meeder im Landkreis Coburg (22 Punkte/Amidala).
Landkreissieger wurden: in Bamberg/Forchheim Siegfried Pfeufer aus Scheßlitz-Neudorf (21 Punkte/KWS Jessie); in Bayreuth Max Bächmann aus Aufseß (20 Punkte/Accordine); in Coburg Andreas Theil aus Meeder (19 Punkte/Avalon); in Hof Marina Müller aus Helmbrechts (21 Punkte/Solist); in Kulmbach und Kronach Helmut Hacker aus Wonsees-Großenhül (20 Punkte/Amidala); in Lichtenfels Johannes Herold aus Weismain-Wunkendorf (20 Punkte/Accordine) und in Wunsiedel Thomas Summerer aus Schönwald-Brunn (21 Punkte/Solist).