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Stallgespräch

Großer Ärger nach Bauantrag-Odyssee

Stallgespräch-BBV-Kronach_LF
Karl-Heinz Hofmann
am Donnerstag, 03.03.2022 - 18:43

Familie Nickel im Kreis Kronach hat ein nervenraubendes Genehmigungsverfahren hinter sich. Doch die Kosten sind seitdem enorm gestiegen.

Welitsch/Lks. Kronach Zu einem besonderen Stallgespräch hatte der BBV-Kreisverband Kronach am landwirtschaftlichen Betrieb von Familie Nickel in Welitsch (Lks. Kronach) eingeladen. Unter vielen Brennpunkten, die der Landwirtschaft derzeit große Sorgen bereiten, stand die lange Genehmigungszeit für den Bauantrag der Familie im Fokus. Christian Nickel und Sohn Johannes berichteten bei dem Ortsbesuch über die Odyssee ihres Bauantrages. Nahezu sechs Jahre mussten sie auf die Baugenehmigung warten.

Ursprünglich hätten sie lieber einen Milchviehstall außerhalb des Ortes neu gebaut, aber das war wegen der Abstandsregelung nicht möglich: Zu nahe am Wald, zu nahe an der Stromleitung oder an Biotopen und zu nahe am Wohngebiet.

Einige Hürden überwunden

Nachdem in der Vorplanung auch einige Hürden für eine Verwirklichung eines Neubaus unmittelbar an den bestehenden Stallungen im Ort überwunden wurden, erteilte der Marktgemeinderat Pressig im April 2016, unter Anführung einiger Bedenken, das gemeindliche Einvernehmen. Doch nun ging das zeitaufwendige und nervenraubende Genehmigungsverfahren richtig los, denn es mussten vor allem auch wasserschutzrechtliche Bedenken ausgeräumt und Gutachten erstellt werden.

Endlich Ende vergangenen Jahres dann das große Aufatmen im Haus Nickel: Die Baugenehmigung war da. Mittlerweile muss die Familie aber nach neuesten Preisanfragen feststellen, dass die Stallung für rund 150 Milchkühe anstatt der damals veranschlagten 1,2 Mio. €, jetzt mittlerweile rund 2 Mio. € kosten wird. Die Nickels werden aber wohl trotzdem bauen, wie sie beim Ortsbesuch erklären. Die Tiere werden dann in einem modernen Laufstall mit viel Licht und Luft leben.

Baukosten erhöhten sich

Da haken BBV-Kreisobmann Erwin Schwarz und sein Stellvertreter Klaus Siegelin, Kreisbäuerin Rosa Zehnter und BBV-Geschäftsführer Harald Köppel ein: Seit Beginn der Planung erhöhten sich die Baukosten um mehr als 70 Prozent. Der Gewinn pro Liter Milch ist aber trotz gestiegenem Milchpreis gleichgeblieben. „Tierwohl“, „Haltungsformstufen“ und „Herkunftskennzeichnung“ bringen die Landwirtschaft immer mehr in Handlungszwänge, machen sie unisono in ihren Aussagen deutlich. Die Milchviehhaltung in Oberfranken ging um 5,7 % zurück. Die momentan geplanten Zuschläge für Milch und Fleisch decken die Kosten bei weitem nicht.

Hier müsse es Lösungen geben, fordert der BBV: „Wir brauchen Kontinuität und Zuverlässigkeit und nicht laufende Änderungen der Vorschriften und Auflagen“, betont Siegelin, der selbst eine Schweinezucht betreibt. Vor einigen Jahren hat er seine Schweinezucht aus dem Ort Tiefenklein mit neuer Stallung ausgesiedelt und hat seitdem schon so viele Änderungen vornehmen müssen, dass er nach neuesten Auflagen wieder eine neue Stallung bräuchte. Eine Baurechtsreform ist unbedingt erforderlich, findet Kreisobmann Schwarz.