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Forstwirtschaft

Gigantische Schäden im Wald verzeichnet

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Stephan Herbert Fuchs
am Montag, 28.02.2022 - 11:36

BBV-Waldexperte Johann Koch fordert standortgerechte Mischwälder. Waldbesitzer könnten Retter des Klimas sein.

Bamberg Die Stürme der zurückliegenden Wochen haben in den oberfränkischen Wäldern immense Schäden hinterlassen. Für Johann Koch sind sie ein klares Zeichen für den Klimawandel. Trotzdem glaubt der Waldreferent des Bayerischen Bauernverbandes, fest daran, dass die Waldbesitzer nicht nur Opfer sind, sondern vielmehr die Retter des Klimas sein könnten.

Voraussetzung dafür sei es, dass eine nachhaltige Forstwirtschaft betrieben wird. Waldstilllegungen und neue Schutzgebiete seien der falsche Weg, so Koch bei einer Veranstaltung des BBV Oberfranken. Derzeit gehe man davon aus, dass aufgrund der aktuellen Sturmsituation keine gravierenden Marktstörungen auftreten. Die Stürme hätten aber auch eines gezeigt: „Der Klimawandel ist Fakt.“

Zunehmende Wetterextreme

Bereits seit Jahren seien zunehmende Wetterextreme, häufigere und heftigere Stürme, aber auch lange Trocken- und Hitzeperioden, sowie weniger Niederschläge in der Vegetationszeit zu beobachten. Folge davon seien massive Kalamitäten wie Sturmschäden und Schneebruch sowie verstärkte Schädlingsaufkommen, vor allem durch den Borkenkäfer.

„Unsere Waldbesitzer haben gigantische Schäden zu verzeichnen“, sagt Koch. Er beziffert die Schadenssumme bundesweit auf 13 Mrd. (!) € allein für die zurückliegenden drei Jahre. Einzige Chance um gegenzusteuern sei es, standortgerechte Mischwälder aufzubauen. Staatliche Hilfen würden den Waldbesitzern zwar Perspektiven eröffnen, die Schäden ausgleichen könnten sie aber nicht.

Zum Aufbau stabiler Mischwälder gehörten auch tragbare Wildbestände. Keine Lösung sei es, die nachhaltige Nutzung massiv einzuschränken. „Forstwirtschaft und Naturschutz sind kein Widerspruch“, so Koch. Noch immer werde deutlich weniger genutzt, als nachwächst.

Scharfe Kritik an EU-Forstpolitik

Flächenstilllegungen oder die Ausweisung neuer Schutzgebiete, wie sie Naturschutzverbände immer wieder fordern, seien der falsche Weg. Keine Lösung seien amerikanische Verhältnisse wo auf der einen Seite eine gewaltige intensive Nutzung des Waldes stattfindet, auf der anderen riesige Nationalparks ausgewiesen wurden. Der natürliche Zuwachs werde längst nicht abgeschöpft.

Scharfe Kritik übt Koch an der EU-Forstpolitik, die einerseits den Wald als unverzichtbaren Bestandteil zur Bewältigung des Klimawandels einstuft, andererseits aber die nachhaltige Nutzung massiv einschränkt. Kritik gibt es auch an der Waldstrategie der Bundesregierung, die vorrangig nur auf heimische Baumarten setzen möchte. Das werde langfristig nicht aufgehen, sagt der Waldreferent und plädierte für die Libanon-Zeder oder Baumarten aus Südost-Europa.

Koch ist fest davon überzeugt, dass ohne eine nachhaltige Forstwirtschaft die Klimaschutzziele nicht zu erreichen seien. Die gesamte Forst- und Holzwirtschaft trage durch die Speicherung in Wald- und Holzprodukten, besonders aber durch die Vermeidung von Emissionen, zum Klimaschutz bei. Eine herausragende Rolle werde dabei der Holzbau einnehmen. „Wir sollten weg von Beton, Stahl und Ziegeln und sollten hin zu regenerativen Baustoffen wie Holz.“