Döllnitz - Kesselfleisch, Blut- und Leberwürste und die Döllnitzer Bratwürste: Für diese und viele andere typisch fränkische Spezialitäten ist die Metzgerei Rahm bekannt. Hinter der Metzgerei steht ein landwirtschaftlicher Betrieb mit langer Geschichte und Tradition.
Seit fast 30 Jahren vermarktet die Familie Rahm ihre Rinder und Schweine im eigenen Hofladen im Kasendorfer Ortsteil Döllnitz. Gegründet wurde die Direktvermarktung im Sommer 1992 von Fritz Rahm. Damals hatte man den landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieben empfohlen, bei sinkenden Erzeugerpreisen sich ein zweites Standbein zu suchen. Mit dem Wissen und der Berufserfahrung von Fritz Rahm entschloss sich die Familie, die eigenen Schweine und Bullen selbst zu vermarkten. „Mein Vater war weit und breit für seine Hausschlachtungen bekannt“, erinnert sich Sohn Bernd (60), der nach seiner Lehre 1977 in den landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern eingestiegen war.
Ein Selbstläufer geworden
Als zu Beginn der 1990er Jahre nach und nach die Hausschlachtungen weniger wurden, hatte die Familie zunächst in kleinem Rahmen Wurst und Fleisch in Dosen verkauft. Fritz Rahm hatte irgendwann eine alte Dosenverschlussmaschine mit Handkurbel nach Hause gebracht, und schon ging es mit Bauerngeräuchertem los. „Aus der zündenden Idee mit den Wurstkonserven ist schnell ein Selbstläufer geworden“, berichtet Bernd Rahm. Als einer der ersten Hofläden im Landkreis Kulmbach eröffnete die Familie 1993 ihr Geschäft in Döllnitz.
Bereits 1997 wurden ein moderner Zerlegeraum und eine geräumige Wurstküche gebaut. 1999 erfolgte die Erweiterung um einen großen Kühlraum mit Aufzug und Rohrbahn. Im Mai 2000, als der Vater 65 wurde, hatte Bernd Rahm den Betrieb übernommen, den er seitdem weiterführt und ständig ausbaut. Mit Tochter Anja Rahm und deren Mann Alexander bringt sich schon die dritte Generation in die Direktvermarktung ein. Der Hofladen versteht sich mittlerweile als Vollsortimenter.
Geschlachtet wird in Kulmbach, was wiederum kurze Transportzeiten und eine schnelle Zerlegung und Verarbeitung garantiert. Gewürzt wird zum großen Teil nach alten fränkischen Hausschlachtrezepten. Zusammen mit den eigenen Familienangehörigen sind aktuell neun Mitarbeiter als Voll- oder Teilzeitkräfte in der Direktvermarktung Rahm tätig. Die Metzgerei beliefert auch die Edeka-Märkte in Kulmbach, Neuenmarkt und Thurnau, die Bäckereien Kreuzer, Grünwehrbeck und Dippold sowie den Getränkehandel Dresel in Guttenberg. Auch ein Automat, der mit Nudeln und Eiern aus Kasendorf aufgestockt wird, bietet jeden Tag 24 Stunden lang seine Dienste an.
Den Milchviehbetrieb aufgegeben
Den Milchviehbetrieb hatte Bernd Rahm bereits 2010 aufgegeben. Jetzt gibt es nur noch Rinder und Schweine in den Ställen, die Schweine sind zu hundert Prozent für den eigenen Verkauf, die Rinder etwa zur Hälfte, der Rest wird anderweitig vermarktet.
Das Futter für die Tiere, etwa 100 Rinder und 200 Schweine, wird auf den rund 90 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche rund um Döllnitz nahezu komplett selbst erzeugt. „Wir bauen hauptsächlich Luzerne und Kleegras an“, so Bernd Rahm. Lediglich Soja zum Zufüttern muss angekauft werden. Ein wenig Brauweizen ist auch dabei, der über die Mälzerei Weyermann in Bamberg vermarktet wird. Sogar Wild gibt es im Laden der Direktvermarktung Rahm. Das stammt aus dem Gemeinschaftsrevier Döllnitz.
„Wir fahren nicht weiter als zwei Kilometer zu unseren Flächen“, sagt Bernd Rahm. Der landwirtschaftliche Betrieb ist zertifiziert in den Programmen „Qualität und Sicherheit“ und „Geprüfte Qualität“ für den Rinder und Schweinebestand. Die Ferkel werden von dem Erzeugerbetrieb von Gerhard Reif aus dem nahen Gößmannsreuth zugekauft, um den Infektionsdruck so niedrig wie möglich zu halten, wie Bernd Rahm erklärt. Reif ist es auch, der als moderner Agrardienstleister sämtliche Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen mit modernster GPS-Technik auf den Feldern der Familie Rahm übernimmt.