Oberthulba/Lks. Bad Kissingen - Das Spiel, das sich Anja Wagenbrenner für ihre Gäste ausgedacht hat, ist spannend: Jeder darf sich zwei Dinge aussuchen, etwas worauf er nicht verzichten möchte – und etwas, das er zurückgeben könnte, damit das ökologische Gleichgewicht auf der Erde länger im Lot bleibt. „Ich möchte jeden Tag gutes Essen bekommen. Und ich fahre dafür mehr mit dem Fahrrad zum Einkaufen“, sagt einer der Achtklässler, die auf den Bauernhof gekommen sind. „Ich will nicht auf Eier verzichten. Aber ich esse künftig auch die kleinen Eier von den Junghühnern“, sagt ein anderer.
Eine Schülerin will nicht auf Kosmetika verzichten. Aber sie will darauf achten, dass ihr Hund nicht auf Futterflächen macht, weil sie heute erfahren hat, wie gefährlich verunreinigtes Futter für die Kühe sein kann. Solche Zusammenhänge sind ihnen bei dem Projekttag „Fridays on Farms“ aufgegangen, den Theresia Dietz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt mit Erlebnisbäuerinnen für Mittelstufenschüler entwickelt hat.
Nicht so einfach
Beim gemeinsamen Überlegen, merken die Jugendlichen, dass es Mühe macht und ganz schön anstrengend sein kann, die Natur zu unterstützen. „Doch wenn alle zusammenhelfen und Ideen teilen, dann kann jeder seinen Beitrag für die Umwelt leisten“, findet die Erlebnisbäuerin Anja Wagenbrenner. Deshalb durften sie zuvor auch anpacken. Die Kleingruppe, die sich für den Stall gemeldet hatte, durfte zwei Wannen voll Futter schaufeln und wiegen, bis sie den Tagesbedarf einer Kuh beieinander hatte. Die „Wiesengruppe“ bestimmte Rotklee, Schafgarbe, Weidelgras und Luzerne. Sie erklärte, wie der Landwirt zur Artenvielfalt auf der Wiese beiträgt, indem er bis zu dreimal mäht und Futter für die Tiere daraus herstellt. An der Station „Boden“ kann man an einem Schauglas sehen, wie Regenwürmer die einzelnen Bodenschichten durchmischen. Mit Spaten und Lupe wurde nach Bodenleben gesucht. Zwei Jungs erklären mit Gartengeräten, welche Arbeiten auf dem Acker gemacht werden.
Auch auf Gülle kommt man zu sprechen, „was ist da drinnen?“, will die Erlebnisbäuerin wissen. „Viele Nährstoffe“, kommt es nach kurzem Überlegen. Auch Klassenleiter Martin Rudolf ermuntert die Jugendlichen, sich an das zu erinnern, was sie im Unterricht schon gelernt haben.
Wie Theresia Dietz vom AELF sagt, sind viele demonstrierende Jugendliche bei „fridays for future“ in dem Alter wie die Acht- und Neuntklässler, die auf dem Hof von Anja Wagenbrenner waren. Doch auf den Bauernhof kommen sie nicht zum Demonstrieren, sondern zum Diskutieren. „Hier können sie direkt erfahren, was der Schutz von Artenvielfalt und die Erzeugung gesunder Lebensmittel überhaupt ist“, sagt Theresia Dietz, die bedauert, wie wenig das Angebot bislang von den Schulen angenommen wird. Lehrkräfte, die sich für das Projekt interessieren, können mit theresia.dietz@aelf-ns.bayern.de Kontakt aufnehmen.