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Agrobiodiversität

Forschungsprojekt: Biodiversität in effizienter Agrarlandschaft

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Lorenz Märtl
am Montag, 02.01.2023 - 08:31

Fritz Höfler berichtet über das Projekt „Agrobiodiversität“ der LLA Triesdorf

Leinburg / Lks. Nürnberger Land „Biodiversität in einer effizienten Agrarlandschaft“ war das Thema einer Veranstaltung zu der Thomas Kraußer, 1. Bürgermeister der Gemeinde Leinburg, Imker, Landwirte und Kommunalpolitiker eingeladen hatte. Fritz Höfler von den Landwirtschaftlichen Lehranstalten (LLA) Triesdorf berichtete über das Projekt „Agrobiodiversität“, in dem auf konventionell und biologisch bewirtschafteten Flächen die Einflüsse von Bewirtschaftungsmaßnahmen erprobt werden. Ziel dabei ist es, einerseits die landwirtschaftliche Urproduktion nicht einzuschränken, aber andererseits Strategien zu entwickeln, die dazu beitragen, biodiverse Bereiche zu erhalten und weiterzuentwickeln. „Wir müssen miteinander Lösungen suchen“, betonte Dr. Astrid Schneider, Vorsitzende des Imkervereins Leinburg.

Im Triesdorfer Projekt wird nun darauf hingearbeitet, dass Naturräume durch Biotoptrittsteine vernetzt und so die Lebensraumqualität- und Nahrungssituation verbessert werden. Auf dem Gelände in Triesdorf gibt es Insektenkameras, Trachtwaagen und digitale Bienenbeuten, die mögliche Einflüsse der Flächenbewirtschaftung auf die Artenvielfalt erfassen können.

Beetle Banks angelegt

Eine der ersten Maßnahmen des Projekts war die Anlage sogenannter Beetle Banks. So bezeichnet werden aufgepfügte Erdwälle mit einer Breite von 6 m und einer Höhe von 0,4 m, die als Ackerrandstreifen oder mitten in den Feldschlägen angelegt werden, um bereits vorhandene Strukturen wie Hecken und Feldraine zu verbinden und gleichzeitig Lebens- und Rückzugraum für Insekten oder Wild zu schaffen. Der Aufbau ist dreistufig; unten sind typische Blühstrukturen angesät, an die Ränder der Hügel kommen gräserbetonte Saatmischungen während die Dammkronen offen bleiben um bodenbrütigen Insekten wie Wildbienen Nistmöglichkeiten zu geben. Mittlerweile hat man rund um Triesdorf vier dieser Beetle Banks angelegt, in deren direktem Umfeld gezielt Daten erhoben werden.

„Mit solchen Projekten bringt man Landwirtschaft und Imker wieder zusammen“, betonte Höfler, der überzeugt ist, „dass eine Ökologisierung der Landwirtschaft der richtige Weg ist.“ Wenn der Kulap-Maßnahmenplan so durchkomme, werde viel Geld in biodiverse Maßnahmen fließen und daher sei man auch bemüht, „dass unsere Maßnahmen in die Förderkulisse aufgenommen werden, denn für den Landwirt muss sich das monetär auszahlen.“

Ein mit den Maßnahmen verbundenes Monitoring der Pflanzenschutzmittel durch Analysierung der Rückstände im Polleneintrag habe ergeben, dass Landwirte sehr achtsam mit den Pestiziden umgehen und die Wirkstoffkonzentrationen an allen Projektstandorten fast ausschließlich unter der gesetzlichen Bestimmungsgrenze liegen. Man plane daher eine digitale Plattform für Imker und Landwirte, mit dem Ziel, dass Landwirte ihre Pflanzenschutzbehandlungen hier dokumentieren und Imker entsprechend reagieren können. Eine unberührte Natur, die sich selbst reguliere sei zwar schön, aber im Agrarbereich nicht umsetzbar.

Biogas mit Blühpflanzen

Höfler verwies auch auf das Projekt „Blühpflanzen für Biogasanlagen – Veitshöchheimer Hanfmix“, das 2017 initiiert wurde und mittlerweile auf über 100 Hektar von 40 Landwirten angebaut und in fünf regionalen Biogasanlagen zur Energiegewinnung genutzt wird. Die wissenschaftliche Begleitung habe ergeben, dass die Biodiversität dieser Felder trotz Nutzung absolut einzigartig sei.

Seitens der Landwirtschaft äußerte sich der Leinburger Landwirt Andreas Geistmann zu den angesprochenen Projekten und verwies darauf, dass man Vieles gerne umsetzen würde, aber vielfach an einer falschen Förderpolitik in Brüssel scheitere, „weil diese nicht auf die kleinräumigen Strukturen im Nürnberger Land abgestimmt ist.“