
Auf Wiesen des Landesbundes für Vogelschutz in der Stadt Coburg, dem „Geschützten Landschaftsbestandteil Hambachgrund“ bei Creidlitz, stehen seit wenigen Wochen neun Hochlandrinder. In Kooperation mit dem Landwirtschaftsbetrieb Pöringer aus Fechheim, seit vielen Jahren Beweidungspartner des LPV, vereinen sich hier Naturschutz und Landschaftspflege.
„Anna, Liese, Hugo“ ruft Tabea Pöringer und hat Apfelstückchen als Leckerli mitgebracht. „Die Kuhflüsterin“ nennt Mutter Simone ihre Tochter, die Forstwissenschaften studiert und im Moment aufgrund der coronabedingten Studienpause Zeit hat. Täglich sind die Pöringers im Hambachgrund und schauen nach ihren schottischen Highlandern, einer starken, robusten Rinderrasse, die hier auf rund acht Hektar reichlich Futter finden und unter Bäumen und Büschen auch schattige Plätzchen.
Extensive Beweidung von Hangwiesen
Simone und Franz Pöringer bewirtschaften in Fechheim einen kleinen, seit Generationen bestehenden Familienbetrieb für Schweinezucht und -mast. Schon Simones Vater sei Beweidungspartner gewesen und habe dafür Flächen am Fechheimer Berg genutzt, erzählt Frank Reißenweber, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Coburg. Die extensive Beweidung von Hangwiesen durch die schottischen Hochlandrinder, erklärt Reißenweber, sei besser als eine Mahd. „Die Beweidung verläuft kontinuierlich in kleinen Schritten, so dass immer irgendwo etwas stehen bleibt, wächst, blüht und fruchtet.“ Auf den nicht unerheblichen Mengen Dung, die die Rinder täglich erzeugen, tummeln sich Fliegen, Käfer und andere Insekten als natürliche Zersetzer.
Dung ernährt Insekten und diese die Vögel
„Die rund 14 Kilogramm Dung pro Tag und Rind“, rechnet Reißenweber vor, „sorgen für etwa 1,4 Kilogramm Insektenbiomasse und ernähren in Folge 140 Gramm Vögel.“ Sprich: 10 bis 15 kleine Singvögel können pro Rind mehr auf der Fläche leben. Außerdem werde hier weder zugefüttert noch gedüngt. Die Tiere setzen das Gras in Körpermasse und Wärme um. Somit werden die Wiesen immer magerer und damit artenreicher. Wichtig sei bei diesem Naturschutzkonzept überdies, dass ein Rind mehr als einen Hektar Auslauf hat und die Fläche nicht überweidet wird.

Dann erhöhten sich auch die ganz unterschiedlichen Lebensräume für Tiere und Pflanzen: Orte, wo die Rinder wiederkäuen und ruhen, wechseln sich mit wenig beweideten Bereichen, Trampelpfaden und Weidearealen kleinräumig ab. „Ein derartiges Mosaik an Lebensräumen kann nur eine extensive Form der Beweidung erzeugen, kein noch so aufwändig erarbeiteter Landschaftspflegeplan“, meint Reißenweber und anerkennt die gute Kooperation mit den Landwirten. „Im Hambachgrund mit den angrenzenden Naturschutzflächen ist es nun gelungen, auf über acht Hektar eine solche wertvolle Extensivbeweidung zu organisieren.“ Angestrebt wird, das Weideprojekt auf die angrenzende Deponiefläche zu erweitern.
Auch Simone Pöringer freut sich tagtäglich über ihre kräftigen Highlander. Vor dem Winter werden die Bullen geschlachtet und über die einheimische Metzgerei Morgner in Creidlitz vermarktet.
Kühe und Kälber ziehen dann auf den Hof in Fechheim um, wo sie auf einer Weide Platz nehmen. Kälte halten die Tiere gut aus, sagt Simone Pöringer. Nur bei zu viel Nässe kann es problematisch werden und einen kurzzeitigen Stallaufenthalt bedeuten.
Durch staatliche Fördermittel ermöglicht
Das Projekt im Hambachgrund wurde auch durch staatliche Fördermittel ermöglicht. Die Untere Naturschutzbehörde hat sich um die entsprechenden Förderanträge gekümmert.