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Region gestalten

Expertinnen für Nachhaltigkeit

Schuler Horrer Bedford-Strohm I
Jürgen Leykamm
am Montag, 23.03.2020 - 10:20

Die BBV-Landfrauentag treffen sich mit Landesbischof Bedford-Strohm in Gunzenhausen.

Festtagstisch I
Gunzenhausen Die Gunzenhausener Stadthalle war beim BBV-Landfrauentag mit 450 Gästen voll besetzt. Dabei drehte sich diesmal alles um die Themen „Region gestalten“ und „Heimat“. Nicht fehlen durfte dabei der Landfrauenchor, den diesmal Erwin Reinwald stellvertretend für den erkrankten Karl Pöferlein leitete.
Kreisbäuerin Helga Horrer riet, sich den Veränderungen nicht zu verschließen. So habe noch in ihrer Kindheit das Stichwort „Heuwetter“ den Aufruf zu einer anderen Art „Schlepper-Demo“ gegeben, als man sie heute kennt. Der Blickwinkel für das, was „Region“ bedeutet, habe sich geweitet, wie Begriffe wie „Biodiversität“ oder „Leader“ unterstrichen. Was aber gleich geblieben sei: Die, die sich für die Heimat engagieren, drückten nach wie vor „unserer Gesellschaft den Stempel auf“. Deswegen appellierte Horrer: „Heute schon an die lebenswerte Region von morgen denken!“
In Stopfenheim gebe es mehr Taufen als Todesfälle, sagte Pfarrer Martin Seefried. Der Ort wachse, weil die „Landfrauen sich dort ihrer Rolle als Gemeinschaftsstifter bewusst sind und die Heimat in ihrem Herzen tragen“, lobte der Geistliche. Er versprach: „Jeder, der nach Stopfenheim einheiratet, bekommt eine wunderbare Schwiegermutter!“
Ihre eigene Interpretation regionaler Phänomene packte Kabarettistin „Frankonia“ (Anette Pappler) aus. Die fränkische Bratwurst etwa sei ein Paradebeispiel für Variantenreichtum und damit des eigenbrötlerischen Geistes des Franken – „im Gegensatz zur bayerischen Einheits-Weißwurst“.

Hoffnung für den ländlichen Raum

Hoffnung für den ländlichen Raum ließ der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm aus dem Evangelium schöpfen. Seine ersten Lebensjahre hat er auf dem Dorf verbracht. Noch heute assoziiere er mit dem Landleben ein besonderes Heimatempfinden.

Seither habe sich das Agrarwesen stark verändert. Die Rahmenbedingungen „sind schwieriger und unzuverlässiger geworden“, bedauerte der Bischof. Viele fragten sich deshalb, ob sie überhaupt noch so investieren sollten, wie es eigentlich nötig wäre. Oder ob sie gerade dadurch in die Schuldenfalle tappen und „in einen Abgrund gerissen werden“. Dazu fände sich die Landwirtschaft dann auch oft noch auf der Anklagebank wieder – auf der sie leider nicht selten auch von der Kirche gesetzt werde. Dabei sei der Bauernstand maßgeblich bei der Prägung des Begriffs „Heimat“ beteiligt gewesen.
Bedford-Strohm warnte aber zugleich vor allzu großer rückwärts gewandter Romantik. Hier werde oft „ein Idyll heraufbeschworen, das es so gar nicht gegeben hat“. Die Landfrauen bezeichnete er als „die größten Expertinnen“ bezüglich der Nachhaltigkeit. Dementsprechend nahm er auch ihre Nöte sehr ernst und gesellte sich gerne zu ihnen an die Tische.
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