
Verschwendete Energie, findet nicht nur der Landwirt in Merkendorf im Itzgrund.
Hannes Porzelt hat sich in der Kategorie Energielandwirt um den CeresAward 2022 beworben und steht mit seinem Hof im Finale. Kürzlich präsentierte der junge Landwirt einer fachkundigen Jury seinen Betrieb. Und er hat sie übrzeugt. In der Kategorie Energielandwirt gehört Hannes Porzelt zu den drei Finalisten. Und falls er dort gewinnt, dann hat er - genau wie die anderen neun Kategoriesieger - die Chance auf den "Landwirt des Jahres".
Gülle und Mist werden zu Energie vergoren

Wenn alle zwei Tage das Gas aus der Biogasanlage abgefackelt werden muss anstatt es zu verstromen, blutet Hannes Porzelt schier das Herz. Energie so zu verschwenden, übersteigt seinen Fachverstand und ist überdies in Zeiten von Klimaschutz und Energiekrise nicht nachvollziehbar. Aber mit der Kleinbiogasanlage, die 2014 erbaut wurde, darf er eben nur mit 75 kW Motorleistung einspeisen. Dabei könnte er das Doppelte produzieren, wie rund 200 andere Kleinanlagenbetreiber in der Region, die von der Politik hier – vor allem in Anbetracht der aktuellen Energiesituation – schnell Änderungen fordern.
Mit der aktuellen Leistung von 75 kW, rechnet Porzelt vor, können 150 Haushalte versorgt werden – mit Energie aus vergorener Gülle und Mist. Der Familienbetrieb Porzelt denkt in Sachen Energie, Ökologie, Landwirtschaft und Wirtschaftlichkeit komplex. Seit 2017 ist der Hof Ökobetrieb, seit 2020 Demonstrationsbetrieb. Neben der Hofbiogasanlage werden Photovoltaikanlagen mit insgesamt 120 kW auf den Dächern, sowie eine Hackschnitzelanlage betrieben. Das Wohnhaus der Familie wird über die Biogasanlage komplett mit Wärme und Brauchwasserheizung versorgt. Über einen kalten Winter also müssen sich die Porzelts keine Sorgen machen.
Ein Familienunternehmen mit vielen Bereichen
2016 ging das Blockheizkraftwerk in Betrieb, das mit Biogas betrieben wird. Der Hof ist ein Familienunternehmen mit Vater Horst Porzelt als Leiter, seiner Ehefrau Monika, die als zertifizierte Erlebnisbäuerin das Programm „Erlebnis Bauernhof“ managt, den Söhnen Sebastian und Hannes sowie Azubi Oliver Ehrlich und Mitarbeiter Maximilian Platsch. Rund 135 ha Acker, Grünland sowie Forst bewirtschaftet die Familie und hat überdies 150 Milchkühe und 150 Stück Jungvieh.
Bei einer durchschnittlichen Milchleistung von 7000 kg liegt der Viehbesatz beim Porzelt-Hof bei einer GV (Großvieheinheit) pro Hektar. Energetisches Herzstück ist die Hofbiogasanlage, die Gülle und Mist in Energie umwandelt. Kooperationspartner und Bauern der Region sind mit ihren Tieren die Lieferanten, die für ihre Felder dann die Gärsubstrate nutzen. Hannes Porzelt denkt längst weiter. Vielleicht wird noch eine Kleinwindkraftanlage das Erneuerbare-Energiekonzept des Hofes bereichern. „Das würde auf jeden Fall gut passen“, sagt er. Die Jury zeigte sich beeindruckt, fragte viel nach und notierte eifrig.
Kompetente Jury ermittelt die Sieger

Ihr Urteil geben Nicolette Emmerich, Redakteurin bei agrarheute, Dr. Matthias Baum, Filialdirektor R+V Versicherung und Leiter des Agrarkompetenzcenter, sowie Bettina Bischoff, Agentur für Erneuerbare Energien, ab. Der CeresAward wird zum 9. Mal von agrarheute aus dem Hause des Deutschen Landwirtschaftsverlags ausgelobt. Die Sieger werden in den Kategorien Ackerbauer, Energielandwirt, Biolandwirt, Junglandwirt, Rinderhalter, Schweinehalter, Geflügelhalter, Manager, Unternehmerin sowie Geschäftsidee ermittelt.
Der CeresAward
Der CeresAward richtet sich an Landwirte im deutschsprachigen Raum, die mit ihrem Betrieb einen innovativen Weg gehen. Gesucht werden in der Symbiose von Regionalität und Umweltbewusstsein Ideen mit Mehrwert für Umwelt und Betrieb, Ökologie und Wirtschaftlichkeit. Der CeresAward – mit 20 000 € dotiert – ist die höchste Auszeichnung in der Landwirtschaft und wird wieder im Oktober verliehen.