Rödental/Lks. Coburg - Beim zweitägigen Treffen der oberfränkischen Landfrauen eröffnete die Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz das Seminar zum Thema „Ländlicher Raum im Wandel – gemeinsam die Zukunft gestalten“. Sie stellte Claudia Meissner, die neue Mitarbeiterin an der Regierung in der Abteilung Bildung und Hauswirtschaft vor. Sie betreut seit dem Sommer den Meisterinnenlehrgang Hauswirtschaft an der Landwirtschaftsschule in Coburg und ist auch verantwortlich für den Bereich „Soziale Landwirtschaft“. Piwernetz versicherte, dass die Regierung zukünftig Lehrerfortbildungen und die Digitalisierung (z. B. das Digitale Dorf) intensivieren wolle.
Die Seminarteilnehmerinnen beklagten die massiven Flächenverluste durch Gewerbeansiedlung und Wohnbebauung sowie den Bau von Umgehungsstraßen. Weiter wünschten sich die Landfrauen von den Landwirtschaftsämtern, dass diese die Bayerischen Siegel „Geprüfte Qualität Bayern“ und „Geprüfte Bioqualität“ intensiver bewerben, damit die Verbraucher regionale Produkte besser erkennen und mehr davon kaufen. Beim Thema Tier- und Artenschutz gab Piwernetz den Hinweis, dass die Landwirtschaft noch stärker in die Offensive gehen müsse.
Theo Abenstein (Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Kreise, Pfaffenhofen) sprach zum Thema „Die Landwirtschaft im Spannungsfeld von Agrar- und Gesellschaftspolitik“. 40 % der deutschen Bevölkerung kennen persönlich keinen Landwirt mehr. Die bayerischen Bäuerinnen und Bauern müssten mit ihrer eigenen Person und mit Geschichten um ihre Familien und ihren Betrieb mehr in die Öffentlichkeit gehen.
In den letzten 20 Jahren habe es ca. 20 Lebensmittelskandale gegeben, wobei nur zwei die Landwirtschaft direkt betroffen hätten. Aber das bleibe beim Verbraucher haften, obwohl die anderen 18 Vorfälle durch die nachgelagerte Verarbeitungsindustrie verursacht worden seien.
Der Journalist und Blogger Thomas Gerlach aus Nürnberg sprach vom Einfluss der Digitalisierung auf das Leben. Durch die Digitalisierung und das Internet könnten Büroarbeitsplätze ins Ausland verlagert werden, wo eine Stunde Büroarbeit nur mit 2 – 10 € bezahlt werde. In den USA gebe es bereits keine Rechtsanwaltsgehilfen mehr. E-Books würden Bücherschränke ersetzen und stellten eine stets verfügbare Bibliothek dar. Niemand werde zukünftig mehr eine CD oder DVD kaufen, sondern Filme und Musik nur noch online herunterladen.
Gerhard Kockert vom Bayerischen Rundfunk, Redaktion Aktuelles, aus Nürnberg fungierte als Moderator in einer Diskussionsrunde. Weiter berichtete Kockert von seinem Arbeitsalltag als Redakteur beim Bayerischen Rundfunk. Er empfahl den Landfrauen, mit ihren Söhnen und Töchtern aktive Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und dem Rundfunk kleine Blogs anzubieten. Nach seiner Meinung sind Zuhörer interessiert an den Themen Mutterkuhhaltung, Glyphosat – wie giftig?, Details der Düngeverordnung, Biogas und Maiseinsatz sowie hohe staatliche Zahlungen an die Landwirte. Hier könnten mit Erklär-Videos wichtige Botschaften transportiert werden. Er ermunterte die Teilnehmerinnen, noch intensiver Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, sich gegenseitig zu ergänzen und Verbündete zu suchen.