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Zukunft Landwirtschaft

Eine echte Schieflage - Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft

Auf dem Bild ist eine Gruppe mit fünf Personen zu sehen. Es zeigt die Teilnehmer einer Diskussionsrunde zu den Themen "Veränderung der Landwirtschaft im Landkreis Forchheim in den nächsten 10 Jahren" und "Einfluss des Klimawandels auf die Landwirtschaft". Zu sehen sind von links:nkten Roman Dorn (ehem. Vors), Oberfrankens BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif, RjL-Vorsitzende Eva Endres, Umweltminister Thorsten Glauber und Stefan Greif (ehem. Vors)
Franz Galster
am Donnerstag, 04.05.2023 - 10:03

Junglandwirte diskutieren mit Umweltminister und BBV-Bezirkspräsident

Pinzberg/Lks. Forchheim - Wie verändert sich die Landwirtschaft im Landkreis Forchheim in den nächsten 10 Jahren und welchen Einfluss hat der Klimawandel auf die Landwirtschaft? Mit diesen komplexen Themen befasste sich der Ring Junger Landwirte (RjL). RjL-Vorsitzende Eva Endres begrüßte hierzu Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber und Oberfrankens BBV- Bezirkspräsidenten Hermann Greif. Glauber ging auf die Besonderheiten der kleinteiligen, aber vielseitigen Landwirtschaft im Landkreis ein.

Landwirtschaftliche Struktur in der Region

Demnach zählt der Landkreis Forchheim 1.475 Betriebe. Sie teilen sich auf in 85 Prozent Nebenerwerbsbetriebe und 15 Prozent im Haupterwerb. 946 Betriebe sind kleiner als 10 ha und nur 53 wirtschaften in einer Größe von 100 ha bis 200 ha. Nach wie vor prägt die Landwirtschaft den Landkreis. Von oben, so Glauber, ergibt sich ein buntes Mosaik mit vielen Feldfrüchten, Biodiversität für viele Arten. Kurz ging er auf das „Volksbegehren mit der Motorsäge“ ein und betonte das Recht auf Eigentum. Man habe gelernt, dass es nicht mit Verboten sondern nur mit Motivation gehe. So werden heute Bäume bei Streuobst mit 46 € als Erschwernisausgleich gefördert. Der Austausch mit den Obstbauern funktioniere und es werden wieder Bäume gepflanzt.

Energiewende auf landwirtschaftlichen Flächen

Im weiteren Verlauf kamen zahlreiche Themen zur Sprache wie die Düngeverordnung, Pflanzenschutz, Tierhaltung oder die Photovoltaikflächen. Wenn für Photovoltaikflächen 2000 €/ha gezahlt werden und für eine Pacht nur 300 bis 400 € für landwirtschaftliche Nutzung dann entstehe ein heftiger Konflikt. Bei Energie regte Glauber an, mehr die Wärme zu nutzen wie bei Biogasanlagen oder Öl und Gas. Wärmepumpen mutieren mehr zu teuren Stromheizungen, seien also weniger sinnvoll.

Vielfalt in der Genussregion Franken

Bemerkenswert sei das Wässerwiesenprojekt im Zweng zwischen Pinzberg und Forchheim, das mit weiteren 700.000 € gefördert wird. Glauber freut sich über die Genussregion Franken mit kurzen Wegen und großer Vielfalt, wo Biohofläden und Dorfläden entstehen. Nach der Pandemie entscheide aber wieder der Geldbeutel. Ob Fleisch oder Vegetarisch, jeder solle essen, was er will. „Die Fränkische Schweiz ist Dank eurer Arbeit eine Kulturlandschaft, Ihr steht für den Mehrwert“, betonte Glauber.

Hermann Greif wies auch auf den Schlachthof Bamberg hin, den es zu erhalten gelte. Dafür erwartet er die Unterstützung aus München. Er lobte die praktischen Ansätze bei Streuobstwiesen, den Erhalt und das Pflanzen junger Bäume.

Angeregte Diskussion zu Erbschaftssteuer und Grundsteuer

Vielseitig waren die Wortmeldungen in der Diskussion. „Wir arbeiten 30 Jahre im Nebenerwerb mit 90 ha. Jetzt werden wir mit der Erbschaftssteuer bestraft“, meinte ein Zuhörer aus Dormitz. Der Grundsteueransatz ist in Bayern etwa dreimal so hoch wie in Norddeutschland, „eine echte Schieflage“, wie Glauber meinte. Hart stößt auf, dass vier Prozent stillgelegte werden sollen. „Wir legen freiwillig Flächen still und könnten Nahrungsmittel produzieren. Wir haben doch gesehen, was in der Ukraine passiert“, meinte Hermann Greif. Ein anderer sieht Kulap und die Bürokratie als „Opium für die Bauern“. Es sei niemandem erklärbar, dass Bauern Geld erhalten sollen, damit sie keine Nahrungsmittel erzeugen.

Landwirte sichern Ernährung

Breiten Raum nahm das Thema Energie ein, für das Glauber Verlässlichkeit und einen langen Atem einforderte. Er wolle demokratische Strukturen ohne Abhängigkeit von Schurkenstaaten. Die gelben und roten Gebiete und ihre Handhabung bereiten Sorgen in der Region wie auch die üblichen Umweltauflagen. Ebenso der abnehmende Tierbestand auf Grund der Bürokratie.

Es waren viele Themen, die die Jungbauern mit viel Herzblut angesprochen haben. Hermann Greif brachte es zum Schluss auf den Punkt: „Ernährung gehört in die Hand des Landwirts. Wir sind die Lösung“. Man sei auch offen für Energie.

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