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Kalamität

Dürre bedroht den Frankenwald

Der Einsatz einer von den Staatsforsten entwickelten App erleichtert die Arbeit: Hier markiert ein Forstwirt die Geokoordinaten eines befallenen Baums. Die Daten stehen anschließend allen am Einsatz beteiligten Forstwirten sofort zur Verfügung. Das ermöglicht eine kurze Pause für die aus Kelheim abgeordneten Forstwirte: (v. l.) Lukas Aumer, Korbinian Beutlhauser, Anton Lehner, hier zusammen mit dem Forstunternehmer Manfred Kleinheinz aus Auerbach bei der Käferaufarbeitung.
BLW
am Donnerstag, 08.09.2022 - 15:30

Aufgeben ist keine Option: Forstleute aus allen Teilen Bayerns arbeiten Borkenkäferschäden auf. Wald retten und umbauen heißt das Ziel.

Das Bild aus der Luft auf den Thüringer Wald nördlich von Coburg zeigt die Schäden besonders deutlich...

Rothenkirchen/Lks. Kronach - Die traditionell von Fichten geprägten Wälder im Frankenwald leiden massiv unter der anhaltenden Dürre. Seit Jahren regnet es in der nordostbayerischen Region viel zu wenig, nun hat sich die Lage dramatisch zugespitzt.

Die Forstleute kämpfen verzweifelt gegen den Borkenkäfer, teilt die Bayerische Staatsforsten in einer Pressemeldung mit, und haben nun eine bayernweit einmalige Allianz gegen den Käfer geschmiedet.

...erst recht, wenn man das gleiche Waldstück aus ähnlicher  Perspektive aus dem Jahr 2019 mit der aktuellen Aufnahme vergleicht.

Während die Borkenkäferschäden im restlichen Bayern deutlich sinken, spitzt sich die Lage im Frankenwald in diesen Wochen zu. Seit etwa Mitte Mai breitet sich der Forstschädling aus und erfordert von den drei staatlichen Forstbetrieben Coburg, Rothenkirchen und Nordhalben höchste Aufmerksamkeit. Mangelnder Niederschlag hat die Fichten in der Region so sehr geschwächt, dass sie nun eine leichte Beute für den Käfer sind. „Wir haben alle verfügbaren Leute im Einsatz, um die Ausbreitung des Käfers zu verhindern“, beschreibt Fritz Maier, der Leiter des Forstbetriebs Nordhalben, die Lage. „Wir stehen aber einer Massenvermehrung des Borkenkäfers gegenüber, wie es sie seit Menschengedenken noch nicht gegeben hat.“

Staatsforsten schmieden Bündnis gegen den Käfer

Der Einsatz einer von den Bayerischen Staatsforsten entwickelten App erleichtert die Arbeit:  Hier markiert ein Forstwirt die Geokoordinaten eines befallenen Baums. Die Daten stehen anschließend allen am Einsatz beteiligten Forstwirten sofort zur Verfügung.

Allein in den letzten eineinhalb Jahren summiert sich die Menge an Käferholz im Frankenwald auf 500 000 m³. Ein Fußballfeld wäre damit 70 m hoch mit Holz bedeckt, die Menge entspricht etwa 10 % der Holzmenge, die in einem Jahr im gesamten bayerischen Staatswald geerntet wird. Um noch Schlimmeres zu verhindern, hat Maier zusammen mit seinen beiden Betriebsleiterkollegen Peter Hagemann vom Forstbetrieb Rothenkirchen und Alfred Schrenker vom Forstbetrieb Coburg Hilfe angefordert.

Ziel ist es, so viel Unterstützung wie möglich aus anderen Forstbetrieben der Bayerischen Staatsforsten in den Frankenwald zu bringen. Das betrifft in erster Linie die Nachbarforstbetriebe, aber auch weiter entfernte Betriebe. Um den Einsatz von Waldarbeitern und Forstmaschinen möglichst effizient zu gestalten, wird die Käferbekämpfung ebenso in der Zentrale der Staatsforsten koordiniert wie die Abordnung von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Teilen Bayerns. „Die Solidarität ist groß, alle helfen mit“, sagt Alfred Schrenker. „Wir haben Waldarbeiter aus der Alpenregion im Einsatz, die mit anpacken.“

„Forstwirt-Azubis helfen bei der Käfersuche, Försterinnen und Förster aus anderen Forstbetrieben koordinieren vor Ort die Einsätze“, berichtet Schrenker. Aktuell findet im Frankenwald einer der größten Forstmaschineneinsätze in der Geschichte der Staatsforsten statt. „Zahlreiche Forstunternehmer haben ihre Maschinen spontan in den Frankenwald verlegt und helfen mit, den Käfer zu bekämpfen,“ sagt Schrenker.

Aufgeben keine Option: Wald retten und umbauen

Aufgeben ist für die Förster im Frankenwald keine Option: „Wir kämpfen um jeden Quadratmeter Wald“, sagt Peter Hagemann, der den Forstbetrieb Rothenkirchen leitet. „Wir werden die Wälder, die seit Generationen von Forstleuten gepflegt werden, nicht einfach so dem Käfer überlassen.“ Erschwert wird der Einsatz durch die nach wie vor hohen Temperaturen und den fehlenden Regen.

In der ohnehin eher niederschlagsarmen Region liegt in diesem Jahr die Regenmenge nochmal um mehr als 40 % unter dem langjährigen Mittelwert. Je länger der Regen ausbleibt, desto schwieriger wird die Käferbekämpfung und desto mehr werden die Schäden im Wald sichtbar.

Klar ist aber auch: Der Frankenwald wird sich verändern. Daran arbeitet nicht nur der Borkenkäfer, sondern auch die Forstleute. Der Waldumbau ist auch im Nordosten Bayern in vollem Gang. Gemischte Wälder werden im Lauf der Jahre die Fichtenbestände ersetzen und eine waldreiche Zukunft sichern.