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Direktvermarktung: Buntes Biosortiment im Nebenerwerb

Anna-Maria Deinhardt (l.) und Michael Endres bieten in ihrem Bio-Kleinleiden eigene Erzeugnisse und Bioprodukte aus der Region an.
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Christine Kohlmann
am Freitag, 17.03.2023 - 07:42

Mit viel Liebe zum Detail präsentieren Anna-Maria Deinhardt und Michael Endres verschiedenste Bioprodukte in ihrem Bio-Kleinladen im oberfränkischen Wohlmuthshüll bei Ebermannstadt (Lks. Forchheim).

Mit der Eröffnung des Selbstbedienungsladens auf ihrem Biobauernhof im Herbst vergangenen Jahres haben sich die Physiotherapeutin und der Elektroingenieur einen Traum erfüllt. „Wir haben lange überlegt, wie wir unsere hofeigenen Produkte am besten unter die Leute bringen können“, erzählt Anna-Maria Deinhardt.

Sie und ihr Freund haben den Naturland-Betrieb mit Ackerbau und Legehennen vor drei Jahren von Anna-Marias Eltern übernommen und bewirtschaften ihn seither im Nebenerwerb. Da beide ganztags in ihren Berufen arbeiten, haben sie sich für einen Selbstbedienungsladen entschieden und eine Einwurfkasse auf Vertrauensbasis aufgestellt.

Der Bio-Kleinladen ist nicht der erste Hofladen auf dem Danhof. „Meine Eltern haben vor rund 40 Jahren bereits Bioprodukte direkt vermarktet“, erzählt die Betriebsleiterin. Aus ihrer Kindheit stammt auch der Name des heutigen Hofladens: Bio-Kleinladen. Sie erzählt: „Eine Freundin und ich haben an der Straße oft einen kleinen Stand mit unseren Produkten aufgebaut, diesen Stand haben wir Bio-Kleinladen genannt.“

Produktvielfalt von regionalen Bauernhöfen

Backstube im ehemaligen Pferdestall: Einmal im Monat wird hier Brot gebacken, es gibt Roggenmischbrot und Vollkornbrot.

In ihrem Bio-Kleinladen bietet das Paar eine stattliche Produktauswahl an. „Wir wollten einen Ort schaffen, an dem die Menschen viele verschiedene Produkte kaufen können. Keiner fährt für seinen Wocheneinkauf zu fünf verschiedenen Bauern“, erklärt Anna-Maria Deinhardt ihr Konzept. Vom eigenen Hof gibt es Eier, Apfelsaft, verschiedene Marmeladen, Nudeln, Nüsse, Mehl und Kartoffeln. Hinzu kommen verschiedene Öle, Honig, Nudelsoßen, Getreide, Müsli, Wurst, Kaffee und Getränke von Biobetrieben aus der Region.

Am meisten gefragt sind die hofeigenen Eier. „Da haben wir schon richtige Stammkunden“, freut sich die Betriebsleiterin. Um die 30 Legehennen kümmert sich tagsüber Anna-Marias Mutter Helga. Sie nimmt auch die Eier ab und sorgt für Nachschub im Laden. Seit drei Jahren gehören die Legehennen der Rassen Triesdorfer Landhuhn und Sandy zum Hof. „Wir haben uns bewusst für diese Rassen entschieden, weil es Zweinutzungshühner sind“, erklärt Michael Endres. Auch die Bruderhähne wurden am Betrieb aufgezogen.

Bei der Planung und dem Ausbau des Ladens hat auch Anna-Marias Vater Gabriel tatkräftig mitgeholfen. Er war es auch, der die Möglichkeit der Förderung durch die Öko-Modellregion Fränkische Schweiz aufgetan hat. Dabei werden Kleinprojekte gefördert, die die Produktion und Vermarktung regionaler Bio-Lebensmittel fördern. „Wir haben für unseren Laden insgesamt 5000 Euro investiert, 1700 Euro davon haben wir als Förderung wieder bekommen“, berichtet Anna-Maria Deinhardt.

Ein Treffpunkt für Freunde und Nachbarn

Große Vielfalt im Bio-Kleinladen: Vom eigenen Betrieb gibt es beispielsweise Eier und Marmeladen (Bild oben), Honig und verschiedene Öle kommen von Erzeugern aus der Region (Bild rechts). Bezahlen können die Kunden an der Einwurfkasse oder per Paypal (Bild links).

Die Fertigstellung des Ladens und die Eröffnungsfeier im November 2022 hat Anna-Marias Vater leider nicht mehr erleben dürfen, er ist im August vergangenen Jahres verstorben. „Die Eröffnung hätte ihm sicher gefallen. Es waren rund 300 Leute da und wir haben Kartoffelsuppe aus den eigenen Kartoffeln gekocht. Mein Vater fand es immer schön, wenn viele Leute am Hof waren und was los war“, erzählt sie rückblickend.

Auch Anna-Maria und Michael genießen es, wenn ihr Hof zum Treffpunkt wird, und schätzen die Unterstützung von Freunden und Nachbarn sehr. „Viele Freunde helfen uns bei der Hofarbeit und auch beim Ausbau des Ladens haben sie mit angepackt. Es ist wie eine bunte Gemeinschaft bei uns am Hof“, freut sich Michael Endres. Beispielsweise beim Kartoffelanbau, für den nur wenig Maschinen vorhanden sind und daher viel Handarbeit anfällt, packen sie gerne mit an. Oder wenn die Äpfel an den alten Streuobstbäumen hinter dem stattlichen Bauernhaus reif sind und die mobile Saftpresse in den Ort kommt, sind sie zur Stelle.

Zum Betrieb gehören 14 ha Acker- und 6 ha Grünland. Der Aufwuchs der Wiesen wird verkauft. Beim Ackerbau achten die beiden auf eine weite und vielfältige Fruchtfolge. Es werden Kartoffeln, verschiedene Getreidesorten und Kleegras angebaut. „In diesem Jahr wollen wir zum ersten Mal Soja anbauen, auf insgesamt 5 Hektar“, berichtet Michael Endres. Ein Teil der Ernte soll dann an die Hühner verfüttert und der Rest als Speißesoja verkauft werden.

Im alten Pferdestall wird Brot gebacken

Einmal im Monat gibt es auf dem Danhof frisches Brot aus dem hofeigenen Backofen. 50 Laibe Roggenmischbrot und 20 Vollkornbrote werden pro Backtag gebacken und sind meist schon im Vorfeld verkauft. „Wir informieren unsere Kunden per Whatsapp, wenn wir wieder backen und dann können sie vorbestellen“, erklärt Anna-Maria Deinhardt.

Zum Brotbacken sind sie eher durch Zufall gekommen: Es gab am Hof einen alten, renovierungsbedürftigen Pferdestall. Das junge Paar wollte das Gebäude wieder herrichten, doch es sollte etwas entstehen, was sinnvoll genutzt werden kann. Sie haben dann eine Backstube eingerichtet und den angrenzenden alten Backofen hergerichtet. Seit rund 3 Jahren wird hier gebacken. „Der Backtag hat sich zu einem richtigen Event entwickelt und fördert so auch das Gemeinschaftsleben in Wohlmuthshüll“, freuen sich Anna-Maria und Michael.

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