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Bauernmarkt

Corona macht kreativ

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Ludwiga Friedl
Ludwiga Friedl
am Freitag, 24.04.2020 - 07:14

Wie sich die Bauern auf die veränderte Lage am Bauernmarkt in Bad Kissingen einstellen. Die (Stamm-)Kunden sind dankbar für die gute Qualität der Waren.

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Corona macht kreativ“, sagt Daniela Hergenröder, die für ihren Bruder auf dem Bauernmarkt in Bad Kissingen Bio-Weiderindfleisch und andere Spezialitäten verkauft. Normalerweise findet der Bauernmarkt ja in der Rathaushalle statt. Doch wegen Corona mussten die Anbieter ihre Waren nun unter freiem Himmel anbieten. „Deshalb habe ich die Kühltheke mit meinem Vater zusammen ins Auto eingebaut“, berichtet Hergenröder, die sich freut, dass die Nachfrage am Bauernmarkt ungebrochen ist.
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In Oberweißenbrunn ist der Naturland-Betrieb der Familie Schmitt, die Wert auf die eigene Schlachtung im betriebseigenen EU-zertifizierten Bio-Schlachtbetrieb legt. Das Fleisch ihrer Mutterkuhherde – Gelbes Frankenvieh – wird direkt vermarktet. „Seit März haben wir Schwierigkeiten, das Fleisch an den Mann zu bringen“, sagt Hergenröder, „denn die Gastronomie ist komplett weggebrochen“. Abgesagt wurde auch eine große Messe, bei der auch Familie Schmitt teilnehmen wollte. „Weil wir bei den Schlachtungen zwei Wochen im Voraus planen, hatten wir da ein Problem“, berichtet sie. „Deshalb gibt es nun auch eingefrorenes Fleisch.“
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Die Kunden akzeptieren das. Ihnen ist es wichtig, dass die Tiere von der Geburt bis zur Schlachtung im Betrieb ein gutes Leben haben. Dazu gibt Hergenröder immer wieder gerne Auskunft. „Ich lieb des Verkaufen“, strahlt sie.
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Eher mit gemischten Gefühlen ist Marius Jordan angetreten, der am Nachbarstand Honig, Dinkelprodukte und Kaffee verkauft. „Ich habe genau zur Ausgangsbeschränkung angefangen und noch keine Stammkundschaft“, berichtet er, der jede Woche zum Grünen Markt kommt, während der Bauernmarkt nur alle vier Wochen am dritten Samstag im Monat stattfindet. „Ich bin froh, dass der Bauernmarkt dabei ist, denn je größer das Angebot insgesamt, desto besser für jeden einzelnen.“ Er findet es schade, dass die Kurgäste und die Touristen infolge der Ausgangsbeschränkung ausbleiben. „Aber wir geben nicht auf. Wochenmärkte haben eine solche Tradition, die dürfen nicht kaputtgehen durch so etwas.“
Dieser Meinung sind auch Annette Seehaus-Arnold und Margarete Schauderna, die nebeneinander Honig und Kräuterprodukte verkaufen. Während es an ihren Ständen „viel ruhiger“ zugeht als üblich, haben sie Zeit für einen kleinen Schwatz.
„Es ist wichtig, den Leuten zu zeigen, dass wir noch da sind“, sagen sie. Beide würden sich mehr Kundschaft wünschen, die das regionale, saisonale Angebot schätzen. „Mit dem Einkauf auf dem Markt könnte auch die Kundschaft ein Zeichen setzen und die Landwirtschaft vor Ort unterstützen. „Kürzere Wege vom Hof auf den Teller als hier gibt es gar nicht“, sagt Seehaus-Arnold. „Leider sind viele Wochenendmärkte wegen Corona geschlossen“, bedauert Schauderna, „zum Beispiel der Frühjahrsmarkt in Euerdorf oder die Gesundheitsmesse in Bad Kissingen“. Sie hat festgestellt, dass gerade die ältere Kundschaft, die nicht auf online-shops zugreifen will, auf die gewohnten Anbieter wartet. Einige Kunden, die an dem warmen Frühlingstag einkaufen, freuen sich auch, „dass endlich wieder ein bisschen Leben in der Stadt“ herrscht, die sonst „wie ausgestorben“ wirke.

Sehr vernünftige Kunden

Dass die Kunden „sehr, sehr vernünftig“ sind und sich alle mit Sicherheitsabstand anstellen „und keiner meckert“, freut auch Gudrun Alles, die am Stand des Bauernmarktvereines zum Beispiel Eier, Nudeln und Liköre von Familie Vogler in Neuwirtshaus verkauft.

Daneben vermarkten ihr Mann und ihr Sohn Markus und Rainer Fleisch- und Wurstwaren aus der eigenen Metzgerei. Sie sind über die Direktvermarktung der eigenen Schafherde mit 70 Mutterschafen zur Metzgerei gekommen, haben nach EU-Richtlinien gebaut und bieten nun auch „Strohschweine“ aus eigener Schlachtung an. „Der Partyservice ist derzeit natürlich weggebrochen, denn Familienfeiern dürfen ja nicht mehr stattfinden“, sagt Gudrun Alles. Doch am Markttag läuft das Geschäft gut.
Das sagt auch Clemens Schmitt, der Äpfel und Obstprodukte aus Reichenbach verkauft. Er hat festgestellt, dass sich nun das Vertrauen in die langjährigen Anbieter bewährt, „das ist besser als Nichts in diesen ungewissen Zeiten“. Den Leuten sei es wichtig zu wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen. Obwohl die Laufkundschaft wegbleibt, sei wenig Einbruch zu spüren. Die Leute, die kommen, kaufen gezielter ein. Und sie sind dankbar für die gute Qualität, die sie bekommen.