Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Urlaub auf dem Bauernhof

Corona lässt die Betten kalt

UaB_Corona_LF
Rosi Thiem
am Donnerstag, 16.04.2020 - 11:15

Aber Anbieter von Urlaub auf dem Bauernhof schätzen die Zukunft positiv ein

UaB_Corona_LF
Von heute auf morgen war Schluss. Corona läßt die Betten leer. Normalerweise gibt spätestens Ostern den Startschuss in die neue Saison. Diesmal war es anders.
UaB_Corona_LF
Seit 1987 bieten Gabi und Hugo Räder in Bischofsheim in der Rhön in zwei Ferienwohnungen und einem Apartment Urlaub auf dem Bauernhof an. Sohn Steffen hat den Bio-Nebenerwerbsbetrieb gepachtet und betreibt eine Mutterkuh- und Ziegenhaltung auf den Kräuterwiesen der Rhön. Über den Winter erneuerten die Unterfranken Fußböden in den Gästewohnungen. Ein Abstellraum für die E-Bikes ist ebenso neu.
Aber dann das: Zu den Osterfeiertagen hatten viele Gäste, die gerne gekommen wären, wegen Corona abgesagt. „Im Moment laufen auch keine neuen Anfragen. Ich denke“, folgert Gabi Räder, „das geschieht dann kurzfristig, wenn es wieder möglich ist. Die Leute warten alle ab.“ Die Räders können sich vorstellen, wenn die Menschen jetzt so lange in den Städten in den kleinen Wohnungen „eingesperrt“ sind, möchten sie auch mal raus auf das Land und die Freiheit genießen. „Urlaub auf dem Bauernhof hat dann sehr gute Chancen“, ist sich Gabi Räder sicher.
Zur Zeit stellen die Räders aktuell fotografierte Bilder vom Hof in die WhatsApp-Gruppe für ihre Gäste, halten Mail- und Telefonkontakt. „Auch meinen Gästen aus Madrid schicke ich Bilder zum Trost und sie haben mir geschrieben, dass es ihnen über den schweren Alltag hinweghilft“, sagt Gabi Räder . „Ich stelle auch schöne Bilder vom Bauernhof in den Status, wer sich für unseren Hof interessiert, kann sich die anschauen und für mich ist es eine einfache und effektive Werbung.“ Die Räders bleiben so im Gespräch und Fotos sind schnell weitergeleitet.
Bäuerin Gabi ist gerade dabei, für ihre Stammgäste Schutzmasken zu nähen und zu verschicken. Für Urlauber, die Angst haben heuer wegzugehen, schlägt die Bäuerin einen Termin im nächsten Jahr vor. „Das muss man respektieren“, bemerkt sie. „Das Ostergeschäft ist heuer mit einer Nullrunde gelaufen. Wir können das finanziell Gott sei Dank überbrücken, da wir noch andere Einkommensstandbeine haben. Doch wer neu investiert hat und Zinsen zahlen muss, da sieht es oft anders aus“, fühlt Gabi Räder mit. Dennoch bleibt sie zuversichtlich: „Es wird wieder besser.“
Blank geputzt und zum Spielen einladend steht die weitläufige Spielscheune von Monika und Richard Böhmer im oberfränkischen Haselbrunn bei Pottenstein bereit. Seit 1998 bieten die Böhmers mit ihrem Milchviehbetrieb und dem Ferienbauernhof ein naturnahes Idyll zum Erholen im Herzen der Fränkischen Schweiz. Die Wacholderheide mit einer bizarren Felsformation umrahmt den urgemütlichen Bauernhof, der gerade in der Corona-Situation ruht. „Es ist sehr schade, weil zu Ostern treue, langjährige Stammgäste gekommen wären“, bedauern die beiden, die sich schon auf ein Wiedersehen gefreut hatten. Monika Böhmer sagt, dass die Gäste sehr verständnisvoll auf die momentane Situation reagieren und nach Urlaubsmöglichkeiten auf dem Hof zu einem späteren Zeitpunkt fragen. „Es kommen auch keine Absagen für den Sommer“, berichtet die Bäuerin.
Mit der ansprechenden Website, persönlichen Empfehlungen und einer guten Mundpropaganda kommen immer wieder zusätzlich neue Gäste hinzu. „Es ist bedauerlich, dass man nicht planen kann, weil man nicht weiß, wie lange diese Corona-Situation noch anhält. Viele Gäste haben auch Angst, dass ihr ersehnter Urlaub nicht stattfinden darf.“ Sie müssen vertröstet werden.
„Wir hoffen, dass wieder bald Normalität in das bundesweite Tourismusgeschäft einkehrt“, zeigen sich die Böhmers optimistisch und rechnen allerdings für diese Branche mit erheblichen Einbußen. Sie wünschen sich ein baldiges, gesundes Wiedersehen mit ihren Gästen. „Wichtig ist, dass unsere Gäste und wir gesundheitlich gut durch die Krise kommen.“
Auch Barbara und Friedrich König von der Schmalzmühle bei Röckingen ersehen den Zeitpunkt, wann sie wieder Urlaubsuchende am Hof begrüßen können. Die Mittelfranken betreiben einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb mit 15 Kühen plus Nachzucht. Der Erlebnisbauernhof am Fuße des Hesselbergs bietet seit 2001 eine Ferienunterkunft und seit 2016 sechs ansprechende Ferienwohnungen in historischer, traumhafter Lage. Die hofeigene Milchverarbeitung, der einzigartige Hofladen und die Käseseminare des Schmalzmüllers sind deutschlandweit bekannt. „Schade, dass keine Gäste da sind, aber wir haben keine Existenzängste und genießen die Ruhe, um Zeit für die Familie zu haben“, sagen die beiden und nutzen die Zeit, Aufgeschobenes abzuarbeiten. Sie finden, dass Landurlaub noch am besten mit den Einschränkungen zu vereinbaren wäre, da jede Urlauberfamilie eine eigene Wohnung mit Kochgelegenheit hat. Gerade Gäste, die zu den Risikogruppen gehören haben Bedenken, im Urlaub vielen Menschen zu begegnen. „Sicher ist diese Krise für uns mit deutlichen Einkommenseinbußen verbunden, jedoch können wir mit unserem ’Gemischtwarenbetrieb‘ einiges überbrücken“, sagt der Schmalzmüller. „Wir sind weiterhin in den Buchungsportalen präsent und aktuell. Wir denken“, folgern Barbara und Friedrich König, „dass Landurlaub die bevorzugte Urlaubsart für dieses und die kommenden Jahre sein wird“.