Bamberg „Regionalität lebt man nur, wenn man auch regionale Schlachthöfe hat“. Das sagte Oberfrankens BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif. Und Frankens BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer bekräftigte: „Wer regional essen und einkaufen will, muss auch regional schlachten“. Noch vor der entscheidenden Stadtratsitzung nahm das Thema Schlachthof Bamberg breiten Raum ein bei der traditionellen Pressekonferenz des BBV Oberfranken. Beide bekräftigten, wie wichtig der Schlachthof für die Landwirte in der Region ist: Rund 5000 Landwirte in einem Umkreis von 150 km beliefern den Schlachthof, an dem auch 159 Arbeitsplätze in Gefahr sind.
Regionaler Schlachtbetrieb besser als Fleischimporte
„Wir wollen nicht, dass Fleisch aus aller Herren Länder bei uns gegessen wird“, sagte Greif, der anschaulich erklärte, dass der Aufwuchs der Wiesen hier nur über Rinder, Pferde, Schafe und Wild verwertet werden kann. Dabei betonte er, dass jeder selber entscheiden soll, wie er sich ernähren will, „aber bitte regional“. Der Ukrainekrieg habe gezeigt, welch ein hohes Gut verlässliche Partner in der Ernährung seien. Dass außer Klopapier und zeitweise Hefe nie etwas in den Regalen gefehlt habe, zeige die Leistungsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft und der nachgelagerten Bereiche.
Oberfrankens Bauern werden Flächen entzogen
Es sei den Bauernfamilien zu verdanken, dass Oberfranken so schön ausschaut. „Wir wollen die Kulturlandschaft schön erhalten und Nahrungsmittel bereitstellen“, betonte er in dem Zusammenhang. Deutlich wandte er sich gegen den zu hohen Flächenverbrauch. Und dagegen, dass die Landwirtschaft für den Klimawandel verantwortlich gemacht wird. „150 Jahre Industriegesellschaft haben die Welt so hergerichtet, wie sie ist“, stellte er fest.
Und Torsten Gunselmann ergänzte: „Im letzten Jahr wurde erstmals die Schallmauer von 200 000 ha Ackerland unterschritten. Jedes Jahr gehen 9000 ha verloren, darin sind auch Kompensationsflächen enthalten, die der Landwirtschaft entzogen werden“.
Klimawandel als große Herausforderung in Frankens Landwirtschaft
„Die Klimasituation lässt uns schwerstens überlegen“, sagte Greif, der über die drei Trockenjahre innerhalb der letzten fünf Jahre sprach und auch die Preissteigerungen bei Energie und Betriebsmitteln erklärte. „Zwar haben sich der Milchpreis und die Getreidepreise erholt, doch aufgrund der gestiegenen Kosten bleibt davon bei den Bauern wenig übrig“. Der Verband legte auch eine Grafik vor, die zeigte, wie wenig die Rohstoffpreise am Endprodukt wie dem Brot, Bier oder Rippchen ausmachen.
„Durch den Klimawandel nehmen nicht nur Ackerbau und Grünland, sondern auch die Wälder eine katastrophale Entwicklung“, sagte Greif, der die Fichte in den Landkreisen Forchheim und Bamberg schon verloren gab. „Im Frankenwald mäht der Borkenkäfer die Fichten weg“, sagte er und bedauerte, „dass uns die Spardose Wald vom Klima zerschlagen wird“.
Reserven für landwirtschaftliche Betriebe sind überlebenswichtig
Die Futtersituation sei ebenfalls bedenklich. Denn auf Grünland sei der zweite Schnitt eine Katastrophe gewesen und bei Mais sei sowohl die Menge als auch die Qualität schlecht gewesen. „Landwirte gehen immer in Vorleistung“, erklärte er der Presse die Schwierigkeit von Investitionen. Greif, der selber einen Biobetrieb bewirtschaftet, erklärte auch, warum Biolandwirte höhere Preise benötigen: „ich muss pflügen, ich muss hacken, ich habe höhere Auflagen und wesentlich weniger Ertrag“.
„Doch egal, ob bio oder konventionell: es muss sich für die Familienbetriebe rentieren“. Sonst gehe die Lust des Landwirts rapide nach unten. Betriebe müssen Reserven bilden können, sonst steigen sie aus der Produktion aus.