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Existenzkrise

Bauern klagen: Mehr Auflagen und weniger Geld

BBV-AN_LF
Fritz Arnold
am Mittwoch, 09.02.2022 - 13:07

Beim Jahrespressegespräch zieht der BBV Ansbach eine bittere Bilanz. Nicht nur wirtschaftliche Perspektiven fehlen derzeit.

Reuth/Lks.Ansbach „Mehr Auflagen und weniger Geld.“ So fasste die Hofübernehmerin Karina Weiß beim Jahrespressegespräch des Bauernverbandes Ansbach auf dem Milchviehbetrieb in Reuth bei Neuendettelsau die Situation zusammen, mit der die Betriebe in Franken derzeit zurechtkommen müssen. Ansbachs BBV-Kreisobmann Ernst Kettemann äußerte die Sorge, dass sich das Bild Bayerns bald verändern könnte.

Es sind nicht nur die wirtschaftlichen Perspektiven, die Probleme bereiten: „Mit jeder neuen Auflage steigen die Betriebsaufgaben.“ Wie Kettemann erläuterte, habe es im vergangenen Jahr nach ausreichend Regen zunächst nach einer guten Ernte ausgesehen, doch am Ende blieb sie weit hinter den Erwartungen zurück.

Desaströse Preise

Hinzu kam eine Welle an Verteuerungen bei den Betriebsmitteln. Die Milchpreise haben sich zwar um elf Prozent erhöht, doch die Futtermittelpreise stiegen um 30 Prozent, berichtete Karina Weiß. Von einem noch größeren Desaster in der Schweinehaltung spricht neben Kettemann auch Karlheinz Brand. Der Verlust summiert sich auf 40 Euro pro Tier in der Ferkelerzeugung. Hinzu kämen Forderungen nach neuerlichen Umbauten der Ställe. Sorge bereitet auch der Getreideanbau. „Denn die Preise für Düngemittel haben sich innerhalb eines Jahres verdreifacht“, rechnete Otto Edelmann aus Obermögersheim vor, der Ackerbauer im Kreisvorstand des Ansbacher BBV.

Dies alles gebe Anlass zur Vermutung, dass von Politik und Gesellschaft eine eigene Nahrungsmittelerzeugung nicht mehr gewollt sei, sagen Ernst Kettemann und sein Stellvertreter Peter Sturm. Vor allem tierhaltende Betriebe geben immer mehr auf. So sei „wenig Licht am Ende des Tunnels“ zu erkennen.
Kreisbäuerin Christine Reitelshöfer forderte, dass endlich die Verteufelung des Fleischkonsums aufhören müsse. Jeder solle frei entscheiden können, was er essen wolle. Wichtig sei vor allem eine jahreszeitengemäße Ernährung. „Es müssen nicht Erdbeeren im Winter sein“, sagte Reitelshöfer. Sie wies darauf hin, dass laut der amtlichen Statistik die Verbraucherpreise im Lebensmitteleinzelhandel weiter gestiegen seien, während die Erzeugererlöse für Schweine eingebrochen seien. Eine Anhebung der Erzeugerpreise müsse überhaupt nicht zu Lasten der Verbraucher gehen.

Die Bürokratie nimmt zu

Die Hofnachfolgerin Karina Weiß wies darauf hin, dass neben der Arbeit auf dem Hof mit 90 Kühen vor allem die zunehmende Büroarbeit belaste. Die Bürokratie ufere immer mehr aus. Der Pflanzenschutz werde eingeschränkt und müsse immer genauer dokumentiert werden. Nach der Düngeverordnung mit den Roten Gebieten, Höchstmengen und Abstandsregelungen, komme eine aufwendige Stoffstrombilanz.
Im Stall der Familie Weiß wird Tierkomfort großgeschrieben. Hier gibt es seit einem Jahr sogar „Wasserbetten“ für die Milchkühe. Die fünf Zentimeter hohe Wasserauflage ist in ein Material eingearbeitet, das für Taucheranzüge verwendet wird. Die weiche Auflage bewirkt, dass die Rinder keine Druckstellen und keine Gelenkprobleme bekommen.