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Erdbeeren in Bayern

Aufregung um Pestizide in Erdbeeren: „BUND betreibt Panikmache“

Erdbeerkörbe an einem Feld
Jonas Voss
Jonas Voss
am Dienstag, 06.06.2023 - 15:52

Laut einer Untersuchung der Naturschutzorganisation sind viele Erdbeeren mit Giften belastet. Eine Behörde kommt dagegen zu ganz anderen Ergebnissen. Und ein Erdbeerbauer nimmt die Verbraucher in die Pflicht.

München - Erdbeeren gelten gemeinhin als ein sehr gesunder Genuss: reich an Vitamin C und Ballaststoffen, wenig Kalorien. Der ideale Sommersnack. Da schlägt eine aktuelle Pressemitteilung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) so manchem Erdbeerfreund auf den Magen: „Giftige Verlockung im Körbchen“ titelte die Naturschutzorganisation jüngst.

Der Hintergrund für diese Schlagzeile: Der BUND hat 19 Erdbeerproben von unterschiedlichen Händlern in Deutschland in einem Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis laut Pressemitteilung: 15 Proben wiesen Rückstände von insgesamt acht Fungiziden auf. Gut die Hälfte enthielt zwei oder mehr Wirkstoffe, in drei Proben wurden sogar insgesamt vier Mittel gegen Pilze nachgewiesen. Die zuständige Expertin des BUND, Corinna Hölzel, erklärt in der Mitteilung, „vier der nachgewiesenen Wirkstoffe sind hoch giftig für Wasserorganismen. Das Fungizid Difenoconazol ist außerdem sehr giftig für Vögel. Der Kollateralschaden für das Ökosystem ist immens.“

Erdbeeren haben strenge Grenzwerte beim Pflanzenschutz

Pressemitteilungen dieser Art seien wenig zielführend, sagt Fritz Boss im Gespräch mit dem Wochenblatt. Er führt seit 1998 einen Familienbetrieb in Franken, der vor allem für seine Erdbeeren bekannt ist. „Grundsätzlich ist die Erdbeere eine sehr empfindliche Pflanze, weswegen wir sie nur geschützt unter einem Regendach anbauen.“ Boss erklärt, er setze in seinem Betrieb in erster Linie auf biologische Schädlingsbekämpfung und verzichte auf Fungizide. Nicht aber, weil er diese per se für gefährlich halte. Die in Deutschland festgelegten Grenzwerte bei Pflanzenschutzmitteln seien streng und schützten Verbraucher sehr gut. „Der BUND betreibt Panikmache.“

Der Erdbeerbauer sagt, Verbraucher müssten sich über eines im Klaren sein: Je weniger Pflanzenschutzmittel im Anbau zum Einsatz kommen, desto teurer werden die Erdbeeren. „Wer für 1,49 Euro 500 Gramm Erdbeeren im Supermarkt kaufen möchte, der kann keine hohe Qualität erwarten.“ Bei solchen Preisen gehe es nicht ohne Pflanzenschutzmittel. „Fordert der BUND weniger Einsatz solcher Mittel, fordert er letztendlich teurere Erdbeeren für den Verbraucher.“

LGL gibt Entwarnung bei Pestiziden in Erdbeeren

Die Untersuchung des BUND wird auch von offizieller Stelle entkräftigt: Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat insgesamt 145 Proben Erdbeeren im Zeitraum von 2020 bis zum ersten Quartal 2023 untersucht, wie es Anfang Juni in einer Pressemitteilung bekannt gab. Geprüft wurde auf über 500 Wirkstoffe. Neben einer Probe Tiefkühlerdbeeren, bei der es zu einer Höchstgehaltüberschreitung kam, hat das LGL noch in einer weiteren Probe einen in Deutschland nicht zugelassenen Wirkstoff nachgewiesen. Die zuständigen Überwachungsbehörden wurden informiert, um die für diese Fälle vorgesehene Maßnahmen zu treffen. Ein gesundheitliches Risiko bestand laut LGL in keinem der Fälle. Entwarnung also für alle gesundheitsbewussten Schleckermäuler, die im Sommer das süße Beerenobst genießen wollen.

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