
Schernberg/Lks. Ansbach - Zu einem rund dreistündigen Meinungsaustausch trafen sich noch vor der Ausgangsbeschränkung Mitglieder der BBV-Kreisvorstandschaft und junge landwirtschaftliche Betriebsleiter mit dem Weißenburger Bundestagsabgeordneten Artur Auernhammer, mit Direktor Matthias Borst, Leiter der Agrarpolitik im Bayerischen Bauernverband in München, und Felix Sackenreuther (Rothenburg) als einem der mittelfränkischen Sprecher von Land schaf(f)t Verbindung (LsV.) in Schernberg.

Der agrarpolitische Austausch trat heuer anstelle der jährlichen Zukunftskonferenz, sagte BBV-Kreisobmann Ernst Kettemann. Hintergrund ist die derzeitige Unzufriedenheit vieler Bauern mit der deutschen Agrarpolitik, die durch die vom LsV initiierten massiven Proteste auch Thema in der Öffentlichkeit sind. Diese Proteste unterstützen die kontinuierliche, politische Arbeit des Bauernverbandes.
Fachlichkeit in der Agrarpolitik fehlt
Kettemann vermisst, so seine Eingangsworte, derzeit die Fachlichkeit in der Agrarpolitik. Fachwissen und Erkenntnisse der Wissenschaft spielten anscheinend keine Rolle mehr bei Entscheidungen. Gesetze würden immer mehr nach medialen Strömungen und nach Umfragen gemacht. Er erkenne kein Rückgrat der politisch Handelnden mehr und sehe die fehlende Verlässlichkeit bei Entscheidungen als großes Hindernis für die jungen Betriebsleiter.
Klischeehafte Vorstellungen über die Landwirtschaft
Artur Auernhammer, als CSU-Bundestagsabgeordneter im Agrarausschuss tätig, berichtete von nicht ganz einfachen Diskussionen. Die gesellschaftlichen Vorstellungen seien sehr unterschiedlich. Problematisch sei, dass im Agrarausschuss derzeit noch zwölf aktive Landwirte aus allen Regionen vertreten sind. Die Kompromisse, die dort geschlossen werden müssen, seien oft schmerzhaft, aber für eine Mehrheitsfindung unabdingbar.
In der Gesellschaft herrschten klischeehafte Vorstellungen über die Landwirtschaft. Jeder meine, er kenne sich über die Ursachen und Wirkungen von landwirtschaftlichem Handeln im Bereich des Klimaschutzes, des Grundwassers oder dem Artenrückgang aus.
Bei der Düngeverordnung sei seine Bestrebung in Bezug auf das Meßstellennetz mit einheitlichen Standards und zusätzlichen Messstellen Verbesserungen und mehr Praxisnähe zu erreichen. Auch müsse die Düngung von Zwischenfrüchten im Sommer weiterhin möglich sein. Auernhammer rief dazu auf, in einer politisch spannenden Zeit Geschlossenheit zu zeigen.
Wir wollen gute Preise, keine „Schweigegelder“
Tim Heidecker, Hofnachfolger aus Ehingen, fragte, ob angesichts der derzeitigen Stimmung gegen die Landwirtschaft überhaupt noch Tierhaltung und Ackerbau gewollt sei in Deutschland. Das Agrarpaket mit seinen versprochenen Milliarden an Unterstützung brächte den Bauern gar nichts. Bauern wollten gerechte Preise und eine entsprechende Wertschätzung ihrer Arbeit, keine „Schweigegelder“. Auernhammer antwortete darauf, dass die Gelder in die Förderung beim Bau von Güllelagern oder -technik, in weitere Kulturlandschaftsprogramme oder in Mehrgefahrenversicherungen als Antwort auf den Klimawandel investiert werden könnten.
Agrarpolitik bedeute, zuhören, abwägen, sich einbringen und entsprechende Gesprächsplattformen zu bieten, sagte Borst. Es seien oft differenzierte Betrachtungen notwendig. Er sei davon überzeugt, dass sich langfristig sachliche Begründungen durchsetzen. Dies sei innerhalb des BBV mit seinen haupt- und ehrenamtlichen Gremien genauso wichtig, wie im Austausch mit Verbandskollegen in ganz Deutschland. Dies geschehe nicht immer in der Öffentlichkeit und mit Pressestatements, sondern in vielen Gesprächsrunden und Ausschüssen.
Bei der Ausgleichfläche konnten die Ansprüche erhalten werden
Anhand der Ausgleichszulage, die aufgrund von EU-Vorgaben eine neue Gebietskulisse erhalten musste, erläuterte Borst, wie es gelungen sei, den drohenden Verlust von mehr als der Hälfte der Gebietskulisse durch neue plausible und fundierte Parameter zu vermeiden.
Es habe zwar innerhalb Bayerns Verschiebungen gegeben, letztlich sei die Gesamtfläche aber erhalten geblieben. Auch über die Düngeverordnung, das Artenschutzvolksbegehren, den Brexit und das Mercosur-Abkommen sprach Borst. Seien es die fehlerhaften Karten bei den Gewässerabständen oder die Diskussion um die Biotopkartierung von Streuobstbeständen, es gelte an vielen kleinen Stellschrauben zu drehen.