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Leute klauen Obst kistenweise

Diebstahl vom Feld: Landwirte erzählen von dreisten Dieben

Kürbis-Feld-Diebstahl
Astrid Neumann ist seit Juli 2023 Redakteurin beim Wochenblatt und vor allem für Oberbayern zuständig.
Astrid Neumann
am Dienstag, 19.09.2023 - 13:00

Wer Obst oder Gemüse vom Feld mitnimmt, muss mit einer Anzeige rechnen. Doch oft werden die ertappten Diebe immer unverschämter.

Von einem Vorfall berichtet Landwirt Kilian Apfelbeck aus Otzing. Bei einem Fest in Stadtnähe konnte er beobachten, wie eine Frau Zwiebeln von seinem Feld in ihr Auto lud und wegfuhr. Er hat die Frau dann schließlich selbst mit dem Auto verfolgt, sagt Apfelbeck im Gespräch mit dem Wochenblatt. Erst nach mehrmaliger Aufforderung hielt die Frau ihren Wagen schließlich an. „Unter meinen Zwiebeln lagen noch die Gurken von einem anderen Landwirt“, sagt Apfelbeck. Erst nachdem er der Frau mit der Polizei gedroht hatte, rückte diese die Zwiebeln wieder raus.

Bei Kartoffeln ist Diebstahl keine Ausnahme

Normalerweise erwische man die Leute ja nicht beim Diebstahl, so Apfelbeck. „Was vor der Ernte vom Feld wegkommt, wird schon mehr“, sagt der Landwirt. Er vermutet finanzielle Gründe dahinter aufgrund der gestiegenen Lebensmittelpreise. Anzeige hat er selbst aber noch nicht erstattet.

Ähnliche Beobachtungen hat auch Landwirt Mathias Ittlinger gemacht. Der Familie gehört unter anderem ein Feld im Stadtgebiet von Plattling. „Vor allem bei Kartoffeln ist hier Diebstahl gang und gäbe.“ Deshalb ist Ittlinger dazu übergegangen, auf diesem Feld ausschließlich Stärkekartoffeln anzubauen und regelmäßig an dem Feld vorbeizufahren.

Betroffener Landwirt: "Verhalten ist erbärmlich"

Vor vier Jahren hat sich hier nämlich eine unglaubliche Geschichte abgespielt, erzählt der Landwirt. Rund 20 bis 30 Quadratmeter haben Unbekannte hier abgeerntet und die Kartoffeln mit Schubkarren mitgenommen. „Als die gemerkt haben, dass das Stärkekartoffeln sind, haben sie die uns einfach wieder mitten aufs Feld geschüttet“, erzählt Ittlinger. Eine Zunahme an Diebstählen ist dem Landwirt hier nicht aufgefallen. „Bei Kartoffeln war das schon immer so“, sagt Ittlinger. Trotz allem findet er solch ein Verhalten „erbärmlich“. Schließlich würden Kartoffeln ohnehin nicht viel kosten. Über kurz oder lang bliebe dann doch nur die Anzeige bei der Polizei.

Obst wird kistenweise geklaut

Einige Betriebe sind den Schritt der Anzeige bereits gegangen, weiß Thomas Riehl vom Verein Fränkische Obstbauern. Gerade in eher touristischen Gebieten sei das schon ein Problem. „Teilweise nehmen die Leute das Obst kistenweise mit“, sagt Riehl. Da könnten einem Betrieb schon einmal paar hundert Euro Verlust drohen. Zwar sei auch hier keine Zunahme an Diebstählen zu verzeichnen, das sei jedes Jahr ein Ärgernis, aber „die Leute werden unverschämter“, beobachtet Riehl eine Tendenz. Wenn die Leute beim Diebstahl erwischt würden, zeigten sie häufig kein Unrechtsbewusstsein, „teilweise wird man dann auch noch beschimpft“.

Auch Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands, hat Erfahrungen mit dreisten Dieben gemacht. Zigmal habe er schon Leute beim Klauen von Kohl, Trauben etc. erwischt, beschreibt er auf Twitter. "Einer hielt zwei Rotkohlköpfe in den Händen und behauptete, dass er nicht geklaut hat", sagt er zu einem Vorfall.

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