Stefan Köhler ist BBV-Umweltpräsident. Er bewirtschaftet mit seiner Familie einen Grünlandbetrieb mit Mutterkuhhaltung im Landkreis Aschaffenburg. Den überfahrenen Wolf bei Bischofswiesen bringt Köhler auch mit den neun abgestürzten Rindern in Verbindung. Mit dem Wochenblatt sprach er über die Tragödie von Schleching - und darüber, wie die Politik darauf reagieren muss.
Herr Köhler, Jungrinder geraten offenbar in Panik und stürzen in den Tod. Der betroffene Landwirt sagt, dass ein Wolf der Auslöser war.
Ich gehe davon aus, dass es ein Wolf war. Die Beschreibung des Landwirtes, die Panik der Tiere und das Durchbrechen von einem dreilitzigen Stacheldraht sprechen dafür. Die Behauptungen des LfU, das ein Blitzeinschlag oder Hornissen in Frage kommen, spricht für eine Verharmlosung des Vorfalls, um Ruhe in die Diskussion zu bringen. Alleine die Nennung solcher Gründe, obwohl es kein Gewitter gab, spricht dafür, dass man zukünftig andere Gründe sucht, um eine Entschädigung zu umgehen.
Wie muss die Politik, auch angesichts der Bilder aus Schleching, reagieren?
Generell sollten Vorkommnisse wie in Schleching zukünftig weiterhin unbürokratisch entschädigt werden, wenn der Vorfall gemeldet wird. Bayern ist Wolfzuwanderungsland und es muss jederzeit mit Übergriffen gerechnet werden. Da hilft es nichts, die Dinge kleinzureden oder andere Gründe anzuführen. Blitzschlag und Hornissen hat es schon immer gegeben, die Wölfe sind erst in der Vergangenheit mehr geworden.
In Bischofswiesen wurde kurz darauf ein männlicher Jungwolf überfahren.
Der Unfall muss als Wolfsnachweis verwendet werden. Zwischen Schleching und Bischofswiesen liegen nur rund 45 km Luftlinie. Für den Wolf ist diese Distanz kein Problem. Das Tier muss beprobt und die Landwirte in Schleching entschädigt werden.
Sie haben die Minister Kaniber und Glauber darüber informiert. Wie haben beide reagiert?
Von Frau Staatsministerin Kaniber und ihrem Kabinettskollegen Herrn Glauber habe ich bisher keinerlei Rückmeldung erhalten.
Bei der Tragödie in Schleching sind neun Jungrinder in den Tod gestürzt. Der reine Sachwert der Jungrinder liege bei etwa 15 000 €, ist für die Familie aber zweitrangig. Was viel schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass die Rinder im nächsten Jahr die Leitkühe auf der Hochalm gewesen wären. Landwirt Hannes Hörterer spricht von einer absoluten Katastrophe. Lesen Sie hier, wie der betroffene Landwirt die Geschehnisse erlebt hat - und wie die Politik reagiert.