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Agrarpolitik

Zukunftskommission: Umweltverbände befürworten Umsetzung

Josef Koch
Josef Koch
am Dienstag, 19.10.2021 - 08:59

Die Agrarbranche steht mit ihren Forderungen an die neue Regierung nicht allein. Unterstützung kommt von Umweltverbänden. Ein Ergebnis der Zukunftskommission.

Rapior Myriam-BUNDjugend

Anlässlich der heute stattfindenden öffentlichen Sitzung der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) appellieren der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die BUNDjugend an SPD, Grüne und FDP, die Empfehlungen des Gremiums als Grundlage für die Agrar- und Ernährungspolitik in ihren Koalitionsvertrag aufzunehmen. Der Umbau der Nutztierhaltung, die Einführung einer verbindlichen Strategie für die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln sowie die Verknüpfung von Agrar- und Ernährungspolitik stehen dabei ganz oben auf der Forderungsliste der Umweltschutzverbände.

Beide Organisationen waren neben zahlreichen anderen Mitglieder der ZKL, die Bundeskanzlerin Angela Merkel Ende 2019 ins Leben gerufen hatte. Im Juni 2021 legte die ZKL ihren Abschlussbericht vor.

Während heute die Zukunftskommission Landwirtschaft öffentlich tagt, wird ganz in der Nähe über eine neue Regierung verhandelt. In den vergangenen Tagen und Wochen wurde viel von einer Zukunftskoalition gesprochen. Eine neue Regierung, die diesem Titel tatsächlich gerecht werden möchte, muss nach Auffassung von Myriam Rapior, BUNDjugend jungen Menschen eine Zukunft bieten. Die kommende Bundesregierung könne die Folgen des Klimawandels und des Verlusts der Biodiversität noch mildern, doch das Zeitfenster werde kleiner und somit sei der Handlungsdruck immens.

Soll das Bundesagrarministerium künftig eigenständig bleiben?

Auswahlmöglichkeiten

BUND für faire Erzeugerpreise

Bandt-Olaf-BUND

„Unsere Lebensmittel müssen in Zukunft so produziert werden, dass unsere natürlichen Lebensgrundlagen nicht gefährdet werden. Wir brauchen ein Landwirtschafts- und Ernährungssystem, das die planetaren Grenzen wahrt und gleichzeitig allen Beschäftigten ein gutes Arbeitsumfeld bietet. Die Zukunftskommission Landwirtschaft hat mit ihrem Abschlussbericht die Richtung aufgezeigt, jetzt müssen konkrete Maßnahmen folgen und im Koalitionsvertrag entsprechend festgezurrt werden“, verlangt Rapior.

Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), ist überzeugt, der Umbau auf dem Acker und in den Ställen könne nur gelingen, wenn die Landwirtschaft dabei von der Gesellschaft unterstützt und ihre gesellschaftlichen Leistungen honoriert werden. Im Sondierungspapier seien wichtige Stichpunkte genannt, nun komme es darauf an, dass die Parteien verbindliche Vorhaben und eine verlässliche Finanzierung vereinbaren. „Bäuerinnen und Bauern dürfen bei dieser wichtigen Aufgabe nicht im Stich gelassen werden. Ebenso wichtig ist, dass die Politik die Rahmenbedingungen für faire Preise für Erzeugerinnen und Erzeuger verbessert,“ so Bandt.

Löwenstein plädiert für eigenständiges Agrarministerium

Ganz oben auf der To-Do-Liste der künftigen Bundesregierung muss nach Auffassung von Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), der Umbau des Agrar- und Ernährungssystems stehen. Das gehe nur, wenn die Bundesregierung die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick nehme. "Von den Bauernhöfen über die Lebensmittelhersteller und Händler bis zu Verbraucherinnen und Verbrauchern brauchen alle einen verlässlichen und klaren Rahmen, damit sie das System nachhaltig umkrempeln können. Umbau ist Regierungsaufgabe," so Löwenstein.

Die Zukunftskommission Landwirtschaft sehe die Transformation von Landwirtschaft und Ernährung als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe an,so Löwenstein. Dafür hält er es für nötig, alle Ressorts von Landwirtschaft bis Umwelt, von Gesundheit und Verbraucherschutz bis hin zu Forschung einzubeziehen. Für Löwenstein ist die Aufgabe des Umbaus so groß, dass es dafür ein eigenständiges Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft braucht.

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