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Agrarpolitik

Zukunftskommission: Umbau kostet 100 Euro pro Kopf

Josef koch
Josef Koch
am Donnerstag, 01.07.2021 - 09:10

Der Umbau der deutschen Landwirtschaft wird mehrere Milliarden Euro kosten. Pro Kopf sind die Beträge deutlich geringer.

Das Lob für die Arbeit der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) in der Politik fällt überwiegend positiv aus. Allerdings will sich dort keiner vor den Bundestagswahlen festlegen, wie der Umbau der deutschen Landwirtschaft finanziert werden soll. Ob CDU, SPD oder Grüne, alle wollen so schnell wie möglich mit dem Umbau anfangen, doch im kommenden Agrarhaushalt zum Beispiel sind dafür nötige Mittel bislang nicht vorgesehen. 

Dabei finden sich im Abschlussbericht der ZKL klare Fakten, dass im Agrarhaushalt zumindest in den ersten Jahren deutlich mehr Geld zur Verfügung stehen muss. Die ZKL beziffert den finanziellen Mehrbedarf für den Umbau der deutschen Landwirtschaft auf sieben bis elf Milliarden Euro pro Jahr. Das wären nach Auffassung der wissenschaftlichen ZKL-Mitglieder 5 bis 8 Mrd. € mehr als bisher. Rund die Hälfte für mehr Tierwohl benötigt, die andere die andere Hälfte für einen verbesserten Schutz von Biodiversität, Natur und Klima benötigt. Das sind anfänglich bis zu 100 Euro im Jahr für jeden Bürger und jede Bürgerin. 
 

Entlastung für Einkommensschwache

„Den meisten Menschen sind Tierwohl und eine intakte Natur diese Summe auch wert,“ so Prof. Achim Spiller von der Universität Göttingen. Einkommensschwache Haushalte werden allerdings, zum Beispiel durch eine Erhöhung von Hartz IV-Sätzen oder direkte Transfers wie kostenloses Essen in -Schulen und Kitas, dafür kompensiert werden müssen.

Dies wird sich laut Spiller volkswirtschaftlich mittel- bis langfristig sogar rechnen, da viele Umwelt- und Gesundheitsbelastungen, die heute anfallen, durch die konsequente Transformation des Landwirtschafts- und Ernährungssystems vermieden werden können.“ „Langfristig rechnet sich mehr Vorsorge“, so Ramona Teuber, Professorin an der Universität Gießen.

Reden hilft

Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen die Zukunftskommission als „gelungenes Experiment“. Das belege den Wert solcher Dialogprozesse mit umfassender Stakeholderbeteiligung.

„Für die Verständigung auf einen gemeinsamen Weg zur Umsetzung von mehr Nachhaltigkeit können solche Dialogprozesse auf allen politischen Ebenen, vom Bundestag bis zu lokalen Konflikten wie Stallbauten oder Veränderungen des Landschaftsbildes durch Gewächshäuser oder Hagelnetze, einen wichtigen Beitrag leisten“, ist Professorin Vera Bitsch von der Technischen Universität München überzeugt.