Das Zukunftsbild Landwirtschaft von Bund der Deutschen Landjugend (BDL) und BUNDjugend stößt auf positive Resonanz. Bereits bei der öffentlichen Anhörung der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) präsentierten die beiden Jugendverbände ihre Vorstellungen. Nach Auffassung von Georg Janßen, Bundesgeschäftsführers der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ist das Zukunftsbild „erfrischend anders“, weil es die Gemeinsamkeiten von Landwirtschaft und Gesellschaft nach vorne stellt. „Es ist ein deutlicher politischer Weckruf an alle landwirtschaftlichen Verbände, an die Nichtregierungsorganisationen, an die Wissenschaft, an die Verantwortlichen in der Wirtschaft und der Politik: Hört auf mit den Grabenkämpfen zwischen „immer weiter so“ auf der einen Seite und mit immer strengeren politischen Auflagen vielen Betrieben die Luft zum Atmen zu nehmen auf der anderen Seite“, so Janßen.
Die AbL fordert zudem alle Mitglieder der Zukunftskommission auf, sich bei der jetzt anstehenden intensiven Diskussion über den mit Spannung erwarteten Endbericht, den Tunnel der Einzel- und Verbandsinteressen zu verlassen. Wer dem Jugendpapier zustimme, müsse sich im Endbericht der Kommission dafür stark machen, einen mutigen, für Landwirtschaft und Gesellschaft tragfähigen Zukunftskompass vorzulegen.
Höfesterben beenden
In ihrem Strategiepapier schlagen die beiden Jugendverbände, trotz aller Gegensätze, die Brücke zwischen Erzeuger und Verbraucher, zwischen regionaler und globaler Landwirtschaft, zwischen Tierhaltung und Klima- bzw. Umweltschutz.
Die beiden Jugendorganisationen setzen in ihrem Papier auf unternehmerisch tätige Agrarbetriebe in regionalen Wertschöpfungsketten und mit einer großen Bandbreite an diversifizierten und spezialisierten Produktionsrichtungen. Die Zahl der Unternehmen soll ungeachtet des seit Jahrzehnten anhaltenden Strukturwandels mindestens stabil bleiben oder sogar wachsen. Dafür braucht es nach Überzeugung von BDL und BUNDJugend mehr Unterstützung für den beruflichen Nachwuchs bei der Ausbildung, dem Berufseinstieg und der Hofübernahme sowie dem Ausbau der Digitalisierung.
Ausstieg aus klassischer Flächenprämie
Die Tierhaltung soll in Zukunft noch stärker am Tierwohl orientiert werden. Auch die räumliche Konzentration der Veredlung soll zu Gunsten einer breit gestreuten Tierproduktion abgebaut werden. Im Ackerbau drängen die Organisationen auf eine klimaresiliente Landwirtschaft, die in Stoffkreisläufen denkt und ihren Teil zum Klima-, Umwelt- und Artenschutz beiträgt.
In dem Papier wird außerdem gefordert, die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) neu auszugestalten. Für den BDL und die BUNDjugend bedeutet dies den Ausstieg aus den bedingungslosen Flächenprämien. Öffentliche Mittel sollten nach einer Übergangsphase EU‑weit ausschließlich für Ökosystemleistungen und die Kulturlandschaftspflege gewährt werden. Dies sollte explizit auch Leistungen im weiten Sinne des Gemeinwohls und der Ökologie umfassen.
Übernimmt Zukunftskommission den Zehn-Punkte-Plan?
„Miteinander reden ist gut. Aber das Hineindenken und Verstehen-Wollen der anderen war es schließlich, was uns geholfen hat, ein gemeinsames Zukunftsbild für die Landwirtschaft zu entwickeln – trotz stellenweise fast gegensätzlicher Positionen“, beschreibt BDL-Vorsitzende Kathrin Muus, die konstruktive Zusammenarbeit mit der BUNDjugend. Das müsse auch auf anderen Ebenen gelingen, damit Landwirte und Landwirtinnen von der Gesellschaft für die Lebensmittelerzeugung und den positiven Beitrag zu Umwelt- und Naturschutz wertgeschätzt werden. „Zukunft ohne Landwirtschaft gibt es nicht. Darum müssen wir wissen, wie die Landwirtschaft auf lange Sicht aussehen, unter welchen Bedingungen sie umgesetzt und wovon sie leben soll. Diesem Ziel sind wir gemeinsam ein großes Stück nähergekommen“, so Muus.
„Unser Zukunftsbild bietet Landwirtinnen und Landwirten eine Perspektive und schützt gleichzeitig das Klima und die Umwelt. Wir möchten der bisherigen Spaltung zwischen Umwelt und Landwirtschaft ein Ende bereiten, denn wir müssen alle an einem Strang ziehen!“, bringt es Myriam Rapior von der BUNDjugend auf den Punkt.
So interessant der Prozess der Zusammenarbeit beider Verbände ist, der Inhalt des entstandenen gemeinsamen Zukunftsbildes der Landwirtschaft ist entscheidend. Der fließt in die weitere Arbeit der ZKL ein. „Letztlich ist es die Zukunftskommission, die dafür sorgen muss, dass unsere gemeinsame Vision umgesetzt wird. Sie muss der Bundesregierung die Weichen zeigen, die zu stellen sind“, fordert die BDL-Bundesvorsitzende Kathrin Muus.