Brannenburg - In den sozialen Netzwerken verbreitet sich derzeit ein Video: Es zeigt einen Wolf, der über einen abgelegenen Hof schleicht. Das Video sorgt nicht nur für zahlreiche Kommentare, sondern bereitet vielen Landwirten im Landkreis Rosenheim große Sorgen. Der Druck durch die Wölfe werde immer größer, sagt etwa Ralf Huber, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes in Oberbayern. Schon lange warnt der Verband davor, dass sich der Wolf ungehindert ausbreiten könne, da er gesetzlich streng geschützt sei und keine natürlichen Feinde habe. Für Huber steht fest, dass es nun Zeit zum Handeln sei.
Das Wolfsvideo und die jüngsten Risse in Franken und Oberbayern haben auch die Landespolitik erreicht. Den Vorsitzenden des Landwirtschaftsausschusses im Bayerischen Landtag, Dr. Leopold Herz, überrascht das Video nicht: Schon seit vielen Jahren taste sich der Wolf immer näher an menschliche Siedlungen heran. Das sei gerade auch im Oberallgäu der Fall, sagt der FW-Politiker, der seit 1997 BBV-Ortsobmann in Wertach im Allgäu ist.
Effektiver Schutz vor dem Wolf
Für Herz ist klar: Es braucht die Entnahme von Wölfen. „Wir halten es für dringend geboten, den strengen Schutzstatuts des Wolfs auf den Prüfstand zu stellen." Dem Wochenblatt sagte Herz: „Wir werden künftig nicht umhinkommen, den Wolfsbestand zu regulieren.“

Dass sich der Wolf verbreite, sei zweifellos ein Erfolg für den Naturschutz. Doch Herz stellt hierzu eine andere Frage in den Raum - und beantwortet sie gleich selbst: „Wollen wir wirklich, dass hier in Bayern Raubtiere leben, die in der Landwirtschaft immer wieder zu schweren Verlusten führen und vor denen sich viele Menschen in der Natur ganz offenkundig fürchten? Ich denke nicht!“
Auch die Landtagsfraktion der Freien Wähler warne laut Herz vor immer besorgniserregenderen Fällen von Nutztierrissen. „Landwirte wollen nicht für tote Tiere bezahlt werden, sie wollen effektiven Schutz vor dem Wolf. Das funktioniert nur über eine Bekämpfung des großen Beutegreifers. Es genügt nicht, zig Millionen Euro in immer mehr Schutzzäune zu investieren, die die cleveren Raubtiere früher oder später doch überwinden. Stattdessen wollen wir den zunehmend verzweifelten Weidetierhaltern ein angemessenes politisches Angebot machen – und den zu uns kommenden Touristen übrigens auch.“
Eine rasche Reaktion eingefordert
Das sieht auch Oberbayerns BBV-Bezirkspräsident Ralf Huber so - und fordert eine rasche Reaktion: „An den letzten drei Rissen und daran, dass der Wolf in Brannenburg durch die Wohnbebauung läuft, sieht man deutlich, dass der Druck durch die Wölfe immer größer wird. Das ist genau das Problem, das wir Landwirte schon lang ansprechen – wenn man nichts macht, passiert das. Jetzt kann die Politik sich nicht mehr ausruhen, jetzt ist es Zeit zum handeln.“
Konkret nimmt Huber Umweltminister Thorsten Glauber (FW) und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) in die Pflicht. Die beiden Ministerien sollten sich, wie Huber sagt, „endlich zusammensetzen und eine Lösung für unser Problem finden statt immer nur die Zuständigkeiten weiterzureichen“. Ministerin Kaniber habe sich bereits positiv zum Anliegen der Landwirte geäußert. In den nächsten Tagen will Huber das Gespräch mit dem Umweltminister suchen.
Zuletzt häuften sich in Oberbayern, aber auch in Franken, die Wolfsrisse. Ein Wolf war laut einem Sprecher des Landesamtes für Umwelt in Augsburg verantwortlich für die Risse an zwei Ziegen und zwei Schafen, zu denen es am 30. Oktober im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld gekommen war.
In Bergen im Landkreis Traunstein hatte ebenfalls ein Wolf sechs Schafe gerissen. Das bestätigte das Landesamt für Umwelt. Gleichermaßen bestätigt wurde ein Wolf als Beutegreifer eines zweiten Risses, der nur zwei Tage später, am 2. November, aus Aufham-Anger im Landkreis Berchtesgadener Land mit einem toten Schaf gemeldet wurde. In Bad Reichenhall riss ein Wolf ein Kamerunschaf. Untersucht wird noch, ob es sich bei den Rissen in Oberbayern jeweils um verschiedene Wölfe gehandelt hat und welches Geschlecht der oder die Beutegreifer haben.